Der Kinematograph (February 1930)

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Der neue Verbandskurs in Thüringen Innerhalb des bisherigen Be- klarmachen wollte, daß die Tonfilmbegeisterung de., Aus¬ landes mehr oder weniger ein Bluff sei. Wer sich irgend etwas an¬ sieht, kann immer nur den Eidruck bekommen, den seine Augen aufzunehmen im¬ stande sind. Dabei sehen viele Leute so schlecht, daß selbst die beste Brille ihnen nicht mehr helfen kann. Ein Kranker oder jemand, der die Situation nicht mehr versteht, ist aber nie ma߬ gebend gewesen. An diesen Satz gestatten wir uns, ge¬ rade im Augenblick aus die¬ sem und jenem Grund zu erinnern. Filmte« mit Lilian Harvey und Willy Fritsch „Um 14,24 mit dem FD-Zug \on Basel kommen Lilian Har¬ vey und Willy Fritsch persönlich in Frankfurt an." So oder ähn¬ lich las man es in den Frank¬ furter Trgeszeitungen, und eine Schar von Backfischen und Jünglingen wartete am Bahnhof, um ihre Filmlieblinge zu be¬ grüßen. Eine Stunde später war die Presse zum Tee ge¬ laden und ließ sich von den beiuen Stars, die auch außer¬ halb der Leinwand sym¬ pathische und natürliche Men¬ schen sind, so mancherlei er¬ zählen. Harvey und Fritsch kamen direkt aus der Schweiz, wo sie den Tonfilm „Liebes - .valzer" in Zürich und Basel aus der Taufe hoben und freudig berichten konnten, daß der Er¬ folg ein ganz ungeheurer ge¬ wesen ,t. Ähnlich ging es auch in Frankfurt. Die von den Her¬ ren Pulch und Spier glänzend aufgezogene Feslvorslellung im Ufapalast war natürlich ausver¬ kauft. Selten hat ein Film eine derart vorzügliche Presse ge¬ funden wie gerade der „Liebes- Als der Schlußtitel auf- flammte und die beiden Künst¬ ler sich persönlich zeigen konn¬ ten, prasselte ein Beifall los, wie man ihn im Ufapalast bis¬ her wohl kaum gehört hatte. Fritsch hielt eine ganz kurze Ansprache, und zwar knüpfte er an die ersten Bilder des Fibns an, wo Junkermann als amerikanischer Autokönig Fould den Versuch unternahm, einen dem Frankfurter ähnlichen Dia¬ lekt loszuwerden. Fritsch erklärte, daß er im Sinne des Films eigentlich der Sohn eines Frankfurters sein «r aase und sich deshalb ganz besonders freue, gerade die Frankfurter persönlich begrüßen zi-krverbandes der Ostthürin- giiehen Lieh t spiel theaterbe- si zer hat man eine außer¬ ordentlich bemerkenswerte In¬ tensität entwickelt. Der Be- re.ch der Organisation, bisher au/ Ostthüringen begrenzt, ist aut den ganzen Bezirk Thürin¬ gen ausgedehnt worden. Der neui Bezirksverband Thüringen wei:;t jetzt bereits über 100 Mitglieder auf. D e Februartagung der Thü¬ ringischen Organisation Erfurt trug den Charakter einer großen prinzipiell wichtigen Aussprache mit Vertretern der thürtcgischen Regierung und des Reichsverbandes. Es waren anwesend Staalsminister Dr. Kästner, Staatsrat i. D. Führt, Staatsrat a. D. Kravse, Dr. Kupka als Vertreter der Handwerkskammer, Dr. Diesel, die Stadtverordneten Dr. Breier, örtel, Mitglied des Thüringischen Landtages, und die Herren Siegfried und Huyras. Ein umfassendes Referat über alle aktuellen Fragen erstattete Direktor Huyras. Staatsminister Dr. Kästner wies auf die Über¬ lastung der gesamten Volks- wirtsclaft hin. Die Regierung habe cen festen Willen, dieser Not zu steuern und vor allem die Finanzen des Staates in Ordnung zu bringen. Der Zu¬ sicherung des Sprechers, die Wünsche und Forderungen des Lichtspielgewerbes zu beach¬ ten, wird man sich gern erinnern. befürwortet in eingehender Darlegung einen Zusammen¬ schluß der russischen Film¬ industrie, um so die Pro¬ duktion und den Vertrieb sowie alre Importoperati¬ nen unter einer einheitlichen Leitung rationell zu konzentrie¬ ren. Zur Kennzeichnung der jetzigen Lage führt das Blatt an. daß z. B. die 41 Lichtspielthea¬ ter Moskaus von 15 verschiede¬ nen Filmorganisalionen geleitet werden. Die einzelnen Gesell¬ schaften und Regisseure ver¬ suchen aus kaufmännischem In¬ teresse und Konkurrenzneid einander zu schädigen, statt die eigenen technischen und künst¬ lerischen Erfahrungen, in ge¬ meinsamer Arbeit an der Ent¬ wicklung des Sowjetfilms, mit¬ einander auszutauschen. Dar¬ unter leide vor allem der in Entstehung begriffene russische Tonfilm und das allgemeine Tempo der Herstellungsfristen; die 110 Regisseure Sowjetru߬ lands (Sowkino, Meshrabpom- film, Kino-Sibir, Wostokkino) stellen z. B. im laufenden Pro¬ duktionsjahre nur 94 Filme her. Staatsrat Krause warb für