Der Kinematograph (June 1930)

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Steuerskandal in Wei^ensee Dir Harmonie - Lichtspiele G. m. b. H. in WeiBensce, die bei ihrem Betrieb bereits einen großen Betrag zugesetzt hat (es .< erden 50 000 Mark genannt), war seit zirka vier Wochen Bit Zahlung der Lustbarkeitssteuer im Rückstände. Der Geschätfs- führcr der Harmonie-Betriebs G. m. b. H. gab. wie man uns be¬ richtet. dem Bürgermeister von Weißensee in Gegenwart von Zeugen die Zusicherung, daß die G. m. b. H. auf die Steuerschuld von 800 Mark sofort eine Abschlagszahlung von 100 Mark leisten and weiterhin die Schuld durch wöchertliche Abzahlung von 100 Mark abtragen wolle. Auch wurde zugesichert, daß die aaiallende laufende Lustbarkeitssteuer jeweils sofort bezahlt wer¬ den solle. Der Bürgermeister von Weißensee wollte sich darauf anr in lassen, wenn der Geschäftsführer der G. m. b. H. die seib- scmildnerische Bürgschaft übernehme, was dieser als Angestellter natürlich nicht tun konnte. N m wurden 100 Mark sofort auf die Steuerschuld abbezahlt. Am Sonnabend erschien der Einziehungsbeamte, um weitere 100 Mark abzuholen. Es wurde ihm erklärt, daß am Sonnabend die Kasseneingänge zur Lohnzahlung und zur Zahlung der Film- leihemiete am Montag verwendet werden müßten. Trotzdem kamen gestern, Montag abend, die Beamten der Steuerbehörde mit Gerichtsvollzieher. Schupo und Schlosserme:- sler, um die Kasse der Harmonie-Lichtspiele in der Langhans- straße 23 in Weißensee zu pfänden. Der Geschäftsführer kam diesem rücksichtslosen Vorgehen durch die Maßnahme zuvor, daß er das Publikum aufforderte, sich die Eintrittsgelder an der Kasse zurückzahlen zu lassen, was auch prompt geschah. Durch das Ausströmen der Masse und das Eingreifen der Polizei kam es zu großen Tumulten auf der Straße. Die Steuerbeamten mußten schließlich ohne Geld abziehen. Das Theater ist geschlossen worden, und cs wurden große Schil¬ der mit der Aufschrift „Wegen Stcuerpfindung geschlossen ' her- ausgehängt. Die Berliner Steuerbehörden hatten gerade noch soeben zuge¬ sichert, daß den Lichtspieltheatern gegenüber bei Steuereinziehung Nachsicht geübt werden soll. So sicht diese Nachsicht und Rücksichtnahme aus. Mitteldeutsche Theater- br itzer-Genossenschaft Die Genossenschaft des Lan¬ den erbandes Mitteldeutschland de. Lichtspieltheaterbesitzer kat.e eine auch Nichtmitglie¬ dirr. zugängliche außerordent¬ lich! Generalversammlung ein- keru en. die unter Max Künzels Lu'.ung stattfand. Die beson¬ der« Aufgabe der Tagung war, !ts: jstcllen, welche Möglich¬ keit n einer Erweiterung der Bi: deutschen Wirtschaftsor¬ gan* ation der Theaterbesitzer ket'.chen bzw zu der Gründung eia« General-Versand- und Vert.iebsstelle für Mittel- fr"! «hland Stellung zu neh- Ben ti leitend gab Max Künzel einen allgemeinen Überblick »5r: die wirtschaftliche Situa- hoi des Lichtspielgcwerbes. S* "I Ausführungen wurden dur.n einen Vortrag des Syndi- k* 1 Dr. Rosncr ergänzt, der die eti.:« neine Wirtschaftslage und d*'sn /u erwartende Vcrschär- B-ng Hervorbob. Nai h längerer Aussprache, in di-tn Ver’aufe bindende Be- •cblussc nicht gefaßt wurden, Jrtirdi beschlossen, eine bereits k-Jhir gewählte Kommis- on mit " r Fortsetzung der ent¬ fachenden Arbeiten zu be¬ tauen. 0‘e mitteldeutschen Theater- wsitz r wollen in ihrer neuen 7 ln ation keinen Kampfblack Bäaif.n. Mao will Möglich- lten einer Zusammenarbeit Vj den Verleihfirmcn schaffen, j 1 ca tätlich bestrebt sein, die rbedingungen des Licht- r' dtwerbet zu verbessern ja diesem Sinne besonders t' L ' -Bedingungen von Ton- * cn günstiger zu gestalten. ••Liebes walzer“ in Norwegen Ufa-Tonfilm - Operette “»aller" erzielte in sensatiom D «r Füm lauft J* T dritten Woche kjf^'btlich noch i I ■*» prolongiert. Das Programm Wenn man das Programm der Terra für die Produktion 1930-31 durchblättert, so springt zunächst der Name Max Reinhardt ins Auge, mit dem Curtia Melnitz seine Produktion beginnt. Daß Rein¬ hardt gerade „Pariser Leben" als ersten Film Wählte, kann nach der „Fledermaus" nie¬ mand überraschen. Schon im¬ mer gehörte seine stille Liebe den graziösen Operetten des alten Offenbach, und „Pariser Leben" als Tonfilm wird nicht nur für die deutschen Filmthea¬ ter eine Sensation werden. Als zweiten Regisseur hat die Cur- tis-Melnitz-Produktion sich den jungen Kurt Bernhardt