Der Kinematograph (July 1930)

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Aber eine unbeschräakle Einfuhr ist untragbar. Sie hemmt die Fabrikation und verhindert die Sanierung der deutschen Filmtheater. Man soll diese letzte Be¬ merkung nicht für ein Schlag¬ wort halten. Die deutschen Theater ha¬ ben sich selbst durch das Zweischlagersystem, durch falsche Eintrittspreispolitik und durch eine Reihe anderer Dinge in eine fatale Situation hineingearbeitet. Sie werden kaum die Ener¬ gie haben, auf den zweiten Schlager zu verzichten und die Eintrittspreise auf eine angemessene Höhe zu brin¬ gen, wenn nicht die anderen sorgen. Um es kurz herauszusagen: ein freier Filmmarkt wäre eine Katastrophe und würde zweifellos dazu führen, daB bis auf zwei oder drei Firmen die deutsche Filmfabrikation und der deutsche Filmverleih aufhörten zu existieren. An diesem Zustand hat kein Mensch ein Interesse, und an ihm dürfte auch die Klangfilm - Tobis • Gruppe keine Freude haben, weil sie ia schlieBlich ihre tausend Apparate in Deutschland auf Ratenzahlung geliefert hat und schlieBlich sehen muB, daB sie die Theater lebens¬ fähig hält, damit sie auch die Verpflichtungen erfüllen kön¬ nen, die sie seinerzeit beim Kauf eingegangen sind. An sich ist im Rahmen des Kontingents natürlich die vorgeschlagene Lösung abso¬ lut annehmbar. Die deutsche Filmindustrie hat aber ein gewisses Inter¬ esse daran, etwas über die Höhe der Lizenzen zu erfah¬ ren, schon um festzustellen, inwieweit die deutsche Ko¬ pier- und Vorführungslizenz für die einzelne Kopie höher oder niedriger ist. Über diesen Punkt öffent¬ lich zu diskutieren, erscheint 1 unangebracht. JedenfalK ist J die Frage der InterchaniJe- 1 ability ein gut Stück weiter- j gekommen und hoffentl ch ■ auch so gelöst. daB nicht nur die Amerikaner Western- 9 Filme auf Klangfilm vorfuh- ren, sondern umgekehrt Western auch im Ausland einschließlich Amerika seine Apparaturen für deutsche Systeme freigibt. Es ist zweifellos anzunet-1 • men, daß die nächsten Tail: - diese Probleme klären. Bisl : dahin heiBt es: abwarten und! beobachten. Australische Mentalität ..Kiocmatograph" von Reg. J. Coarad Der deotsebe Film erobert in steigendem MaBc die ganze Welt Er erscblieBt sich lang¬ sam und schwer den amerika¬ nischen Markt und faBt lang¬ sam auch FuB in Australien. Dieses Land würde heute schon in viel gröBerem MaBe deutsche Bilder spielen, wenn man sich bemühen würde, die Filme dem anstraliscben Ge¬ schmack und der australischen Mentalität besser anzupassen. Das ist um so einfacher, als es sich — genau gesehen — nur um den richtigen Bildsebnitt und um die richtigen Titel ban¬ delt, so daB also im groBen und ganzen im Sniet und in der Handlongsführung nichts ande¬ res verlangt wird als das, was man im Augenblick in Deutsch¬ land fabriziert. Die Zensur ist in Australien sehr scharf und streng. Sie hat ihre eigenen, manchmal etwas seltsamen Gesetze und ist ganz anders als die Anfordernngen, die mal etwa in Berlin oder in London stellt. Aus eigener Beobachtung weiB ich, daB sechs Filme, die ich vor kurzem sah, ohne weiteres durch g e s chickten Schnitt und vorsichtige Betitelung drüben akzeptiert worden wären, die jetzt, nachdem sie acht Monate in Australien gelegen hatten, ibranWeg zurück nach Deutsch¬ land fanden. Das Fihnintcresse unseres Landes wird höchstens noch in Amerika erreich L Die Gründe dafür liegen bet uns genau so wie etwa in New York oder Chicago. Es ist „die" Vergnü¬ gungsstätte. Daher können auch die Licht¬ spieltheater Australiens in be¬ zug auf Ausstattung und Anf- macbung mit den schönsten Theatern der Welt konkurrie¬ ren. Das Capitol, das Regent und das Prinz-Eduard-Kino in Sydney, das Capitol ia Mel¬ bourne und die Ambassadors in Perth werden höchstens vom Spezialbericht für den Rozy in New York übertroffen. Im allgemeinen findet in Australien einmaliger Programm- Wechsel in der Woche statt. Mancha Häuser wechseln aber auch, so wie in Deutschland, zweimaL genau so wie es ein paar Theater gibt, die lange Spieldauer haben, und die Fea- tnre-Filme vorführen. Neunzig Prozent der in Australien gezeigten Filme sind amerikanischen Ursprungs. Der Grund dafür ist nicht so sehr die Qualität der Films, sondern