Der Kinematograph (July 1930)

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|:.fiailKLjlfe££RLlMiSliSiail 24 . Jahrgang Berlin, den 2. Jnli 1930 Praktische Arbeit statt Lamentierens Au« der T o a f 1 1 m r c p o r I « g « ^Abeateucr unter Kaanibalcr' (AAFA-V ERLEIHI Berliner Arbeitnehmer gegen Berliner Magistrat Die Arbcitnchmerscliait der Grc>0>Bcrliner KiDobctriebc hatte für heute vormittag eine Protestversammlung gegen die drohende SchlieOung in die Kamroersäle, Tcitower Straße, einberufen. Nach eingehender Darlegung der Verhältnisse durch den Referenten Herbert Fischer und der sich anschiie- ßenden Diskussion wurde folgende Resolution angenommen: „Die am Mittwoch, dem 2. Juli, io den Kammer^en ver¬ sammelten Vertreter der Arbeitnehmersehaft der Lichtspiel¬ theater Groß-Berlins protestieren schärlstens gegen die drohende Schließung der Kinos. Sie verlangen von der Stadt Berlin ausreichende NolmaO- nahmen auf dem Gebiet der Lustbarkeitssteuer, um die Schließung in letzter Stunde zu verhindern. Sie sind empört, daß der Magistrat der drohenden Gefahr großer Erwerbslosigkeit von Tausenden von Arbeitnehmern ohne Verständnis und Einsicht gegenübersteht uud starr¬ köpfig eine Katastrophe heraufbeschwört, bei der er letzten Endes selbst durch Zahlung der Erwcrbsloscnunterstützung der Leidtragende ist Sie wollen nicht stempeln gehen, sondern arbeiten!' Glücklicherweise mehren sich in Zuschriften an utu die Stimmen, die starkes Vertrauen für die nächste Zukunft zeigen. Es sind Theaterbesitzer, die genau so wie alle unter dem Druck der Verhältnisse und der schlechten i^eiten leiden, sich aber dabe: den klaren Blick für die begin¬ nende Saison bewahrten. Diese Theaterbesitzer be¬ tonen mit Recht, daii cs an der Zeit sei, nicht nur über die schlechte Konjunktur in der Gegenwart zu diskutie¬ ren, die man dadurch auch nicht besser macht, sondern darüber nachzudenken, wie tra kommenden Zeitabschnitt das Kinotheatergeschäft den augenblicklichen Verhältnis¬ sen besser angepaOt werden könne. * Merkwürdigerweise greifen diese nüchternen, ruhigen Rechner einen Vorschlag auf, den der „Kinematograph" bereits vor Monaten machte. Sie erwägen ganz ernsthaft eine Steigerung des Eintritts¬ preises. Allerdings nur um einen ganz geringen Betrag — etwa zehn oder zwanzig Pfennig. Und dann nicht sofort, sondern erst bei Einsetzen günstigeren Kinowetters. Im August oder September. Allerdings handelt es sich dabei um ein paar Plätze in Deutschland. wo absolute Einigkeit herrscht. Wo man sich nicht den Kopf um die Verleiherprozente zerbricht, sondern von jeher darauf hielt, daß man nur zu an¬ gemessenen Preisen und Ga¬ rantien abschloB. Es gibt nämlich Theater¬ besitzer, die heule nicht zum Verleiher zu gehen brauchen und um Nachlaß der Garan¬ tiesumme bitten-, weil sie von vornherein so vernünf¬ tig waren, nur Abschlüsse auf erträglicher Basis zu machen. Diese erträgliche Basis ist, wie wir immer wieder fest- slellen, da erreicht worden, wo auch zu Zeiten des stum¬ men Films ein Verhältnis des gegenseitigen Vertrauens herrschte. Wo es nicht nötig war, daß Tneaterbesitzer und Verleiher aufpaßten, ob nicht der eine den andern übers Ohr haue. Ais wir vor mehr als Jahresfrist von der Ver¬ trauenskrise zwischen V'er- leiher und Theaterbesitzer schrieben, hat man gelächelt und gelacht. Wer sich der Mühe urrterzicht, ciesen Arti¬ kel noch einmal nachzulesen, wird finden, daf? er haar¬ genau die Entwicklung dieser Zeit Umrissen hat. Hätte man damals unsere Vorschläge emshaft disku¬ tiert und in Erwägung gezo¬ gen und den Mul zur ent¬ scheidenden Tat gehabt, sähe es heute an manchen Orten viel besser aus. Wir haben dem Publikum an vielen Plätzen unsere Vorführungen beinahe ge¬ schenkt. Haben Musiker be¬ zahlt, Tunfilmapparate an¬ geschafft, die enorme Lust¬ barkeitssteuer abgeführt und nur nicht an uns selbst ge¬ dacht. Die Theaterbesitzer be¬ haupten, sie hätten ihr Geld verloren. Sie hätten nicht mehr so¬ viel. daß sie ihre Verleiher¬ rechnungen bezahlen könn¬ ten. Dann liegen die Dinge also so, daß der deutsche Thea¬ terbesitzer nicht nur mit seinem eigenen Kapital schlecht gewirtschaftet hat, sondern daß er auch die Bonität des deutschen Film¬ verleihers stark ersdiüttert hat, weil ganz selbstverständ¬ lich jeder Verleiher darunter leiden muß, wenn seine Kun¬ den nicht das bezahlen, was sie vorher garantierten.