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D i c Diese haMcasts sind nun nicht etwa alle hclllarbiC. sondern rum froOen Teil genau so dunkel wie die Inder selbst. f>der noch dunkler, denn die Vermischung mit europäischem Blut liegt ia häufig um Gene¬ rationen zurück. Dm nun auf das Atelier in Madras zurückzukommen.' Die Technik war ebenso primitiv wie das Atelier selbst. Als Aufnahmeapparat diente eine alte deutsche Amateurkamera, die Kopiermaschine war ebenso primitiv, und die Trockentrom- mel' stand in dem so ungeheuer stanbigen Madras in einem halboffenen Raum! Unter die¬ sen Umständen war ns denn kein Wunder, wenn die brave Agfa, die sich nach und nach in Madras sowohl als den an¬ deren Städten die führende Rolle auf dem Markt des Kino¬ films erobert bat, entsetzt über das ist, was man auf ihrem guten Rohmaterial zustande bringt. Ebenso fabelhaft war die „Story", das Manuskript, das man in prunkvollster Weise verfilmte. Es spielte selbst¬ verständlich am Königshof, es wimmelte von Königen, Prin¬ zen und Prinzessinnen, von ab¬ gehackten Händen, blutigen Mördern nsw.. es war einfach schaurig schön. Dazu glän¬ zende Regieeinfälle: ais z. B. die. Königin einen finsteren Mörder belohnen will. greift sie' einfach — unter ihr Bett! und ergreift dort — einen Seck mit Gold! Immerhin hatte der junge Regisseur und Direktor den besten Willen, was man bei den größeren Firmen durchaus nicht immer sagen Die nächste Filmstadt war Bangalore, das mehrere hundert Meter höher liegt ab Madras, infolgedessen ein viel kühleres Klima hat und vielfach als Sanatorium benutzt wird. Diese Kühle ist natürlich sowohl für das Filmen ab auch für die Entwicklungsarbeiten günstiger, und hier sollte auch tatsächlich „was ganz Großes" im Gange sein. Man sprach von Hilie der Regierung, Beteiligung de' Ufa usw., dann wieder hieß es. es wird eine Art Filnuchule ge¬ gründet, iedenfalb war von alt diesen schönen Projekten noch nichts Greifbares vorhanden, das einzig wirklich Vorhandene war eine Unzahl böbreher Mädchen, für die Bangalore be¬ kannt ist. Allerdings keine In¬ der. sondern durchweg .JiaH- eaats", die sich gerade hier in indische Filmindustrie Von Heinz Karlfleilabd. Bangilota in großer Menge an- sässit. gemacht haben. Banga¬ lore ist aber andererseits eine der ungeeignetsten Städte In¬ diens zu F^mauf.nahmen, da alle die interessanten Motive, wie -Tentpcl, - Burgen, Paläste. Wallfahrtsorte usw., weil von dort entfernt liegen. Ueber- haupt .st die ganze Landschaft in den Reiche' des Mahärad- ja von Mysore, zu dem Ban¬ galore gehört, in der Haupt¬ sache sehr langweilig. Sogar der Palast des Maharadjah selbst kann sich durchaus nicht mit den oberindiseben Bauten Die nächste Filmstadt war ein unglaubliches Nest, das zum Teil Straßen hatte, bei denen ich für den Bestand der Achsen meines gewiß kräftig gebauten Mercedes fürchtete. Wie sich hierher eine Film¬ industrie verirren konnte, ist mir vollkommen schleierhaft, aber seltsamerwebc ist man hier in der „Wildnis" technUch am weitester vorgeschritten und arbeitet durchweg auf AgfakinemateriaL das sich hier in den Tropen fabelhaft be¬ währt, und die betreffende Fir¬ ma macht offenbar für indische Verhältnisse hervorragende Films, die auch technisch