die ausgezeichneten Verleih- organisationen, die die amerika¬ nischen Gesellschaften einge¬ richtet haben. Die beiden gröB- ten australischen Gesellschaf¬ ten, Hoyts und Union Theaters Ltd., stellen Theaterkonzeme dar, ebenso wie etwa Ufa und Eraelka in Deutschland. Sie kontrollieren in jeder groBcn Stadl die wichtigsten Theater und haben auBerdem langfristige Abnahmeverträge mit amerika¬ nischen Gesellschaften. Diese Theater kommen also für nichtamerikaoische Produk¬ tion nur in Ausnahmefällen in Frage. Welchen Faktor ' Australien als Filmland darstellt, gebt dar¬ aus hervor, daB im letzten Jahr allein von Amerika für acht¬ hunderttausend Pfund Filme be¬ zogen wurden, und das von einem Land mit einer Einwoh¬ nerzahl von etwas über acht Millionen. Sydney ist dis gröBte Stadt. Hat eine Bevölkerung von ca. eineinhalb Millionen. Dann fol¬ gen der Einwohnerzahl nach Melbourne, Adelaide. Brisbane und Perth. Städte, die eben¬ falls beinahe eine Million Ein¬ wohner zählen. In Australien herrscht zur Zeit noch starke Nachfrage nach dem stummen Film. Ob sich der Tonfilm durchsetzen StädHsdicr Kredit für Wiener Kinos In der Versammlung der Wiener Kiaobesilzer, die weiter beim Stummfilm-Programm bleiben wollen, teilte Präsident Weiler vom Verband der Klein- und Millelkinos mit. daB die Interessenten des stummen Films einen Weg zur Beschaffung der nötigen Kapitalien gefunden hsben. Es ist nämlich gelungen, den Sladtrat Breitner von der derzeitigen katastrophalen Lage der Kinos zu überzeugen, die Zcntralsparkassc der GenMinde Wien ist info lge dess e n unter gewissen ModaUtüten bereit, den Kinobesitzem einen Tprozentigen Kiedit von 3MM0 Schilling auf 2 bis 4 Jahre snr Verffignng zn stellen. Präsident Weiler teilt zu dem Punkte der Ftlmbcschalfung noch mit, daB dazu eine geschlossene Besetzung für 6 Wochen bei 2 Kopien, also für den jeweiligen Film 24 bindende Besetzungen nötig seien Kinobesitzer HoBmann forderte die Versammlungsteilnehmer auf, sich dem Präsidium gegenüber bindend zu verpflichten, in der nächsten Zeit weiter beim stummen Film zu bleiben. Dieser Auf¬ forderung «vnrde von den Anwesenden sofort Folge geleistet, worauf Präsident Petzl mitteille, daB auf Grund der durch diese An¬ meldungen gegebenen Unterlagen die Vorarbeiten zur Durchführung der Aktion unverzüglich in Angriff genommen werden kösmten. Nachdem noch über die eventuelle Errichtung einer eigenen Leih- onstall debattiert wurde (zu einer BeachluBfassung über diesen Punkt kam es nicht), wurde beschlossen, einige Kinobesitzer nach Berlin zu entsenden, um sich dort die Filme, die erworben werden könnten, an Ort und Stelle anzuseben. wird, ist fraglich. Die groBcn Zeitungen bei uns sprechen immer noch von Konserven- musik und betonen zum Ver¬ gleich. dsB Gefrierfleisch ein schlechter Ersatz für frischtr Fleisch sei. Vielleicht ist das aber auch schon in kurzer Zeit überwun¬ den. Hier und da geht man schon an die Einrichtung von Tonlilmtheatem. Die eben- genannten Union-Theaters und Hoyts haben sich bezeichaen- derweise nicht nur die ersten Western Electric-Apparate, son¬ dern auch die Generalvertre¬ tung dieser Firma für Austra¬ lien gesichert. _ _ Dis Theatsrbesitzer klagen j auch in Australien, genau so wie in Deutschland, über die hohen Apparaturpreise, die sie | sielfacb, selbst wenn der Ton¬ film einseblägt, angeblich nicht aufbringen können. Immerhin gibt es zur Zeit in Australien über fünfzig Tonfilmtheatcr. „Singing Fool' erzielte drüben dis Rekordeinnahme von aebt- lanscnd Pfund pro Woche. Aber ^ man behauptet, daB es mehr die Neugierde sei. die zum ersten Tonfilm in die Theater trieb, als das w irkliche Interesse. Wie es im Zeitalter des Ton¬ films mit den langen Program¬ men bei uns werden wird, ist vorläufig noch ganz ungeklärt. Man will aber bei ers auf zwei groBe Schlager nicht ver- ' zichten, weil das Publikum ge¬ wöhnt ist. daB die Vorführungen doppelt so lange dauern wie in Berlin. Die Wochenschau nimmt bei uns, genau so wie ia Amerika, auch eine viel beachtlichere Stellung eia. Allerdings bewilligt man auch höhere Preise als in Deutsch¬ land, und es erscheint mir drin- . gend notwendig, gerade suf | diesem Gebiet dem ansläR- dischen Beispiel zu folgen