Der Kinematograph (February 1930)

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B EJLLLNS W£S . Berlin, den 8. Februar 1930 Der große deutsche Tonfilmschlager ist geboren „Liebeswalzer “-Premiere Der deutsche Tonfilm tritt seinen Siegeszug in einem Umfange an, den selbst seine begeisterten Vorkämpfer kaum vorausgeahnt haben. Was uns gestern von der Ufa im Gloria-Palast gezeigt wurde, ist nahezu restlose Vollendung. Ist ein Triumph des Kinos Cher das Theater, weil kaum eine neuere Operette auf dem Spielplan der Berliner Schaubühnen zu nennen ist, die es an Wirkung mit dem Liebeswalzer aufnimmt. Zweifellos ist das zunächst eine Folge des volkstüm¬ lichen publikumswirksamen Manuskripts. Hans Müller und Robert Liebmann erzählen die Ge¬ schichte des jungen Fould, der einmal die Automobil¬ fabrik seines Vaters erbt, in der täglich zweitausend Cars produziert und verkauft werden. Bobby, der Held, geht als Generalmanager zum Erz¬ herzog Peter Ferdinand und steht so eines Tages im wah¬ ren Sinne des Wortes gestie¬ felt und gespornt vor der klei¬ nen Prinzessin Eva, in die er sich auch gleich mit amerika¬ nischer Gründlichkeit restlos verliebt. Er ist ehrlich genug, sich nicht als Erzherzog Peter Ferdinand mit dem ent¬ zückenden Mädel verloben zu lassen. Aber er heiratet sie unmit¬ telbar nachher als Bobby Fould, der mit seinem Mil¬ liarden vermögen ja schlie߬ lich, besonders vom Ge¬ sichtspunkt unserer Zeit aus gesehen. keine schlechte Partie ist. Diese amüsante Handlung ist mit selten großem Scharm inszeniert. Es ist die Linie, die wir von Lubitsch aus seinen großen Lustspielen kennen. Gemischt mit jener sonnigen Verträumtheit, die aus Bergers „Walzertraum" strahlt. Wilhelm Thiele hat hier sein ureigenstes Gebiet ge¬ funden. Die deutsche In¬ dustrie hat einen Wink er¬ halten. wie und wo sie ihn ansetzen soll. Da es ein Tonfilm ist. muß zunächst über die Musik und das Musikalische gesprochen werden. Festzustellen, daß Werner R. Heymann ein großer Wurf gelang. Beinahe jeder Takt interessiert. Die Schlager sind mit straffem, klangwirk¬ samem Rhythmus vertont. Der „Liebeswalzer" singt sich süß und einschmeichelnd ins Ohr. „Du bist das süßeste Mädel der Welt“ muß zum ganz großen Schlager wer¬ den. Bobbys Lied wird man bald in jeder Tanzbar hören, und das .O. k.‘‘ wird ein geflügeltes W'ort wer¬ den, das der Büchmann der Operette unter die meistge- brauchten Redewendungen aufnehmen müßte. Glänzend. wie Autoren und Regisseur eine gefähr¬ liche Klippe umschifften, in¬ dem sie Helden und Heldin nur sprechen und nicht sin¬ gen ließen. Hier zeigt sich ein funda¬ mentaler Vorteil vor der Bühne. Wir stellen nach wie vor in den Hauptrollen unsere großen, bewährten, zugkräftigen Stars heraus. Steigern in diesem Falle den Publikumserfolg Willy Ffitschs, Lilian Harveys, Georg Alexanders und fügen diesmal zwei routinierte, po¬ puläre Sänger — Austin Egen und Emmy von Stet¬ ten — hinzu, die im Film genau so nach ein paar Tak¬ ten die Sympathien der Hörer gewinnen wie im Funk und auf der Schall¬ platte. m Es war ein geschickter Schachzug des Komponisten und musikalischen Leiters Werner R. Hey mann, für die musikalische Begleitung Paul Godwin und die Weintraub Synkopators zuzuziehen. Bei¬ de Kapellen haben das gro¬ ße, man kann wohl sagen, europäische Publikum. Wo ein Grammophon surrt, kennt man diese Namen als Mei- Fabrikat: Erich Pommer- Produktion der Ufa Verleih: Ufa Manuskript: Hans Müller und Robert Licbmann Regie: Wilhelm Thiele Musik: Werner R. Heymann Pho'ographie: Bild Werner Bran¬ des, Konstantin Tschelwcrikofl Ton: Dr. Erich Le stncr Hauptrollen: Lilian Harvcy. Willy Fritsch, Georg Alexander Lange: 2469 Meter, 9 Akte Uraufführung: Gloria-Palast