Der Kinematograph (July 1930)

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Alte Filmthcmcn in neuer Fassung Von unserem New-Yorker H. H.-BerichtersUtter. Die Jagd nach verfilmbarem Material ist in Hollywood so wild geworden, dafi Dutzende von früheren stummen Filmen plötzlich als Sprechfilme Wie¬ dererstehen. Die Schauspieler sind selbsiverst&ndlich nicht mehr dieselben, sondern durch junge Kräfte ersetzt worden, die Regisseure haben gewech¬ selt, und die technische Aus¬ führung ist den kinnmatographi¬ schen Fortschritten angepaBt, aber Handlung und Geschichte selbst sind nur wenig ver¬ ändert. Eine Zusammenstellung die¬ ser „wiederanferstandenen" Filme ergibt. daB 60 derartiger Sprechfilme bereits gezeigt wer¬ den oder aber im letzten Sta¬ dium des Produktionsprozesses sind. Eine Rundfrage bei den einzelnen Filmgesellscbaften, die diese Filme Wiedererstehen lassen, und den Kinos, in denen sie gezeigt werden, ergab. daB sie alle mit ihrem Erfolg auBer- ordentlicb zufrieden sind. So erfreuten sich z. B. Filme wie „The Phantom of the Opera" und einige andere rekord- brechende Häuser. Immerhin muB gesagt werden. daB es nicht immer der Fall ist, daB diese wiedergeborenen Sprechlilme gegenüber ihren stummen Mustern eine Ver¬ besserung darstclien. Bei ande¬ ren wieder fällt die Wahl schwer. „The Devil's Holiday“ —Des Teufels Feiertag — ist ein Pa- ramountfilm, der durch Nancy Caroll gerettet wird. Es ist eine ziemlich simple Liebes¬ affäre zwiachea einem einfachen Mädchen ia Chicago und dem Sohn eines reichen Mannes. Das Mädchen soll mit einem 50 000-Dollar-Scheck abgefun- dca werden, wenn sie den jun¬ gen Mann frei gibt. Sie tot das auch, kehrt aber letzten Endes zurück, behält den Scheck und den Jüngling. Fertsetzuagsfilme besonders mit bekannten Detektiven werden immer häufiger. So präsentiert William Fox „Temple Tower", in dem der bekannte „Bulldog Drummond" wieder die Hauptrolle bat. Der Bulldog wird £esmal von Ken- neth MacKenaa dargestellt. Der erste Dmmmondfilm war aber ciiolgreider und inter- In „The Dtvorcee" — Eine geschiedene Frau — kann man einen Blick .in das amerika¬ nische Ehelebco von heute werfen, so wie es angeblich bei vielen Familien sein soU. Das, was sich dem unbefangenen Zuschauer darbietet, ist jedoch nicht besonders überzeugungs- voU und eigentlich für das ame¬ rikanische Eheleben auch wenig rühmlich. Die stets reizende Norma Shearer, Chester Mor¬ ris und Conrad Nagel sind gut am Platze. Urauffühiung: Capitol. Rin-Tin-Tin ist wieder mit uns. Wenn es auch mal wie¬ der ganz nett ist, den Hund, der selbst ja nie langweilt, wie¬ derzusehen, fallen einem die Rollen, die ihm zugedacht sind, doch allmählich auf die Ner¬ ven. Es sind bestimmt drei Dinge, die in jedem Rin-Tia- Tin-Film wiederkehren, nämlich: 1. der Verbrecher fesselt und knebelt die Heldin, 2. Rin-Tin- Tin findet sie, und 3. er löst ihre Fesseln mit seinen schar- Iwan Petrovidi koo- traktbrfiefaig? „Ivan Petrovich, der von Jean de Merly-Film für den Tonfilm „Um eine Idee" verpflichtet worden ist, ist kontraktbrüchig geworden und hat sieb trotz der Aufforderung der de Merly- Film nickt zum vereinbarten Termin zur Verfügung gestellt. Herr Petrovich, der bereits Anfang Juli sein Engagement antreten sollte, hat durch sei¬ nen Sekretär mitteilen lassen, daB er vor August nicht aus Hollywood zurück seL Die Filmgesellschaft hat aich darauf veranlaBt gesehen, die Rolle anderweitig zu besetzen