Der Kinematograph (April 1930)

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ses Beispiel zu exemplifizie¬ ren. Etwas, was aus den verschiedensten Gründen im Augenblick unterbleiben soll. * Bemerkenswert auch das Beiprogramm. Man sieht einen Tier-Trickfilm mit dem schonen Titel „Die Meister¬ singer“, der die Konkurrenz mit den vielberühmten Micky-Filmtn in jeder Bezie¬ hung aufnimmt. Man möchte sogar beinahe behaupten, daß dieser deut¬ sche mus* italische Humor stärker wi.-kt, besser poin¬ tiert ist als gleichwertige Auslandsfilme, etwas, was im Augenblick noch nicht end¬ gültig entschieden werden kann, weil die Trickge¬ schichte in diesem Programm etwas zu lang ist. Man sah außerdem noch eine wirklich hübsche Na¬ turaufnahme „Im Salon der Meeresungeheuer", die auf dem Wege zur Popularisie¬ rung des tönenden Kultur¬ films ein gutes Stück weiter- bringt. Außerdem läuft ein Cou¬ plet des Müncheners Weiß- ferdl. Etwas für Freunde des bajuvarischcn Humors. Der Tonfilm als Propagandamittel Von unserem ständigen New Yorker P. F.-Korrespondenten. Die amerikanische Industrie beginnt sich langsam der Tal¬ kies als Propagandamittel zu bedienen. Ein Department- Store in Chicago machte den Anfang, in dem es drei Vor¬ führungen in seinen Räumen veranstaltete und zwischen den einzelnen Filmen seine „Bar- gains" ankündigte. Die Sucher werden, abgesehen von dem Vergnügen, kostenlose Filme zu sehen, in wenigen Minuten von allem unterrichtet, was erst durch mühsames, langes Wan¬ dern herausgefunden werden kann. Die Methode wirkte prompt, denn schon nach zwei Tagen, da diese Einrichtung ge¬ troffen wurde, steigerten sich de Verkäufe in namhafter Weise. Radio richtet sich nunmehr darauf ein, die Heime zur Vor¬ führung von Sprechfilmen und von Tonfilmen auszunutzen. Radios Photophon wird für 16 Millimeter Tonfilm als ge¬ eignet hingestellt und auch De Forest ist zur gleichen Ent¬ scheidung gekommen. Am in¬ tensivsten hat jedoch in dieser Beziehung die Universal gear¬ beitet, welche in Long Irland eine „Show-at-home'-Filmstadt zu errichten gedenkt. Um die Tonfilme in den Heimen ein¬ zuführen, müssen sic als Origi¬ nale hergesteilt und nicht nur einfach eine Verkleinerung von Bildern sein, die in Kinothea¬ tern gezeigt werden. Es wurde ausgerechnet, daß die Verbrei¬ tung des Heimfilms außer¬ ordentlich groß sein kann. Ge¬ genwärtig sollen 200 000 Heime in den Ver. Staaten mit Projek- tionsmascbinen versehen sein und bei entsprechender Kulti¬ vierung und Bearbeitung kön¬ nen ungefähr 2 Millionen Heime mit Apparaten versehen wer¬ den. bzw. kann auf diese An¬ zahl gerechnet werden. Bis jetzt haben die Heimkinos keinen bemerkenswerten Einfluß auf die Industrie genommen. Durch die Heimfilme käme die Film¬ industrie in die Lage, einen hervorragenden Einfluß auf die Völker der ganzen Welt zu neh¬ men, besonders auf die wohl¬ habenderen Kreise in Amerika. De Forest behauptet, daß die Vorrichtungen für das Hauskino bereits so vollkommen sind, daß die Apparate bereits im nächsten Monat auf den Markt gebracht werden sollen. Sollte es tatsächlich gelingen, das Heimkino billig einzuführen und eigene Filme, wie es be¬ absichtigt ist, für diesen Zweck herzustellen, dann wird tat¬ sächlich der von Hays behaup¬ tete Einfluß des Films für ein erhöhtes Verlangen nach amerikanischen Produkten eine ganz ungeahnte Steigerung er¬ fahren und für die zukünftige Prosperität der Vereinigten Staaten wertvoll sein. Nach Hays leisten die Filme der amerikanischen Geschäftswelt einen Dienst, der größer ist, als die Millionen der direkten Ver¬ käufe, größer sogar als der direkte Lebensunterhalt, wel¬ chen die Industrie den Ange¬ stellten und ihren Familien, ins¬ gesamt 1 250 000 Leute, bezahlt. In seinen jüngsten Ausführun¬ gen sagte er, „daß der Film zu jedem amerikanischen Heim und zu Millionen kaufkräftiger Men¬ schen im Auslande den Wunsch nach amerikanischen Produkten bringt. Der Lebensstandard be¬ wegt sich in ansteigender Rich¬ tung; wir wollen mehr, wir kaufen mehr, und zu diesem Kreislauf gesteigerten Verlan¬ gens trägt die Filmindustrie jeden Tag bei. Die Universal kündigt Refor¬ men in ihrem Produktionspro¬ gramm an, die nächste Saison