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24. Jahrgang Berlin, den 12. Jnli 1930 Nummer 166 Silberstreif am Tonfilm-Horizont Will Hays kommt nach Berlin LILIAN HARVEY mmi VILLY FRITSCH ia da* Ulalcalila .HOKUSPOKUS" Nun verkündet der Draht, daB sich in Paris zwischen den deutschen und den ame¬ rikanischen Elektrofirmen eine grundsätzliche Einigung vollzogen habe. Der berühmte Silberstreif am Tonfilmhorizont steigt auf Aber vorläufig noch ganz dünn, zart, ein ganz kleines, schwaches Licht ver¬ breitend über die allgemeine deutsche Tonfilmsituation. Das offizielle Kommunique ist noch nicht bekannt. Aber es ist fraglos damit zu rech¬ nen daB sich in ihm nur die Mitteilung von der grund¬ sätzlichen Einigung finden wird. Die deutschen und die ame¬ rikanischen Repräsentanten der Elektroindustrie erklä¬ ren, daO jetzt zwar eine grundsätzliche Einigung her¬ beigeführt sei, die aber in ihren einzelnen Paragraphen noch von den Juristen aus beiden Lagern genauer Um¬ rissen werden müsse. Das wird sicher wieder zwei oder drei Wochen dauern. Aber es scheint, als ob es dabei nicht mehr zu Differenzen oder Divergenzen kommen kann, die die Ge- samteinigung gefährden. Heute, nach Abschluß der Konferenz, soll Herr Hays mit den deutschen Vertretern oach Berlin kommen. Damit wären an sich die Forderungen der deutschen Filnimdustriellen erfüllt, daß die Kontingentverhandlungen von PatenUtrcitigkeiten ganz m trennen seien. . Es wird sicherlich kein Zweifel darüber bestehen, daß sich jetzt die amerikani- •che und die deutsche Film¬ industrie ebenso alleir an den Tisch zu setzen hst wie die EIcktroleute in Paris. Die Filmleute sollten in die Apparatefrage nicht hin¬ einreden. Die Herren von Klangfilm und Tobis werden sich deshalb jetzt konsequen¬ terweise für das Kontingent nicht weiter interessieren. Gestern bereits haben wir darauf hingewiesen, daß versucht, die berechtigten Fordenmgen der deutschen Filmindustrie zu sabotieren. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird man kein Glück damit haben. Denn neben den bereits gestern genannten hauptproduzierenden Län¬ dern in Europa, wie England, Frankreich und Italien, ver¬ schärfen jetzt auch kleine Bezirke, «vie zum Beispiel Ungarn, die einschlägigen Bestimmungen. Es braucht nur daran er¬ innert zu werden, welche Schwierigkeit die Vorführung von deutschen Tonfilmen in der Tschechoslowakei macht. Man muß nur noch einmal unterstreicfaen. wie sich bis jetzt die amerikanische Film¬ industrie im eigenen Lande zum deutschen Film einge¬ stellt hat, um klar zu sehen, daß es vollständig zwecklos ist, auf Versprechungen hin weitergehende Zugeständ¬ nisse zu machen. Sowohl die deutsche Film¬ industrie, vom Theaterbe¬ sitzer bis zum Verleiher, als auch die amerikanischen Pro¬ duzenten sind bei der bis¬ herigen Regelung auf der Basis eins zu eins ansgezeich¬ net zurechtgekommen. Wir sehen deshalb also nicht ein, warum gerade im gegenwärtigen Augenblick, wo wir alles Interesse daran haben, inländische Erwerbs¬ zweige zu festigen, ausgR- recfanet beim Film eine andere Politik getrieben wer- Man las in ausländischen Zeitungen hin und wieder die Bemerkung, daß die Ameri¬ kaner sich in Deutschland eigere Schaufenstertheater zulegcn wollten. Man las das immer, aber hörte nichts von derart-.gen Schritten. Im Gegenteil, wo schon ein amerikanischer Konzern ein¬ mal an Theaterbetrieben in¬ teressiert war. hat er schleu¬ nigst seine Verpflichtungen gelöst, weil gerade die Ame¬ rikaner eingesehen haben, daß im Kinotheatergeschäft zur Zeit in Deutschland we¬ nig zu holen ist Man überläßt also freund- lichst das größte Risiko der deutschen Industrie und den Gewerbetreibenden und vrill nur versuchen, ohne jedes Risiko Gewinne zu erzielen, die für die Amerikaner aus den hier schon oft genug er¬ örterten Gründen gefundenes Geld sind. Man hat die Amerikaner absolut falsch informiert, wenn man glaubt, daß %vir irgend etwas gegen das ame¬ rikanische Fabrikat haben. Wir wünschen das Erzeug¬ nis von New York und Hol¬ lywood in unserm Spiciplan schon deswegen, weil unserer Ansicht nach der Film eine internationale Angelegenheit ist und die Leinwand jedes Theaters der ganzen Welt offen stehen muß. Aber selbstverständlich unter Wahrung der berechtig¬ ten Interessen der heimischen Industrie. Denn jedes Land, besonders wenn es sich in einer so isolierten Stellung befindet wie Deutschland, braucht den Film als Pionier