Der Kinematograph (July 1930)

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24. Jahrgang Berlin, den 11. J«li 19M Nummer 159 Gerüchte in der Friedrichstraße Da bat die Terra zu Werbezwecken die „Erste deutsche Tonfilm-Zeitung" erscheinen lassen, die an sich eine Reihe von hübsch aufge- machteii leuillctonistischen Artikeln enthält, außerdem aber einen filmpolitisch inter¬ essanten und wertvollen Bei¬ trag, der sich mit den „Ge¬ rüchten in der Friedrich- Straße" beschäftigt. Man fordert darin eine offizielle Nachrichtenstelle der Filmindustrie, die täglich über die brennendsten Fra¬ gen, besonders in kritischen Zeiten — wie augenblicklich bei Lichtspielgesetz, Pariser Konferenz usw. — fort¬ laufend Informationen an die Tages- und Fachpresse gibt. Eugen R. Schlesinger, der Verfasser des Artikels, glaubt damit die „Gerüchte" aus der Welt schaffen zu können, die heute gerade besonders stark durch die 'Friedrichstraße gehen. Nun ist das Problem an sich einfach. Es liegt vor allem daran, daß die Film¬ industrie leider von ihrer Fachpresse derartige Sensa¬ tionsnachrichten wünscht, weil es immer noch hier und da Leute in unserer Industrie 8iU, die von Kopf bis Fuß auf Klatsch eingestellt sind. Filmwirtschaftspolitik ii leider bisher ein B^iff g< blieben, von dem man vi( spricht, zu dem nian sich ab« ^wer ^kehren kann. D< letzten Endes bei vielen Fii men nichts anderes dar.teil ^ Wahrung ihrer ureigene Belange in Reinkultur. Ehe man überhaupt zu einer klaren zielsicheren Filmwirtschaftspolitik kom¬ men kann, muß Einigung unter den Interessenten herr- Es darf nicht wiedei zu Vorgängen kommen wie bei der letzten Handelskammer- wahl, wo schlieBlkfa die Zu¬ sammensetzung dieses Gre¬ miums, ganz gleich, ob es wichtig oder unwichtig ist, durch einen reinen Zufall entschieden wurde, durch die Tatsache, daß von der einen Das Geheimnis von Paris und seine Lösung Während gestern voimittag in Paris Hoffnung auf eine baldige Einigung bestand, ist fetzt eine neue Komplikation eingetreten, deren Folgen im Augenblick nicht zu über¬ sehen sind. Herr Otterson von der Western Electric ist gestern nach¬ mittag nicht in der Konferenz erschienen und scheint Paris verlassen zu haben, ohne daß wenigstens die deut¬ schen Teilnehmern an der Konferenz orientiert waren. Man versichert unserem Pariser Korrespondenten einer¬ seits, daß man ohne Herrn Otterson heute weiterverbandein wolle, bemerkt aber auch, daß die Verhandlungen nunmehr zu einem endgültigen Abschluß kommen müssen, da sämt¬ liche Teilnehmer sich auf eine Abreise am heutigen Frei¬ tag eingerichtet haben. Im Zasammenhang aüt diesem Verlanl der Pariser Var- handlnngen interessiert zweifellos die Mittailnng, daß die Amerikaner nater Umgeknag der Spitzeaorganisatioa in Berlin einen Vorstoß in der Kontingentangelegenbeit nater- nommen haben, der zweifellos dem Zweck dienen soll, die Einfuhr asMrikaaischer Filme aach nach A nn a hme des SchatzgesaUes im RsichsUg weitgehend za erleicbtem. Dieser direkte Vorstoß ist deswegen besonders peinlich, weß die Spitsenorgaaisation vor etwa vierseba Tagen aal Veranlassaag der amerikanische n Botschaft eine Einladung an Herrn Havs hat ergeben lassen, worin sie den Wunsch ansspricht, ä^r die Koatingeatirsgc seit ihm in Bertia za konierierea. Aul diese Einladung ist keinerlei Antwort erioIgL Viel¬ mehr ist, wie aas sicberei Quelle verlnatat, eine direkte DäaMrcbe bei den Regiernagsstelicn von amerikanischer Seite aas veranlaßt worden. Diese direkten Bemthnagen der Amerikaner nater Um- gebnng der SpHzenorgaaisation können aber kanm irgend¬ wie von Erfolg gekrönt sein. Denn abgesehen davon, daß aicbt nnr Deatschland, sondern anck England, Italica, Frankreich and neaerdiags auch Ungarn Kontiageatiemngea besc h lo s s e n haben, bat gerade Amerika am wenigstens Gmnd za einer Beschwerde, weU immerhin mnd fünfzig Pro¬ zent aller in DenUcklaad gezeigten Filam amerikaaiseber Herkunft waren. Während amgekchrt durch die Politik der Partei ein .Mann weniger an die Urne ging als von der anderen. Es fefah auch an dem ab¬ soluten Vertraueiuverhältnis zwischen Filmindustrie und der großen Presse. Hier und da gibt es bei einer Firma derartige be¬ sondere Verbindungen. Aber im al'.gemeinen leiden wir bei der Beurteilung filmwirt- schaftiieher Fragen unter nicht unerheblichen politi¬ schen Einflüssen. Es rächt sich jeUt jene Taktik gewisser Stellen, die der neutralen Filmproduk¬ tion politische Absichten un¬ terschoben. Diese Stimmung, aus ir¬ gendeinem Grunde vor Wo¬ chen und Monaten erzeugt, wirkt Sich letzt bei den Be¬ ratungen im Bildungsaus- schuB aus, die immerhin For¬ men angenommen haben, die keineswegs als industrie¬ freundlich zu bezeichnen sind. Schuld an dem Presse¬ wirrwarr, der sich wieder so deutlich jetzt bei den Pariser Verhandlungen zeigt, ist die Tatsacl^, daß jeder Film¬ industrielle seine Meinungen planlos und wahllos jedem Pilmjoamalisten sagt, ja sogar jedem Journalisten, von dem er sich irgendeine Publizität verspricht. Eis ist klar, daß mit den¬ jenigen Repräsentanten der Filmpresse, die tatsächlich bewußte Filmpolitik machen, engste Fühlung zu herrschen bat. Die drei, vier Publizisten, die wirklich etwas von wirt¬ schaftlichen Filmdingen ver- i.Kleine Anzeigen** im „Kinematograph** wirken schnell und zuverlässig