Der Kinematograph (July 1930)

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Hans Gru^« der Mündiener Showman^ über Tonfilm Voo UDScrm ständigen Münchener Dr. M.-Korrespondenten. Die Umstellung des all* renommierten Münchener Deut¬ schen Theaters auf Ton¬ film war für Herrn Grufl eine Gelegenheit, der Münche¬ ner Fachpresse ein ictereiew an geben, um diesen entschei¬ denden und folgenschweren Schritt eingehend zu begrün¬ den. Herr GruB führte aus: Das Deutsche Theater ist in Mün¬ chen zwar das ältest' laus mit Kinokonzession — schon vor rund 30 Jahren führte Alt¬ meister MeBter seine ersten lebenden Bilder im Deutschen Theater vor —, aber das wäre heute kein AnlaB zur Umstel¬ lung. Der Grund ist; der Ton¬ film schneidet dem Variete- Tbeater den Lebensnerv ab. Das ist mir bei eingehendem Studium der Situation in Ame¬ rika und England zur festen Überzeugung geworden. Ich habe mir in England mit eige- a«n Au^o dia hier noch un- bekannten groBen Show-Ton- iilrae angesehen. Ich bin über¬ wältigt. Damit kann das alte Varietä in keiner Weise mehr konkurrieren. Hier finden wir eia Aufgebot von Dutzenden der besten Ar- listen-Nummem, Balletts, Girl¬ truppen, Confärenciers, beste Sängerinnen und Sänger, Rie¬ senorchester und eine zünden¬ de Musik, die kein Theater in solcher Zusammenstellung be¬ zahlen könnte. Dabei sieht man all das dort bereits in einer Wiedergabe von ungeahnter Vollkommenheit. Es ist heute einfach nicht mehr möglich, zu wirtschaftlich tragbaren Gagep die Spitzenleistungen des Va- rietäs, die groBen Komiker, Sänger, Tänzer zu erhalten. Sie arbeiten für ein Vielfaches beim Tonidm in Amerika. Darunter zu sehr hohem Prozentsatz deutsche Artisten. In einer der groBen Shows zählte ich bis zu 40 Prozent deutsche Num- mein. Aber nicht nur die Ar¬ tisten hat uns der Tonfilm fortgenommen. Das gleiche gilt von den brauchbaren Su- iets. Sketche, Vaudevilles, die früher :m Spielplan der Varie- täs erschienen, erhalten heute die renommiertesten Welt¬ stadtbühnen wie etwa Rein¬ hardt, die immer mehr ins Ar¬ tistische einschwenken, wohl noch zur Uraufführung. Dann aber werden sie für die Büh¬ nen zugunsten des Tonfilms gesperrt, wie etwa Spolianskis „Wie werde ich reich und glücklich?", das die Emelka erwarb. Eine groSe Tonfilmsebau von der Klasse Rio Rita oder Show Schows hat in London drei Varietäs zur SchlieSung ge¬ zwungen, darunter das best- renommierte Alhambra, in dem früher der König von England mit seinem Hofstaat jeden Mo¬ nat einmal zu Gaste war. Ich habe daraus für die Erhaltung lies Deutschen Theaters ge¬ lernt. Dieser Betrieb mit sei¬ nen ungeheuren Werten aber muB erhalten bleiben. Und man kann ein Haus. Ha; pro Tag mit rund 800 Rm. allrr er¬ denklichen Steuern belastet ist, von denen die Oawes-ln- dustrie-Abgabe allein 38 000 Rm. pro Jahr .-lusniacht, nur mit dem Besten und Unge¬ wöhnlichsten erhalten. Darum habe ich die besterbältliche und stärkste Tonfilmantagc durch die Klangfilm einbauen Ich habe vorerst eine Reihe führender deutscher Tonfilm- leistungen gebucht. 7ch strebe jedoch auch im Tonfilm nach jenen ganz groBen internatio¬ nalen Shows, wie wir sie vor¬ läufig in Deutschland noch nicht herstellen. Unsere Produktion bewegt sich vielmehr in der Richtung des Kamraerspiels. Dieses Genre will ich gern den alten Lichtspielhäusern über¬ lassen. Ich will den Film¬ theatern nicht neue Konkurrenz machen. Auch mein Publikum verlangt das Neue, das über den normalen Rahmen hinaiu- gebt. Und es wird sich bei diesen Ausnahmegelegenkeiten, bei denen die Sprache ja an sich nur eine geringe Rolle spielt, auch sicher nicht an der fremden Sprache stoBen. Das beweisen die Erfolge, die die russische Oper oder die Chocolade - Kiddies - Revue brachte. Übrigens ist die Heranzie¬ hung der groBen Varietäs in den Kreis der Tonfilmstätten von den Tonfilmmagnaten vor¬ gesehen, weil dem unerhörten Anlwande an Kapital für solche tönenden Show-Bilder auch entsprechende Realisicrungs- möglichkeiten gegenübersteben müssen. In unsem Häusern, bald auch auf der breiten Leinwand, welche sie ihrer ganzen Bildkomposition nach erfordern, werden sie starten, um schlieBlich in monatelangen .Nachaofführungen durch die Vorstädte und die kleinen Pro¬ vinzorte zu gehen, bis sie mit¬ tels de; bei uns noch unbe¬ kannten Wander-Apparaturen in die Dörfer gelangen. Herr GruB, desen in Rede und Gegenrede hcrausdestillierten Ansichten wir vorstehend zu- sammenfaBlea. erklärte wieder¬ holt in diesen Fragen solidarisch mit den anderen Filmtheatern Zusammengehen zj wollen. Sein AnschluB an den Verein bayeri¬ scher Theaterbcsitzer dürfte wohl nur eine Frage kurzer Zeit sein. Din von dieser Seite be¬ fürchtete Preisunterbietung ist nicht zu befürchten. Er strebt nach dem kurzen Programm zu angemessenem Preise. So lange er die Shows, die ihrerseits wie¬ der eine Preiserhöhung bedingen werden, nicht bat, wird er Büh- nenschau laufen lassen. Die Rühnensebau, die dem Somme- Film voranging. konnte mit die¬ sem naturgemäB keine innere Einheit bilden. Sie sollte dazu im Kontrast stehen. Sie enthielt einige sehr wertvolle Nummern wie Schichtls künstliche Men¬ schen. die in manchem als eine Art Vorläufer der Micky-Mouse Mentalität zu betrachten sind, ferner die drei Bennos, einen guten Radfahrakt usw. Das Orchester unter Max Pfhig- macher ist 30 Mann stark. TreuhSnderMfillcneisen In einem Berliner Mittags¬ blatt erschien heute früh unter dem Titel ..Der Mann hinter der Leinwand" ein Artikel, der angeblich ein Interview mit dem Chef des „Cincma''-Film- Vertriebs, Christoph Müllcn- eisen, darstellen soll. Es hat sich bei diesem Ar¬ tikel um die bekannte Art der Filmfinanzieruag gebandelt, die voo der Cinema schon seit Jah¬ ren mit Erfolg durchgeführt wird. Der Interviewer, ein (unger Berliner Journalist, hat dabei anscheinend unseren Freund Mülleneisen absolut miBver- standen. Vielleicht wollte man auch, wenn man die Begleitum¬ stände dieses Interviews näher- keant. etwas mehr Weihrauch streuen, als Herrn Mülleneisen lica ist. Jedenfalls bittet Herr Mulle seisen um die Feststel- lucg, daB die Ausführungen in dem Interview nicht das wie¬ dergegeben haben, was er ge* sagt hat, und daB es ihm voll¬ ständig lemliegt, sich als eine so wichtige Persönlichkeit zu betrachten, wie das nach den Schilderungen des Interviewers den Anschein haben könnte Herr Mülleneisen legt Wert da.-tnf, seine Geschäfte ruhig und ohne jede Reklame für sich oersönlich durchzuführen, und nat auch selbstverständlich die veröffentlichte Photographie «on sich aus nicht zur Ver¬ fügung gestcUt. Wir kommen dem Wunsche des Herrn Mülleneisen mit be¬ sonderem Vergnügen nach, weil hier endlich einmal ein Film- iadnstrieller von sich aus gegen persönliche Verhimmelung pro¬ testiert, die man vielleicht bei Stars und Schauspielern noch verstehen kann, die aber der seriöse Kaufmann, genau so wie Mülleneisen das tut, entschie¬ den von sich weisen sollte. „Riumnelplatz des Lebens" ab Tonfilm „Merry Go Round" IRummel- platz des Lebens"), als stum¬ mer Universal-Film mit Mary Phitbin und Norman Kerry seinerzeit ein groBer Erfolg, wird jetzt von Universal als Toolilm neu gedreht. Die Hauptrolle spielt diesmal John Boies, seine Partnerin wird Jeanette Loff sein. Die Lichispielbühne OtiU^lm Orawi üw Climtmtlum *• nisnsi •> Z C & A Amttig a. E.(C.S, RJ Pal>»slioasaült«l <L Tkealet a. Fümlcikaaslallis z Bestes lascrtieaeorgM Erscheiat noeetlkli B.x.cprtia: laMüWlMikctSa-.AaaUMliftWIklilKMa- n EiueW. w. 90 PL PttrtoapcM« Österreichische Filmzeitung