den Gedanken eines engeren Zusammenarbeiten mit den einzelnen Berufsständen. Er kritisierte sehr scharf die be¬ absichtigte Anziehung der Steuerschraube. Schon die Er¬ wägung der Einführung neuer Steuern zeuge von beispielloser Weltfremdheit und Unkenntnis der gegenwärtigen Wirtschafts¬ lage. Siegfried (M. d. R.) gab eine erschöpfeade Darstellung der Lage des Lichtspielgewerbes und der immer neuen Be¬ lastungen und Hemmungen, die dem Gewerbe drohen. Die Ergänzungswahl für den Vorstand brachte die einstim¬ mige Wahl des Herrn Karl Lieblich (Erfurt). Als Beisitzer wurden Fiesinger - Eisenach. Götze-Arnstadt und Kiescwet- ter-Neustadt gewählt. Zu der Spio-Frage wurde be¬ schlossen: Der Bezirksverband Thüringen beauftragt den Lan¬ desverband, unverzüglich beim Reichsverband die Kündigung der Mitgliedschaft bei der Spio zu beantragen. Bei der Aus¬ sprache über diesen Punkt wurde über Einzelvorfälle, die mit der Arbeit der Spio in Zu¬ sammenhang stehen, lebhaftes Befremden geäußert. So emp¬ findet man es als sehr befremd¬ lich, daß die Spio den bekann¬ ten Steuerfilm nicht gebühren¬ frei verleiht, obwohl doch die Theaterbesitzer der Spio er¬ hebliche Zuwendungen machen. Dabei überragen die Herstel¬ lungskosten diejenigen der westeuropäischen Produktion. Es würde sich bei einer solchen Fusion nur um die Filmorgani¬ sationen der Russischen Sow¬ jetrepublik handeln. Die künst¬ lerische und wirtschaftliche Selbständigkeit der ukraini¬ schen staatlichen Wufku und der anderen nationalen Filmge¬ sellschaften der Sowjetunion bliebe unberührt. Man kommt also anscheinend in Rußland allmählich zur Be¬ sinnung. Es wird das bestätigt, was hier schon mehrfach fest¬ gestellt wurde. Es kommt noch hinzu, daß nicht nur die Herstellungskosten größer sind, sondern auch die Einnahmen geringer, und daß vor allen Dingen das Auslands¬ geschäft der Russen selbst bei Filmen, die an sich ein Ge¬ schäft hätten sein können, ge¬ radezu katastrophale Resultate gebracht hat. Man wird all¬ mählich auch in Rußland ein- sehen, daß man Film und Poli¬ tik auseinanderhalten muß, wenn man wirklich auf dem Weltmarkt eine Rolle spielen wilL Fruchtbarkeit Fabrikat: Verlag wissensefaftf. Verleih: Deutsche Universal Länge: 2357 Meter, 5 Akte Uraufführung: Merc des-Palast Als zweiter Teil des Ehe¬ films von Dr. van de Velde, der, wie man weiß, einer der größten Erfolge der vergange¬ nen Saison war, erschein* jetzt „Fruchtbarkeit". Eberhard Fro- wein hat nach einem Manu¬ skript des holländischen Arztes gearbeitet und das Thema in seiner bekannten Art gestaltet, indem er die Tendenz, der hem¬ mungslosen Fortpflanzung vor¬ zubeugen, in eine Spielhand¬ lung brachte und die eigent¬ liche Idee in einer Reihe ge¬ schickt gestellter Trickbilder zeigte. Die Handlung ist ein¬ fach und sympathisch, die Ge¬ schichte eines jungen Arztes, der durch das Elend in einem kinderreichen Fabrikdorf zum Vorkämpfer der Empfängnis¬ verhütung wird. Das heikle Thema ist mit Ernst und Dis¬ kretion behandelt, niemals wird dem Pikanten Raum gewährt. Van de Velde kämpft auch nicht gegen den augenblicklich stark umstrittenen $ 218 an, denn er lehnt chirurgische Ein¬ griffe wegen ihrer Gefährlich¬ keit ab und will es von vorn¬ herein nicht so weit kommen lassen. Der Ton des Films ist an vielen Stellen lehrhaft und dozierend, aber überall so ge¬ halten, daß auch ein ganz ein¬ faches Publikum folgen kann. Die Trickbilder sind gut ge¬ stellt und zeigen, wohin es führt, wenn der schrankenlosen Vermehrung nicht Einhalt ge¬ boten wird. Ein paar soziale Gegensätze zwischen den ein¬ zelnen Bevölkerungsschichten sind zwar etwas kraß darge¬ stellt, aber der aufklärenden Tendenz zugute zu halten. Van de Veldes Forderung an die Familie, nicht mehr Kindern das Leben zu schenken, als sie auizuziehen vermag wird über¬ all mit Sympathie entgegen- genommen werden. In der Spiethandlung, die ja nicht mehr als ein Rahmen sein soll, fiel besonders Paul Henckels durch diskretes Spiel auf. Der Film berührt das brennendste Problem der Gegenwart; er wird deshalb überall ein be¬ deutender Erfolg sein, der den Ehefilm an Nachhaltigkeit über¬ trifft. Sie kommen vom Gebirge her Regisseur Robert Land ist mit seinem Ensemble vom Eib- see zurückgekehrt, wo er im Gebiet der Zugspitzgruppe die Aufnahmen zu „Liebe und Champagner" beendet hat. Zusammenschluß der sowjetruss. Filmindustrie Die „Wetscbernaja Moskwa“ zu können.