Der Kinematograph (February 1930)

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fr'». ■das flieste ■ IIIN-FACH BUTT «»% (I VERLAG SCHERL* BERLIN SW 68 Berlin, den 12. Februar 1930 Das Problem der Stunde Höhere Eintrittspreise Es scheint nunmehr an der Zeit, die Tonfilmdiskussion, die augenblicklich in den Versammlungen des Reichs* verbands Deutscher Licht* spielthcaterbesitzer einen breiten Raum einnimmt, auf ein vernünftiges Gleis zu schieben. Wir haben bereits darauf hingewies^n. daß in Böhmen unter noch ungünstigeren Verhältnissen als bei uns mit der Einführung des Tonfilms eine ganz erhebliche Erhö* hung des Eintrittspreisniveaus stattgefunden hat. Wir haben inzwischen wei¬ ter feststellen können, daß auch in Wien dasselbe Prin¬ zip wie in Prag befolgt wor¬ den ist. So hat das Haydn- Kino, das bei stummen Fil¬ men seine Preise von 1.— bis 2.50 Schilling staffelte, bei tönenden Bildstreifen die Preise von 1.40 bis 4.— Schil¬ ling festgesetzt. Das Central-Kino in Wien nahm bei stummen Filmen 1.30 bis 3,50 Schilling und erhebt bei Ton 1,50 bis 4,50 Schilling. Das Schweden-Kino, das bei stummen Filmen 1,— bis 2.50 Schilling erhebt und das früher schon bei Gro߬ filmen seine Preise von 1.30 bis 4.— Schilling staffelte, verlangt bei Tonfilmen 1,50 bis 4,50 Schilling. Selbst in einer Reihe von kleinen Kinos und in sämt¬ lichen Theatern der Hugo- Engel - Film - Gesellschaft ist der billigste Platz bei Ton¬ filmvorführungen von 1,— Schilling auf 1,20 und der teuerste von 2.50 auf 4,— Schilling erhöht. Die Zahlen aus anderen europäischen Hauptstädten liegen uns im Augenblick noch vor. Wir wissen aber bereits aus den Berichten unserer Korrespondenten, daß diese Preissteigerung überall mit Erfolg vorgenommen wurde, und daß nirgends so etwas wie ein Rückschlag zu verzeichnen war. Es gehört nur der Mut einer einzelnen Firma dazu, in Deutschland bahnbrechend vorzugehen. Aber bei uns geht man eher, wenn das Geschäft gut¬ geht, mit den Preisen her¬ unter. Die Theaterbesitzer trauen sich selbst nicht und wundern sich dann, wenn ihnen die Fabrikanten und Verleiher nicht trauen. Man wende hier nicht ein. daß es gerade die neuen Großtheater gewesen sind, die hier und da auf den Preis drücken. Es kommt ja, wie die Dmge in Deutschland liegen, gar nicht darauf an. ob ein The¬ ater von fünfzehnhundert oder tausend Plätzen die ersten zwei Reihen zu einem verhältnismäßig billigen Preis abgibt. Wir halten dieses System zwar auch nicht für vorbild¬ lich. Aber es mag immerhin Städte geben, wo man zu * lchen Mitteln greifen muß, die so lange ungefährlich sind, als sie in gewissen Grenzen bleiben. Sieht man aber von diesen Ausnahmen ab, so bedeutet eine durchschnittliche Er¬ höhung von zehn oder zwan¬ zig Prozent für uns bereits eine ganze Menge. Gewiß wird hier und da der örtliche Steuersatz zu Komplikationen führen und den Hauptteil vom Gewinn wegr.ehmen. Wir sind aber der Mei¬ nung, daß mar. in solchen Fällen versurhea muß. einen Kompromiß ru -chließen, und daß es vielleicht auch gar nicht so schlecht wäre, grund¬ sätzlich darauf hinzuwirken, daß wenigstens insofern eine LustbarkeiUsteuerrcform ein- tritt, als Preiserhöhungen, die infolge ces Tonfilms not¬ wendig sind steuerfrei blei¬ ben. Man weise diesen Vorschlag nicht einfach von der Hand und behaipte nicht, daß so etwas unmöglich sei. Es ist bekannt, daß die Revision der Lustbarkeits¬ steuer vor allem deswegen nicht weiterkommt, weil heute im Reichsrat und in den Landesregierungen nie¬ mand den Mut hat, das Steueraufkommen der Städte irgendwie zu beschneiden. Das ist verständlich und ergibt sich beinahe naturnot¬ wendig aus der radikalen Änderung der gesamten Fi¬ nanzsituation Deutschlands. Aber cs scheint doch, als ob hier ein Ausweg gegeben ist. Wenn man uns den Mehrpreis steuerfrei läßt, be¬ schneidet man den Städten die bisherigen Einnahmen nicht und gibt der Filmindu¬ strie die Möglichkeit, das, was über die jetzigen hinaus er¬ hoben wird, vollständig für sich zu haben. Diese Preiserhöhung ist aber nicht nur allein im In¬ teresse des Theaterbetriebes notwendig. Wir müssen die Einnahmen im Zeitalter des Tonfilms auch beim Verleiher und Fabrikanten steigern. Die Anforderungen, die rein fabrikatorisch an das