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D>AS;la.TES-VE FIEMHFACH BUn* LAG SCHERLBERLIN!SW6E1!«4S>> 24. Jahrgang Berlin, den 1. Jnii 1930 Nununcr 150 stimmen der Vernunft Der Beschluß des Reichs- verbandes, den „Kinemato- graph " als so eine Art Thea¬ terbesitzerschreck an die VC’and zu malen, hat einen merkwürdigen Erfolg gehabt. \X'ir erhalten täglich begei¬ sterte Zustimmungserklärun¬ gen aus allen Gegenden Deutschlands, die deutlich von der Poltik gewisser Tbcalcrbesilzerverbändc ab¬ rücken und klipp und klar erklären, daß sie in den mei¬ sten Fragen auf unserem Standpunkt stehen. Dal^i freut es uns beson¬ ders. daß es kleine Unter¬ nehmen sind, die sich unserer grundsätzlichen Ansicht an- schÜeßen und uns dadurch bestätigen, daß wir denn doch die Situatior richtiger beur¬ teilen als manche sogenannte Führer, deren Horizont nicht weiter reicht als bis zu ihrem Dorf kirch türm und bis zu ihrer eigenen Kinokasse. Erfreulicherweise haben einige der Briefschreiber den Mut. uns zu ermächtigen, ihre Ansichten mit Namensnen¬ nung zu veröffentlichen. Das Union - Theater in Radevormwald beginnt sein Schreiben mit der Feststel¬ lung. daß man immer mehr über die Ahnungslosigkeit staunen müsse, mit der von vielen Berufenen die Nöte des Kinogewerbes behandelt werden. Es sei geradezu er¬ staunlich. daß ausgerechnet jetzt der Reichsverband fest¬ stellen wolle, ob eine gene¬ relle Kinoschließung zum 15. Juli möglich sei. Dieser kleine Theaterbesit- *er aus der Provinz schreibt sehr richtig, daß. abgesehen von den Gründen, die hier bereits dargclegt wurden, es einfach unverständlich sei, daß man in Führerkreisen überhaupt noch glaube, daß der Theaterbesitzer das finan¬ zielle Rückgrat habe, auch nur eine Woche schließen zu können. Es heißt dann weiter, daß bei den meisten und nicht nur bei den kleinen Theaterbesil- zern das Dürchspielcn, gleich¬ gültig um welchen Preis, eine unabwendbare Lebens¬ notwendigkeit sei. Es heißt dann in dem Brief wörtlich: „Wenn die Theaterbesitzer auf ihren Namen und Kredit keinerlei Rücksicht zu neh¬ men brauchten würden wahr¬ scheinlich unendlich viele er¬ klären: .Wir können einfach nicht schließen, weil wir dann am nächsten Tage mit unse¬ ren Familien nichts mehr zu essen haben und weil über¬ dies noch unser letzter pfänd¬ barer Besitz sofort in die Hände der Steuerbehörde oder des Gerichtsvollziehers fiele.- Wir hoffen, daß cs bald wieder besser geht, und hal¬ ten vorläufig aus Erleben wir aber noch einen solchen Winter wie den letzten, dann besteht keine Möglichkeit für uns, über¬ haupt noch in den nächsten Sommer hinein existieren zu können." Sehr richtig bemerkt der Theaterbesitzer, daß es ganz gleichgültig sei, ob das Thea¬ ter stumme oder tönrnde Filme spielt. Den Grund für de 1 Rückgang sieht e.-. genau so wie wir. lediglich in der wi'Ischaftlichen Lage die es Millionen nicht mehr möglich micht. auch nur einmal im Monat ins Kino zu gehen. Die großen Massen würden dadurch dem Kino entwöhnt, und darin liege indirekt der zweite Grund für den enor¬ men Rückgang. Dieser Rückgang aber führe dazu, daß die Tonfilmlhcater die Garantien nicht mehr auf bringen könnten, die ur¬ sprünglich bewilligt worden sind. Das ist eine Begründung, die sich hören läßt und die zweifellos in ganz besonders gelagerten Fällen dazu führt, daß die V'crleiher mit sich reden lassen. Es wird uns dann in die¬ sem Brief genau so wie in anderen Schreiben bestätigt, daß vie'fach die eingebauten Apparaturen nicht mehr be¬ zahlt werden können. Beson¬ ders da. wo mar sich die Tunfilmeinrichtnnger mit Hilfe fremden Kapitals be¬ schafft habe, das schließlich ja auch einmal irgendwie zu- rückgegehen werden muß. Diese Raten für die Appa¬ raturen und die Rückzahlun¬ gen etwa geliehenen Kapitals für die Tonfilmumstellung sind fällig, ganz gleich, ob die Theater geschlossen wer¬ den oder nicht. Es heißt dann wieder wörtlich: ..Diese Dinge dürf¬ ten dem Führer nicht un¬ bekannt sein, und es verrät einen ganz bedenklichen Mangel an Fingerspitzen¬ gefühl, trotz Kenntnis der Lage eine generelle Kino- schlicßung zn propagieren. Die Befragung der Unter¬ verbände kann getrost unter¬ bleiben. Viele Theaterbesitzer haben nicht mehr das Geld, die Reisespesen zum Ta¬ gungsort bezahlen zu kön¬ nen." Außerdem sind die Mit¬ glieder im Laufe der Jahre des Themas der Schließung oder ,des Steuerstreiks über¬ drüssig geworden, weil doch nie eine Besserung zu errci- Wenn man dem kleinen Theaterbesitzer in der Pro¬ vinz tatsächlich helfen wolle, so gibt es nach Ansicht des BrieFschreibers einen leicht zu beschrcitenden Weg. Das ist das Streichen der so¬ genannten Schwänze und Freigabe einzelner guter Filme ohne irgendwelchen Anhang. In der neuen Tonfilmtaison wird cs natürlich ohne wei- Vor Paris nidnts Neues? Die TonfdmkonFcrenz hat -hrt- Brratungeo wiederauf- genommen. Irgendwelche poriliven Beschlüsse wurden gestern schon deswegen nicht gelaCt, weil noch nicht alle Delegierten zurückgckehit sind. ^ Die deutschen Vertreter tahen inserem Korrespondenten gegenüber der Meinung AusdrueV, daB vor Mille dieser Woche irgendwelche Ergebnisse kaum erzielt würden, wie denn überhaupt von einem allzu großen Optimismus kaum die Rede sein kann Suchen Sie einen Vorführer? • Eine .«Kleine Anzeige" im „Kinematograph" hilft