gesichert, der mit der „Letz¬ ten Kompagnie" einen Beweis seiner besonderen Tonfilmbega¬ bung gegeben hat. Es wird Claude Farrers Meisterroman „Der Mann, der den Mord be¬ ging" verfilmen, ein Buch, das seinerzeit Aufsehen erregte. Weiterhin verpflichtete sich Curtis Melnitz eine der stärk¬ sten Persönlichkeiten der deut¬ schen Bühne und des deutschen Films in der Person Fritz Kortners, der sowohl als Regisseur als auch als Darstel¬ ler in Erscheinung tritt. „Staatsstreich im Hotel" heißt der Tonfilm, dessen Regie Fritz Kortner übernommen hat, wäh¬ rend er die Hauptrolle in dem nach Dostojewskischen Motiven bearbeiteten Drama „Der Mör¬ der Dimitri Karamasoff" spielt. Das lustige Moment in der neuen Terra - Produktion ist durch Max Hansen vertre¬ ten, der die Hauptrolle in der Filmoperette „Der Hampel¬ mann" spielt und noch in zwei weiteren Lustspielen in Er¬ scheinung tritt Die Gruppe junger Schauspie¬ ler dreht unter der Regie von Fedor Ozep einen Tonfilm: „Die in der Großstadt . . Die Max Glaß-Produk- lion der Terra umfaßt ein Tonfilm-Drama und eine Ton¬ filmposse. Daa Tonfilm-Drama der neuen Terra „Der Andere" ist jenes alte, bekannte Stück von Paul Lin¬ dau, daa vor dem Kriege mit Albert Bassermann in der Hauptrolle als erster Autoren- film besonderes Aufsehen er¬ regte. Fritz Kortner. Käthe von Nagy und He nrich George spielen die tragenden Rollen. Die Tonfilm-Posse „Cie Firma heiratet" war seinerzeit eine der größten Lustspiel- erfolge der deutschen Film¬ industrie. Unter der Regie von Carl Wilhelm spielte Ernst Lubitsch die Hauptrolle. Der¬ selbe Regisseur Carl Wilhelm dreht als lOOprozentigen Ton¬ film die von Friedrich Raff und Julius llrgiß stammende Neu¬ bearbeitung dieses ausgezeich. neten Stoffes. Hauptdarsteller: Ralph Arthur Roberts und Trude Lieske. Die Trio-Film-Gesellschaft (die Vereinigung Hansen, Mor¬ gan, Jöken) produziert für die Terra eine eigenartige Sing- spielkomödie in einem voll¬ kommen neuen Milieu, unter¬ stützt von der Komik Gisela Werbezirks und den bekannten Weintraub-Syncopators. Ein Afrika-Tonfilm, ein Reisefilm von Gulla Pfeifer und Dr. Friedrich Dalsheim, bringt zum erstenmal eine Sensation nach Europa: Eingeborene aus Togo, die man in ihrer Ur¬ sprache sprechen und singen hört. Ferner veröffentlicht die Terra das Programm der durch sie verliehenen United Artists- Produktion, die Namen wie Douglas Fairbanks, Mary Pick- ford, Lillian Gish. Norma Tal madge, Dolores del Rio, Rod la Rocque, Betty Bronson und viel« andere Lieblinge der gan¬ zen Welt umfaßt. Zum Schluß sei noch einer Neuheit Erwähnung getan, des „Lebenden Magazins". Das ist kein« Zeitschrift, sondern «in allmonatlich erscheinender Ton¬ film in Form eines Magazin» — eine der originellsten Ideen. Deutsche Sprechfilme in Prag Eine Entscheidung über dis Vorführung von deutscher Sprechfilmen ist bislang noch nicht gefallen. Die Prager Po- iizeidirektion hat zwar dem Landesamt bereits einen Vor¬ schlag zum Erlassen eines dies¬ bezüglichen Verbotes vorgelegf. über der. das Landesamt unver¬ züglich entscheiden sollte, aber bisher ist gar nichts geschehen. Allerdings scheint es, als habe die hetzerische Presse ihr Un- recht gegenüber dem deutschen Tonfilm bereits engesehen, denn sie verlangt jetzt einmü¬ tig, im Falle der deutsche Sprechfilm verboten werden sollte, das strikte Verbot der Tonfilme aller übrigen Produk¬ tionsländer, so daß es aussieht, als ob sich die Spitze nicht speziell gegen den deutschen, sondern gegen alle Tonfilme richte. Inzwischen ist im Bio „Pas¬ sage" der deutsche Operetten- Film „Zwei Herzen im drei Viertel-Takt" angelatfen und erzielt außerordentliche Er¬ folge. Schon die Premicrenvc - Stellung wer ausverkauf* und das Publikum applaudierte einigemale bei offener Szene, was in Prag — noch dazu bei der begreiflichen Spannung we¬ gen der deutschen Sprechfilme überhaupt — recht selten vor¬ kommt. „Liebeswalzer" läuft im „Avion" bereits die vierte Woche mit ungemindertem Erfolg. Küchenmeister - Kurssteigerung Auf die verschiedenen Zet- tungsmeldungcn, daß in Kürze mit der Schlichtung der Ton¬ filmstreitigkeiten zwischen Deutschland ond den Vereinig¬ ten Staaten zu rechnen ist. haben die Küchenmeister- Aktien an der Amsterdamer Börse eine neue Steigerung er¬ fahren. Bei starker Nachfrage wurden sic Mitte der vergan¬ genen Woche mit 147.5 notiert.