und gegen Ivan Petrovich einen ProzeB wegen Kontraktbruch aaznstrengen." fen Zähnen. Sehr gut und deut¬ lich ist das Bellen des Hundes im Klangfilm produziert. Die Geschichte selbst Ut kaum er¬ wähnenswert. Durch die Auf¬ merksamkeit des Hundes wird eine Schmugglerbande ausge¬ hoben und zum SebluB das „happy end" — eine Heirat. Die berühmte mexikanische Sängerin und Tänzerin Armida spielt die Hauptrolle als Pepita. Sie singt einige entzückende Lieder. Uraufführung: Beacon- Theater. Die Toten stehen wieder auf. Hier, in .„Street of Chance", wird der berüchtigte Fall P.oth- stein, der über ein Jahr eine New-Yorker Kriminalsens.-ition bildete, gelöst. Wznn auch die einzelnen Charaktere zusam¬ men mit der Handlung nicht getreu der Wirklichkeit nach- gebildst sind, weiB doch jeder New-Yorker, um wen es sich handelt. Eindrucksvolle Snie- lerszenen wechseln mit hc-vor- ragenden Aufnahmen, die das Nachtleben um und auf dem Broadway zeigen. Der Euro¬ päer bekommt einen Einblick in das Leben und Treiben der amerikanischen Spieler, ie ihre Rücksichtslosigkeit, io ihr Draulgängertum und ihre SchieÜfreudigkeit. „Street of Chance" ist ein Klangfilm, der in jeder Hinsicht wohlgelung-rn ist. Davis, der Spielerköoig, will seinen eigenen Bruder von der Verbrecherlaufbahn fem- halten. Zu diesem Zwacke spielt er einen Trick, der ihn letzten Endes das Leben kostet. GroBe Summen werden umge¬ setzt, Hunderttausende van Dollar werden gewonnen und verloren. Die Schauspieler wirken alle überzeugungsvotl. Willmm Powell spielt die Hauptrolle als „Natural" Davis, des Spielerkönigs Rothstein. lieber 400 Kinos wediteln in U.S.A. in einem Monat die Besitzer Nach einer Übersicht des Filmamts des amerikanischen Handelsamts haben im Mai 1930 S09 Lichtspielhäuser in den Vereinigten Staaten durch An¬ kauf und Verkauf, zumeist der groSen Theaterkonzeme, ihren Besitzer gewechselt. Die gröBte Zahl von Transaktionen wurde im Staate Illiaois durchgeführt, wo 52 Häuser unter neue Kon¬ trolle kameiL Im gleichen Mo¬ nat wurden 553 Theater ün Gebiete der Vereinigten SUa- ten geschlossen, von denen mit 97 der Staat New Jersey an der Spitze stand. Alfred Schirokaucr jubiliert Moigen feiert der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Film¬ autoren Dr. Alfred Schirokaner seinen 50. Geburtstag. Ein Jobi- läomstag. an dem auch die deutacke Filmindustrie gern freudigen Anteil nimmt. Schirokaoer dient dem Film nicht nur durch seine liebens¬ würdigen, fein pointierten Filme, sondern drüber hinaus ia viel intensiverem MaB, als die OBentlichkeit wsiB, als Vertre¬ ter der deutschen Filmautoren in den groBen Verbänden des deutschen Sdrifttuma. Er ist stets für die Intereesen der deutschen Filmautoren einge- treten, aber in esaer Form, die auch die Belange der Industrie soweit srie irgend möglich be- acbteL Es ist vielleicbt mehr als ein glücklicher Zufall, daB Schiro- kauer gerade in dem Angen- bbek an der Spitze des Film- autorenverhandes stehL wo die Frage der Tantieme aktuell Seine ruhige, abwägende Art. sein diplomatisches Taktgefühl und seine, intime Kenntnis der Verhältnisse machen ihn als Führer in diesen schwierigen Fragen besonders geeignet. Der „Kinematograph" grüBt seinen Freund und Mitarbeiter, wünscht ihm weiter Befriedi¬ gung in seiner schriftstelleri- schea Arbeit und seiner ideellen Wünsche und hofft gern, ia fünfundzwanzig Jahren dem Ge¬ burtstagskind ia gleicher Jn- gendfriache gegenfiberzntreten.