Der Kinematograph (February 1930)

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fr'«. Viele Theaterbesitzer sind des Verleihers Tod Kein Sonderkontingent für Tonfilme mehr Wie wir erfahren, haben die zuständigen Reichsstellen eine Abordnung der amerikanischen Vcrleihbetriebe empfangen, die unter Führung von Gus Schlesinger, dem europäischen Generalrepiäsen'.anten von Warners, stand. Nachdem auf der einen Seite die Repräsentanten der Firmen aus USA. die Berechtigung eines deutschen Film- konlingcnts grundsätzlich zugestanden haben, hat «Ich dei Reichskommissar für Ein- ur d Ausfuhr anscheinend ent¬ schlossen, die Sondeibestimmungen für Tonfilme aufzu¬ heben und damit stumme und tönende Filme in bezug auf die Einfuhr gleichzustellen. Das Kuntingent selbst bleibt selbstverständlich nach wie vor. Es bewegt sich auf de-selben Basis wie im letzten Jahr. Wenn Verschiebungen 1-1 der Zahl der einzuführenden Filme eintreten. so kann sich das nur darauf beziehen, dali vielleicht die eine amerikanische Gruppe ein paar Bilder mehr, die andere ein paar weniger nach Deutschland bringen kann. Seit einiger Zeit schwebt vor den Berliner Gerichten ein Prozeß, der nicht wegen des Objekts an sich oder wegen des Einzelfalls, son¬ dern aus prinzipiellen Grün¬ den eminente Bedeutung für die Beurteilung der Film¬ wirtschaft der letzten Jahre hat. Der Berliner Theatcrbcsit- zer G.. der seinerzeit an dem Finanzkonsorlium beteiligt war, das die ersten D. L. S.- Filmc finanzierte, klagt gegen die übrigen Konsorten auf Rückzahlung der seinerzeit vorgelegter Summe. Jemand, der es genau wis¬ sen muß. hat nun in diesem Zusammenhang gerichtsnoto¬ risch festgestellt, daß selbst für Filme, die man allgemein für große Schlager hielt — wie zum Beispiel „Die schone blaue Donau" — tatsächlich die verauslagten Summen nicht eingenommen worden sind. Eine Tatsache, die weiter nicht verwundert, wenn man auf der anderen Seite hört, daß beim prozentualen Spiel oft Beträge von zwanzig Mark und darunter abgerech¬ net worden sind. Es erklärt sich aus diesen Tatsachen, die jetzt genauer und umfassender bekannt w-erden. auch der seinerzei¬ lige Beschluß des Syndikats, sich nicht nur einfach mit dem prozentualen Spiel zu begnügen, sondern Garantien *u verlangen. interessant ist dieser Pro¬ zeß und dringend der öffent¬ lichen Diskussion bedürftig, nicht wegen der Auseinan¬ dersetzung der Konsorten an sich! sondern wegen der prinzipiellen Bedeutung, die ihm zukommt. Wir können uns einfach nicht denken, daß cs — selbst in kleinen Theatern —* mit rechten Dingen zugeht, wenn sie bei einem F'lm, der nur einigermaßen ein Ge¬ schäft bedeutet. Beträge unter hundert Mark ab- rechncn. Wir sehen aber auch unsere andere Behauptung bestätigt, daß jede Reorgani¬ sation in Deutschland in der Hauptsache daran scheitert, daß wir einen Überfluß an kleinen Theatern haben, die — genau besehen — für ieden Verleihbetrieb, selbst bei verhältnismäßig vernünf¬ tigen Preisen, eine Belastung darslellen. Vor mehr als Jahresfrist wurde im ..Kinematograph" vom filiallosen Verleih ge¬ sell ieben. Es ist klar, daß das eine Angelegenheit ist, die nicht von heute auf morgen reali¬ siert werden kann. Konzerne mit einem gewis¬ sen Filmumsatz un Jahr wer¬ den auf die Bezirksvertretun¬ gen nicht verzichten können Aber gerade die mittleren oder, deutlicher gesagt, alle Verleihbctriebc, die im Jahr zehn bis fünfzehn Programme auf den Markt bringen, kön¬ nen einfach unter den heuti¬ gen Verhältnissen die zur Zeit bestehende Spescnlast nicht tragen. Der Fall der ,,schönen blauen Donau" sollte all¬ gemein zu denken geben, und sollte vor allem auch dann dem Theaterbesitzer die Augen öffnen, wenn es sich um den Bestellschein und um die Dingt handelt, die damit Zusammenhängen. Besonders die Gemein¬ schaft der Berliner Erstauf¬ führungsthea le-, deren Be¬ schlüsse in der letzten Zeit gerade hier an dieser Stelle ausführlich kommentiert wurden, müßte sich eigentlich den Fall G. zur Lehre dienen Man muß sich darüber klar sein, daß das Schreien allein heule seine Wirkung ver¬ fehlt. Daß die Zeiten vorüber sind, wo man stimmungs¬ mäßige Preispolitik machen konnte. Der Kreis der Lieferanten wird immer kleiner. Das ist nach der einen Seite bedauer¬ lich, weil jedes Zusammen¬ schrumpfen einer Industrie irgendwie Verluste zur Folge hat. Aber es tuhrt zweifellos zur Gesundung, die in erster Linie nur durch Preisregulie¬ rung hcrbe'geführt werden kann. Daß diese Angieichung der Leihmieten an die effektiven Erfordernisse selbst beim größten Wohlwollen gegen den Theaterbesitzer nicht in einer Preissenkung, sondern gerade bei mittleren und klei¬ nen Plätzen in einer Preis¬ steigerung bestehen muß, ist gerade an diesem Beispiel, das die Theaterbesitzer am eigenen Leibe erfahren haben, ohne jede Frage. Beim Tonfilm hat man von Anfang an auf vernünftige Verieihquotcn gehalten. Der Prozeß G. contra H. ist der Beweis dafür, daß an eine Reduktion nicht zu denken ist.