Der Kinematograph (February 1930)

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24 . Jahrgang Berlin, den 7. Februar 1930 Nummer 32 Der Sieg des Tonfilms ist entschieden Wie „Variety" schreibt, hat sich Adolph Zukor. der Präsi¬ dent der Paramount, in bezug auf den Tonfilm geäußert „Wir werden allmählich die besten Darsteller aller Spra¬ chen nach Hollywood z ehen. Wenn ein Stück in engl scher Sprache produziert ist, wird es für andere Darsteller in andere Sprachen umgeschrieben wer¬ Es besteht kein Zweifel, daß Hollywood wegen klimati¬ scher und anderer Verhältnisse immer der beste Platz zur Pro¬ duktion von Filmen sein wird." Dazu bemerkt .Variety", daO Tonfilme nicht ohne Kräfte der Oper oder des Schauspiels pro¬ duziert werden könnten, die wohi im Osten der Vereinigten Staaten zu finden seien, aber nicht in Hollywood. Propaganda für Hollywood - Tonfilme Es hat gar keinen Zweck inehr, gegen den Tonfilm Stellung zu nehmen. Der Theaterbesitzer hat sich heute gar nicht mehr zu fragen, ob er Tonfilme vor¬ führen wiil oder kann. Es wird einfach eine Selbstver¬ ständlichkeit. Ein Gebot der Zeit und der Stunde, gegen das man sich ebensowenig sperren kann, wie etwa ge¬ gen das elektrische Licht oder die Straßenbahn. Das Capitol ist mit dem Tauber-Film auf Tage hin¬ aus ausverkauft. Alle die die Harvey-Operette der Ufa gesehen haben, die heute zum erstenmal abrollen soll schwören, daß es ebenfalls ein Serienerfolg werden wird, wie man ihn bisher im deutschen Kino nicht ge¬ kannt hat. Proben aus neuerer Pro¬ duktion, die noch nicht im Umlauf ist, beweisen schla¬ gend, daß die deutsche Film¬ produktion sich nach den ersten tastenden Versuchen resolut und erfolgreich in das neue System gefunden hat. Daß sie qualitativ mit Recht beanspruchen kann, mit Amerika gleichgestellt zu werden. Was wir brauchen, sind zweierlei Dinge. Das eine ist eine vernünftige Politik der Apparate-Hersteller und Patentinhaber, die ihre For¬ derungen mit den Rentabili¬ tätsmöglichkeiten in Ein¬ klang bringen müssen. Man wird sich wahr¬ scheinlich in diesen Kreisen ganz von selbst sagen, daß es keinen Zweck hat, Pa¬ tente und Apparate zu be¬ sitzen, wenn schon nach einem halben oder einem ganzen Jahr niemand mehr da ist, der diese herrlichen Erfindungen und Konstruk¬ tionen noch benutzen kann. Das zweite ist d.e immer erneute Mahnung an die Theaterbesitzer, von vorn¬ herein vernünftige Tonfi m- politik zu treiben und sich langsam darauf einzurichten, daß die Spielzeiten der ein¬ zelnen Programme verlän¬ gert werden. Wir glauben natürlich nicht, daß ieder Tonfilm sechs, acht Wochen oder monatelang laufen kann, wie das im einen oder anderen Fall ietzt zu verzeichnen Wir würden, wie hier schon öfter angeführt wurde, aber ein gutes Stück weiter sein, wenn wir grundsätz¬ lich einmal in Deutschland ein Einschlagerprogramm von mindestens einwöchent¬ licher Spielzeit generell als Norm annehmen könnten. Gerade um die Halb¬ wochenspieler handelt es sich, um die Leute, die un¬ bedingt glauben, ein Band¬ wurmprogramm vorführen zu müssen, und die nicht von dem Gedanken abzubringen sind, daß die Quantität ent¬ scheidend sei. Man kann heute nicht mehr sagen, daß sich det Tonfilm nicht durchgesetzt habe, daß er noch im Fxpe- rimentierstadium sei. Es ist bezeichnend, daß die deutschen Rundfunksen¬ der, und besonders diejeni¬ gen, die ein feines Empfin¬ den für die - Popularität haben,' bereits jetzt anfan¬ gen, mehrmals im Monat ganze ' Konzerte zu geben, die nur aus Tonfilmmusik zusammengestellt sind. Es erscheint kein Monats- programm irgendeiner Schall¬ plattenfabrik, in dem nicht Platten aus Tonfilmen auf ge¬ führt sind. In vielen Fällen ist des¬ halb schon jetzt, besonders in kleinen und mittleren Orten, die Zusammenarbeit zwischen Schallplattenläden und Kinotheater zu erwägen. Welche Möglichkeiten sich hier durch gegenseitige Pro¬ paganda ergeben, braucht im einzelnen nicht näher ausgeführt zu werden. Derartige Zusammenarbeit verschiedener gemeinsam interessierter Gruppen ist in Amerika und England all¬ täglich. In Frankreich sehr oft zu finden. Nur in Deutschland geht es damit sehr langsam. Bezeichnenderweise waren es die Amerikaner, die uns hier mit ’utem Beispiel vor¬ angingen Wir erinnern nur an die großen Al-Jolsen-Figuren, die aus jedem Grammo¬ phonladen aufleuchten. Wi rum macht man bei uns nicht so etwas für die Plat¬ ten aus ..Liebeswalzer“ 7 Warum kündigt man die Tauberplatten nicht in die¬ sem Umfange an? Lediglich weil man nicht genügend Energien dahinter¬ setzt und die Abmachungen nicht mit dem notigen Nach¬ druck und der nötigen Um¬ sicht durchführt und durch¬ setzt. ■ Gewiß sind das nur Klei¬ nigkeiten. Aber sie sind letzten Endes entscheidend. Sie tragen mit dazu bei, den Tonfilm zu stabilisieren. Etwas, was sehr schnell ge¬ schehen muß, weil wir ja schon wieder vor einem neuen Wunder, dem der Far- ben-Kir.ematographie,stehen, die mit dem Ton zusammen bereits im nächsten Jahr den amerikanischen Markt und auch den unsrigen beherrschen könnte, wenn wir aufpassen und energisch vorgehen. Vielleicht können wir dann mit der Farbe das er¬ reichen, was uns beim Ton durch die Tücke des Zufalls und des Objekts unmöglich wurde, nämlich gleichzeitig mit Amerika auf dem Plan zu sein. Nicht nur aus Gründen des Ehrgeizes, sondern aus rein kaufmännischen Erwä¬ gungen, die man hier an die¬ ser Stelle ja wahrscheinlich nicht im einzelnen ausein¬ anderzusetzen braucht.