in Kraft treten sollen. Dieses Jahr bat die Universal 57 Pro- grammbilder, 300 ,.Shorts”, ein¬ schließlich 52 Oswald Cartoons, nebst den Filmneuigkeiten fer- tiggestellt. Die Universal will sich nächste Saison auf 20 Großfilme, die allerdings mit größeren Mitteln hergestellt und wirkliche „Features" wer¬ den sollen, beschränken. Für die 20 Filme sind 12 Millionen Dollar präliminiert. Die Western Filme werden beibehalten, je¬ doch ohne Hoot Gibson und Ken Maynard und mit Rücksicht¬ nahme auf den gegenwärtigen Geschmack, den großen Western Talkies, die für sich eine eigene Klasse bilden, gegenüber den bisher hergestcllten kleineren Filmen der Vorzug gegeben. John Boies und Lupe Velez sind mit langfristigen Verträgen fest¬ gelegt und dürften in der näch¬ sten Saison die meistverwende- ten Stars der Universal wer¬ den. Wie es heißt, sollen die Radio Pictures einen Te.l der Universal Studios in Universal City, die durch die Reduktion des Produktionsprogramms vor¬ läufig keine Verwendung finden, für ihre Produktion mieten. Roxy hat vor kurzem das Jubiläum seines dreijährigen Bestandes gefeiert. Während dieser Zeit haben 20 Millionen Personen, das sind ungefähr 7 Millionen pro Jahr, die Vor¬ stellung besucht. Roxy be¬ schäftigt 580 Personen, hat einen uniformierten Stab von 110 Plätzeanweisern, Pagen und Turstchern und ein Orchester von 100 Mitgliedern. im Kostümdepartment sind 30 Per¬ sonen beschäftigt. Das Jubi¬ läum bol vielen den willkom¬ menen Anlaß den erfolgreichen Direktor S. L. Rothafel, der es verstanden bat, das von ihm ge¬ gebene Versprechen, das Thea¬ ter stets auf einem künstleri¬ schen Niveau zu halten, zu erfül¬ len. Sein Orchester und das künstlerische Programm ge¬ hören zum Besten was in den Vereinigten Staaten zu sehen ist. Das große Wagnis, als welches die Errichtung eines so kostspieligen Hauses, das mehr als 6000 Personen faßt, betrach¬ tet wurde, ist vollkommen ge¬ lungen, und in der Tat ist es nebst Paramount das bestbe- suchteste Haus. In dieser Woche fand im Rozytheater die Erstaufführung des Universsl- Großfilms „Die Marseillaise“, dessen Titel jedoch wegen der den Amerikanern wenig geläufi¬ gen Aussprache in „Captain of the Guard" umgeändert wurde, statt, die durch die persönliche Anwesenheit der beiden Haupt¬ darsteller John Boies und Laura La Plante besonders feierlich gestaltet wurde. Wie schon der Titel sagt, spielt der Film zur Zeit der 'ranzösischen Revolu¬ tion und behandelt die Sch' fung der Marseillaise durch Rouget de ITsIe. Der Film ist in einem feurigen Tempc , schrieben und gespielt, enthält wuchtige Massenszenen, die verständig und wirksam behan¬ delt sind, und humorvolle Sze¬ nen vom Hofe Ludwig XVI John Boies entwickelt als Rou¬ get de rixle in den dramal sehen Szenen viel Kraft und li dividualität und verfügt übi eine kräftige, gutausgebiloele Baritonstimme von sympathi¬ scher Klangfarbe. “ geschmackvoller Sänger, der die Schule Jean de Reszkes genos¬ sen hat. Laura La Plante al» „Torch" ist im ersten Teil, w« sie die bescheidene Tochter des, royalistisch gesinnten gibt, ausgezeichnet, jedentalls viel besser als im zwei als Führerin der Mass« Film wurde von Paul Fejos be¬ gonnen und von John Robert son beendigt, so daß man nicht weiß, was auf das Konto Fejos und was auf das Konto Robi son zu setzen ist, doch zeichnet der letztere als der allein Ver antwort liehe. Im Paramount wurde Mischung von Romantik Humor un'er dem süßen Name* „Honey“ serviert, die auf de« Schwank „Komme heraus an* der Küche", der bereit« Jahre 1916 Lacher gefundt:. - basiert. Der romantische Ted wurde durch einige iberfl«*' sige Lieder bestritten, mit den«» der Film dem Zeitgeist Rech¬ nung tragend, garniert wurde- Alles in allem ein unterhalt«* - der Film, in welchem die sei^ - ten Stellen nicht stören W* Darbietung ist ungewöhnlich gut, besonders Jobyna _ H*J^ land, welche eine wohlhi * keine gute Sängerin aber «>•* um so bessere Darstellerin •* Skeets Gallagher, der eine »*“ ner besten Leistungen »•** bringt, und Harry Green. * von unwiderstehlicher Korn ^ ist. Die Regie wird von " ‘ ley Ruggles besorgt und ii* * Anfang ein bißchen schwer^ Ug. auch die Photographie zu wünschen übrig.