Der Kinematograph (July 1930)

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Herr Siegfried beschwert sich . . . ln der ^^stri^en Sitzung dks Lichtspieltheaterbesitzer- Vcrbandes von Groß-Berlin bürte man längere Ausfüh- rangcn des Reichstagsabge- Mrdneten Siegfried, der an- •oheincnd sein Redebedürfnis in den Theaterbesitzerver- MUnmlungcn mehr befriedi- gc.i kanr als im Reichstag. Seine Rede war eine ein- alge Anklage gegen den •Kincmatograph" und das -Echo", die doch ei- tlich nichts getan haben, daß sie sich je einmal Herrn Siegfrieds Film- litik beschäftigten, wie sie den Reichstagsberich- !n widerspiegelt. Wir sind leider auf diese ichtc angewiesen, da sich die Sitzungen der Aus- thüsse im Reichstag meist tcr verschlossenen Türen ipielen. Wir müssen die Dinge also ^ nehmen, wie sie die amt- khen Berichte verkünden, ja unseres Wissens von Herren Abgeui dneten, alls sie unrichtig sind, korri- [tert und berichtigt werden Tonnen. Herr Siegfried beschwert ch. daß wir im „Film-Echo" on ihm behauptet hätten, er in Lichtenberg ein leines Kino betreibe. Das hört sich so an, als ob '•r kleine Kinobetriebe als “Wichtige und nebensäch- Erscheinungen ansähen. Dabei liegt die Sache ganz »ders. Wir haben uni S die Kleinkinos ge- rftndt und nicht >haber kleiner Betriebe. Son- lern dagegen, daß Herr Sieg- >ied die Verhältnisse bei den Der Rcichsraf nimmt das Kontingentgesetz an In der gestrigen Sitzung des Reichsrats wurde die Aus¬ führungsverordnung zu dem neuen Gesetz über die Vor¬ führung ausländischer Bildstreifen genehmigt. Es ist anzunehmen, daO auch in dieser >X'oche noch die Beratung im BildungsausschuQ erfolgt, so daB dann das neue Kontingentgesetz in aller Form in Kraft tritt. »Frauennot — Frauenglück" in München verboten Der Präsent-Film „Frauennot — Frauenglück". der im ..Atrium’’, Berlin, schon die vierte Woche sowie in 16 Ufa- Theatern in der Provinz mit großem Erfolg läuft, wurde von der Polizeidirektion München verboten Unser Münchener Dr. M.-Korrespondent schreibt zu diesem Verbot: Der Film wurde verboten mit der Begründung einer Ge¬ fahr für die Gesundheit der Besucher. Diese Begründung ist mehr als fadenscheinig gegenüber einem Bilde, das seit vielen Wochen nun im ganzen Reiche ohne Störung gelaufen ist, das außerdem die Oberprüfstelle passiert hat. Hinter diesem Willkürakt steht natürlich auch ein ganz anderer Grund, den man in der meist durch Sachkenntnis ungetrübten Einflußnahme der bayerischen Sittlichkeitsbewegung zu sucaen hat. Es paßt eben einfach die ganze Richtung nicht. Und so werden Gründe kon¬ struiert, gleichgültig ob dadurch auch dem Kinogewerbe der Reststoß gegeben wird. K leinkinos zur al leinigenRich t- linie und Grundlage für die ganze Industriepolitik ma¬ chen will. ♦ Es hat sich in dem frag¬ lichen Artikel um das Kon¬ tingent gehandelt und vor allem um die Frage, wie lange das Kontingent dauern sollte. Unserer Meinung nach wäre es ein Unding gewesen, wenn man die Dauer des augenblicklichen Kontingent- gesetzes auf ein halbes Jahf beschränkt hätte. Ein Punkt, der übrigens jetzt schon lange anders ge¬ regelt ist, als es damals der Ausschuß wollte, und der in der fraglichen Ausschu߬ sitzung nur deshalb durch¬ dringen konnte, weil Herr Siegfried mit einigen ande¬ ren Fraktionen für diese kurze Regelung cintrat. Seine Stimme war damals — zum erstenmal in seiner parlamentari.schen Praxis — wirklich ausschlaggebend und ist gegen die Interessen der Industrie abgegeben worden. Daran ändert auch der Sturmlauf gegen die Kon¬ zerne nichts, und diese Tat¬ sache wird auch damit nicht aus der Welt geschafft, daß Herr Siegfried behauptet, er sei ein Kämpfer gegen Appa- ^iderstande. Spezialumformer? - „Kleine Anzeigen“ im ‘ ratediktaiur und gegen Kon¬ zerne. * Unsere Leser wissen, daß wir uns gegen diese Appa- ratediktalur beinah täglich wenden, weil hier ein Punkt ist, bei den .nlle Interessen, vom größten Fabrikanten bis zum kleinsten Theaterbesitzer herunter, einig sind. Richtig ist allerdings, daß wir Herrn Siegfried persön¬ lichen Ehrgeiz vorwerfen. Aber nur mit dem Zusatz, daß ihn dieser persönliche Ehrgeiz häufig dazu treibt, Aktionen einzuleiten, die nicht im Interesse der Indu¬ strie und auch nicht im In¬ teresse der Theaterbesitzer liegen. Ehrgeiz ist für Leute, die im öffentlichen Leben stehen, und für Ffihrerpersönlich- keiten eine unentbehrliche Sache. Auch für persönlichen Ehrgeiz haben wir weit¬ gehendes Verständnis, wenn er nicht über eine gewisse Grenze hinausgeht, die für uns da gezogen ist. wo die Interessen der Kinematogra¬ phie auf dem Spiel stehen, a Herr Siegfried ist also ab¬ solut kein Freund von uns. Desto mehr ist es anzuerken¬ nen. daß er, der Zweite Vor¬ sitzende des Reichsverbands, seinen Verein genau so wie wir für eine merkwürdige Organisation hält, und daß er uns in diesem Punkt, wenn auch nur fünfprozentig, recht gibt. Aber auch hier verschiebt er die Grundlagen dieser Be¬ hauptung. Wir haben nämlich damals „Kinematograph“!