Der Kinematograph (February 1930)

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Elekirola-Begleitung zum stummen Film Sturm aut drei Herzen Fabrikat: Primus-Film Verleih: Metropol-Film Länge: 2104 Meter, 7 Akte Uraufführung: Primus-Palast Dem Textautor Ludwig Fritsch schweb’e wahrschein¬ lich die Idee vor, im Film ein¬ mal das Erwerbsleben des jun¬ gen Mädchens von heute au zeigen, das auf die Heirat und damit Versorgung nicht mehr rechnen kann, ln der Tat ist diese Angelegenheit heute ein kompliziertes soziales Problem, dem man natürlich, je nach der Einstellung, nur ernste oder auch heitere Seiten abgewin- Leider versandet der Ver¬ such vollkommen in jener Schablone, die wir aus unzähli¬ gen Filmen kennen und die das Thema zum Schluß widerlegt, indem drei Verlobungen zur Freude des Publikums einen ganz besonders glücklichen Ausgang linden. Wolfgang Neff bat sich mit seiner bekannten Routine ge¬ holfen. Er verdirbt nichts, aber er ist auch bar origi¬ neller Eintälle. Die drei ge¬ stürmten Herren v aren den Damen Betty Bird, Anita Dor- ris und Valerie Boothby anver¬ traut, während sich die Her¬ zensstürmer als Oscar Marion, Andre Mattoni und Ernst Rückert herausstellten. Viel besser als die Hauptdarsteller, die sich ebenfalls mit einer glatten Routine behalfen, waren ein paar Chargendarsteller, vor allem Trude Berliner, Olga Engel und Henry Bender. Die Zwischentexte des Herrn Charlie Roellinghoff, die dem Film eine gewisse Würze geben sollten, erreichten stel¬ lenweise diesen Zweck nicht. Trotzdem darf nicht ver¬ schwiegen werden, daß sich ein Teil der Zuschauer außer¬ ordentlich gut amüsierte. Der deutsche Ton- film in Böhmen Eine Reine von deutsch-böh¬ mischen Lichtspielhäusern (Prag, Brünn, Karlsbad, Warnsdorf, Gablonz, Reicbenberg, Mäh¬ risch-Ostrau, Teplitz-Schönau) ist mit Klangfilm-Apparaturen ausgerüstet. In Warnsdorf läuft auf der Klangfilm-Apparatur der Aafa- Film „Dich hab ich geliebt" bei stärkstem Besuch. In Rei¬ chenberg läuft auf Klangfilm „Atlantic" in deutscher Fas¬ sung, der Andrang ist enorm. ln Gablonz steht in der drit¬ ten Woche die deutsche Fas¬ sung von „Atlantic" auf dem Spielplan. Nach der „Grammophon" kommt jetzt auch die „Elek- trola" und bietet komplette Schallplattenmusik zu einzelnen Im Gegensatz zu „Grammo¬ phon Cinemax", die nach und nach dem Theaterbesilzer ein Repertoire von einigen hundert Platten liefert, die jeweils wie¬ der bei einzelnen Filmen ver¬ wendet werden können, bringt die „Eiektrola" komplette Sätze auf den Markt, die vom Ver¬ leiher mit dem Bild versandt werden. Als Probest iel sah man den ..Donauwalzer" der Aafa, zu dem Hans Heinrich Dransmann die Musik zusammengestellt hat. Die gesamte Begleitung be¬ findet sich auf zehn doppelsei¬ tigen Platten und soll zum Preise von etwa siebzig Mark pro Woche verliehen werden. Vorgefühlt wurde diese Plat¬ tenmusik auf einem Elektrola- Apparat. der etwas über tau¬ send Mark kostet, und der das große Capitol klanglich voll¬ kommen ausfüllte. Die Illustration von Hans Heinrich Dransmann war im großen und ganzen amüsant und interessant. Hier und da klappte die Sache nicht so minutiös, wie man das in Berliner Uraufführungsthea¬ lern gewohnt ist Kleine Feh¬ ler, die vielleicht an der Bedie¬ nung des Apparats oder an an¬ deren Umständen lagen, die nicht ausschlaggebend ins Ge¬ wicht fallen. Vielleicht war Hans Heinrich Dransmann insofern etwas be¬ engt, als er in erster Linie aus dem großen Repertoire der Eiektrola auswählen mußte. Das hat aber auf der ande¬ ren Seite den Vorteil, daß man an einzelnen Stellen die be¬ deutendsten Orchester der Welt hörte, daß der „Dorauwalzer" von einem Orchester von hun¬ dertfünfzig Musikern dargebo¬ ten wurde, die unter Leo Blech seinerzeit jene Aufnahme für den üblichen Elektrola-Bedarf gemacht wurde. Alles in allem handelt es sich um ein interessantes Experi¬ ment, über das wir grundsätz¬ lich schon vor längerer Zeit schrieben und das vor allem dazu dienen wird, dort auszu¬ helfen, wo zwischen tönenden Filmen stumire Bilder zur Vor¬ führung gelangen, für die man bisher immer wieder aushilfs¬ weise ein Orchester benötigte.