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Berlin, den 19. Jnii 1930 Zum Problem der Gemeinschaftsproduktion Zu den umstrittensten Fra¬ gen, die mit dem Kontingent Zusammenhängen, gehört das Problem der Gemeinschafts¬ filme. das letzt auf einmal so gründlich erörtert wird, wie das zweckmäßig schon vor Monaten hätte geschehen müssen. Tatsächlich handelt es sich hier uni den kritischsten Punkt im Rahmen der Ein¬ fuhrregelung. Das ist aber nicht Schuld der Gesetz¬ gebung, die man letzt gern dafür verantwortlich machen möchte, sondern mindestens so sehr ein Verschulden der¬ jenigen, die sich mit solchen Gemeinschaftsexperimenten beschäftigen. Es soll im voraus klar¬ gestellt werden, daß wirk¬ liche Gemeinschaftsproduk¬ tion jede Unterstützung ver¬ dient. Daß jeder wirkliche Ge¬ meinschaftsfilm weitgehende ' Berücksichtigung im Rahmen des neuen Kontingents zu fin¬ den hat Aber es muß im Interesse der Gerechtigkeit und auch im Interesse der Sicherheit der deutschen Filmproduk¬ tion von vornherein darauf aufmerksam gemacht werden, daß Gemeinschaitsproduk- Uon unter Umständen auch nur ein Mäntelchen sein kann, das man dem ausländi¬ schen Fabrikat mit mehr oder '»'enigei Geschick künstlich umhängt. Es gibt eine Reihe deutsch- fraiuösischer oder deutsch- Mgl,«;her Kombinaüonen. die von vornherein unter dem Gesichtspunkt der Kontin- genturagehung aufgezogen wurden. ^ der Unterstützung der¬ artiger Umgehungen hat, ge¬ nau betrachtet, kein Mensch irgendein Interesse. Etwas anders liegen die Dinge da. wo eine deutsche Firma ins Ausland ging, weil sie in Deutschlud kein Ate¬ lier bekam, oder weil ver¬ triebstechnische Gründe zu diesem Gang nach Elstree oder Paris- zwangen. Beinahe bei jedem Gemein¬ schaftsfilm liegen die grund¬ sätzlichen Voraussetzungen anders. Es ist deshalb auch erklär¬ lich und verständlich, daß man über diese Seite der Produktion keine bestimmten Vorschriften in die Aus- föhrungsbestimmungen des Reichsinnenministers aufnahm. An sich müßte man nach dem tieferen Sinn des Ge¬ setzes auf dem Standpunkt stehen, daß ein deutscher Film eben ein Bildstreifen ist, der in Deutschland mit deut¬ schen Kräften gedreht und von deutschen Autoren ge¬ schrieben ist. Man müßte verlangen, daß bei der Gemeinschaftspro¬ duktion dieser Schutz der deutschen Arbeit unter allen Umständen garantiert würde. In diese Richtung fällt zum Beispiel ein Vorschlag, daß jede Gemeinschaftsproduk¬ tion immer auf zwei Filmen stehen müsse, von denen einer in Deutschland und der zweite in dem Gemeinschafts¬ land zu drehen wäre. Damit wären aber die Vor¬ aussetzungen an sich noch nicht erschöpft. Wir müßten für jedes Kontingent, das wir dadurch dem einen oder an¬ deren Lande besonders be¬ willigten, umgekehrt natür¬ lich auch bei der anderen Partei das entsprechende Entgegenkommen finden. Oberhaupt ist die größte Schwierigkeit die verschie¬ denartige Regelung der Ein¬ fuhr in den einzelnen euro¬ päischen Ländern. Man kann nicht einfach sagen, daß durch das neue deutsche Kontingent die europäische Zusammenarbeit in Gefahr sei. Wir in Deutschland haben schon seit Jahren versucht, eine europäische Filmeinheit zu bilden, die auch die Kon¬ tingentierungsfrage gemein¬ sam unte.- den Ländern regeln sollte. Leider s nd andere euro¬ päische Länder, denen jetzt das deutsche Kontingent nicht gefällt, nicht bei der Stange geblieben. Wir brauchen nur an die Vorgänge in Frankreich im vorigen Jahr zu erinnern. Allerdings haben die Pariser triftige Entscbuldigungs- gründe. ^ Frankreizh war bisher stärker auf das Ausland an¬ gewiesen als wir. Man be¬ fürchtete durch allzu starke Ksmtingentierung einen emp¬ findlichen Materialmangel und gab deshalb, allerdings sehr einseitig, den Nichleuro- piern nach, während man anderen Ländern verstärkte Schwierigkeiten machte. Man hat sich vielleicht überhaupt in der ganzen Welt eingcredet. daß man mit Deutschland auf irgend¬ einer Basis schon fertigwer- den könne. Man hat eine gewisse Kon¬ solidation der deutschen Filmindustrie in der letzten Zeit übersehen und vor allen Dingen nicht beachtet, daß der Tonfilm ganz automatisch das nationale Moment mehr in den Vordergrund rückte als das früher der Fall war. Jetzt kann man sich natür¬ lich an die neuen Bestimmun¬ gen nicht von heute auf mor¬ gen gewöhnen. Sie sind auch unserer Ansicht nach nicht vollkommen. Es wird hier tind da sicher eine kleine •tKleine Anzeigen** im „Kfnematograph** —billig und erftfl^relcli