Der Kinematograph (February 1930)

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fr"'*!!!?!??**»* m m 1 1 VERLAG SCHERL* BERLIN SVS Berlin, den 18. Februar 1930 Kinder dürfen verbrennen Eine Berliner Tageszeitung berichtet über einen äußerst interessanten Fall, der mehr als alle Proteste von unserer Seite aus, die geradezu leicht¬ fertige Praxis gewisser Amts¬ stellen beleuchtet, die im Kino nicht genug Vorschrif¬ ten erfinden können, während sie umgekehrt, bei sogenann¬ ten filmischen Elternabenden und bei Schulvorsteliungen nicht weitherzig genug sein können. Der Fall selbst lag folgen¬ dermaßen: Ein Arbeiter-Sportverein wünschte in einer Schulaula einen Filmabend zu veran- Die Baupolizei versagte die Genehmigung, weil die Sicher¬ heitsvorschriften nicht erfüllt seien. Das schien dem Sportver¬ ein kaum glaublich, weil in demselben Raum- mit dem¬ selben Apparat und dem gleichen Vorführer laufend Filmveranstaltungen für die Kinder der betreffenden Schulen und deren Eltern stallfanden. Verantwortlich für diese Kino-Gastspiele ist der Bild- spicibund deutscher Städte, bzw. dessen Berliner Orts¬ gruppe. Selbstverständlich erhob der Sportverein bei der Bau¬ polizei Protest und wünschte die Gründe für diese seltsame Differenzierung zu erfahren. Bei der Baupolizei wurde daraufhin erklärt, daß der¬ artige Filmveranstaltungen unter Dispens der üblichen feuerpolizeilichen Vorschrif¬ ten. wohl bei Filmveranstal¬ tungen gewährt werden dür¬ fen, die für Kinder über sechs Jahren bestimmt sind. Daß aber Vorstellungen, die von Erwachsenen besucht werden, wegen Lebensgefahr verboten Diese Entscheidung er¬ folgte auf Grund einer Ver¬ ordnung des Polizeipräsi¬ denten. Der Sportverein ließ nun die nächste Kindervorstel¬ lung kontrollieren. Er stellte fest, daß dreihundert Kinder zwischen sechs und neun Jah¬ ren anwesend waren, drei Lehrpersonen, zirka zwanzig Frauen und ein paar Männer. Das Berliner Blatt erhebt mit Recht die Frage, ob die Lebensgefahr bei derartigen Veranstaltungen für Kinder geringer sei, oder ob das Leben von Kindern weniger hoch eingeschälzt wird wie das von Erwachsenen. Wir haben von uns aus diesen Feststellungen nichts hinzuzufügen. Für uns ergibt sich die Not¬ wendigkeit, auf Grund dieser Tatsachen sofort bei den zu¬ ständigen Stellen dafür zu sorgen, daß endlich mit dem Unfug der Spielerleichterung für Schulvorstellungen ein für allemal Schluß gemacht wird. Wir erkennen ohne weiteres an, daß das Schulkino seine Berechtigung hat. Es soll in keiner Weise etwas gegen Veranstaltungen von Bild- spielbiinden oder Schulen ge¬ sagt werden, wenn sie den¬ selben gesetzlichen Vorschrif¬ ten unterliegen wie reguläre Kinovorstellungen. Kann sich eine Schule Ein¬ richtungen in der gesetzlich vorgeschriebenen Form nicht leisten, so soll sie freund- lichst mit einem Kinobesitzer in der Nachbarschaft entspre¬ chende Abkommen treffen. Eine Reihe von Schulen in Berlin und im Reich hat mit derartigen Abkommen die besten Erfahrungen ge¬ macht. Zwischen den einzel¬ nen Lehranstalten und den Kinos sind absolut tragbare Vereinbarungen getroffen worden, die deshalb beson¬ ders leicht möglich waren, weil ja die Schulveranstal¬ tungen außerhalb der regu¬ lären Spielzeit Legen. Die Zuscnrmensctzung der Programme liegt in den Hän¬ den der Schule. Es können genau so gut erläuternde Vor¬ träge gehalten werden wie im Klassenzimmer. Aber die persönliche Sicher¬ heit von Lehrern und Kin¬ dern ist gewahrt. Fragen, wie sie die Berliner Tages¬ zeitung aus obigem Anlaß aufwirft, sind ein für allemal erledigt. Glaubt aber eine Schule unbedingt ein eigenes Kino besitzen zu müssen, wilt man unbedingt die Aula zum Film¬ theater machen, dann möge man freundlichst dieselben Bestimmungen beobachten wie die Kinos. Denn schließlich müßte man gerade in einer Schule bei Kindern viel strengere Maßstäbe aniegen als bei Vor¬ stellungen der Erwachsenen. Der Arbeiter-Sportverein, um den cs sich hier handelt, führt das Verbot zum Teil auf den Umstand zurück, daß er den Film „Zehn Tage, die die Welt erschüttern" spielen wollte. Das lenkt die Aufmerksam¬ keit darauf, daß auch Schul¬ vorstellungen nicht immer reine Lehrfilme in ihr Pro¬ gramm auf nehmen. Den Schülern zeigt man allerdings belehrende Bilder wie „Simba" oder den „Piz Palii". Die Erwachsenen aber be¬ kommen. wie man aus den einschlägigen Organen fest- slellcn kann, beinahe das gleiche Programm wie in je¬ dem anderen Kino vorgesetzt. . Derartige Vorstellungen haben zweifellos nicht nur