er¬ träglich sind. Es gibt hier einen ganz kleinen Maharadjah, der aber total vom Rennteufel be¬ sessen UL Zu diesem kleinen Nest schickte ich dann später¬ hin einen großen Teil meiner Aufnahmen, die auf Kino¬ material gemacht waren, und die Ausführung der Entwick¬ lungsarbeiten war, wenn auch nicht erstklassig, so doch immer- hia erträglich. Allerdings hatten sich die braven braunen Mit¬ menschen nicht einmal die Mühe gemacht, die Films aus- zufixieren oder, auch nur ge¬ nügend auszwässem, sondern man hatte sie einfach ab- gespült und in die Kartons verpackt- Der Bericht der Ber¬ liner Kopieranstalt über den Befund der Negative lautzte dann so: „Es ist nur einem 'oe- sonderen Glücksurastand zu danken, daß es überhaupt ge- bng, die Negative zu retten." — — Wenn das am grünen Holz geschieht!- Ab nächstes kam dann die moderne Weltstadt Bombay, neben Kalkutta das Hauptfilm¬ zentrum Indiens. Die Film¬ industrie hat dort in wenigen Jahren einen außerordentlichen Umfang angenommen, schon allein durch den unerhört hohen Zoll auf ausländUche Filme, spez. bei der Einführung von Kopien. Derjenige aber, der einen Film in Indien laufen las¬ sen will, ist daher mehr oder weniger gezwungen, das Nega¬ tiv dorthin zu schicken, um diesen Zoll zu sparen. Diesem Risiko wird aber nicht leicht jemand ein wertvolles Negativ aussetzen. Die Folge davon ist. daß in der Hauptsache nur amerikaqiscbe Filme gespielt werden, da die Amerikaner dort eigene Organisationen ge¬ schaffen haben und wahr¬ scheinlich ihre Filme auch selbst kopieren. Deutsche Filme sieht man nur ganz ver¬ einzelt, und die Fabrikanten derselben erzielen dafür auch nur minimale Prebe, da sie io der Hauptsache auf einen einzi¬ gen Käufer, einen Parsee mit einer Unzahl von Theatern (ForlHiniasl angewiesen sind, der natürlich infolge Mangels an Konkurrenz wenig zahlt, obwohl er mit mehreren der Filme ausgezeich¬ nete Geschäfte gemacht hat. Falb sich mehrere deutsche Firmen zusammenschließen und ein gemeinsames Büro nebst Kopieranstalt eröffnen würden, ■ hätten sie zweifellos Erfolg. Eine einzelne Firma aber n<e- mab, da ihr Programm nicht genügend Filme bieten würde, die dem indischen Geschmack entsprechen. Die Eintrittspreise in den Theatern, die auf Europäer zu- gesebnitten sind, sind für die besseren Plätze ganz enorm hoch, die Preise in den Einge- borenen-Theatern niedrig, aber dafür sind diese Theater auch Baracken oder Baulichkeiten. die nur mit eia paar Mark zu Ruche stehen. Jedenfalls machen wohl alle indischen Filme, wenn sic nicht gar zu schlecht sind, ein gutes Ge¬ schäft, so daß sich die meisten indischen Firmen, so z. B. die erwähnte Imperial, ohne nen¬ nenswerte Kapitalien ans sich selbst heraus entwickeln konn¬ ten. Dies ist vor allem dadurch möglich, daß die Herstellungs¬ kosten indischer Filme lächer¬ lich niedrig sind. Die Honoraie der Schauspieler sind für unsere Begriffe Trinkgelder, so¬ gar die Stars beziehen lächer¬ liche Honorare. Überhaupt ist die Zahlungsfreudigkeit der indischen Filmfabrikanten ein sehr w-eoig entwickeltes Ge¬ fühl. Der Fundus und die Kostüme sind von einer Primi¬ tivität, sind derartig schofel, daß eine deutsche Schmiere sich schämen würde, solche Gegenstände überhaupt zu ver- Das einzige Gute, das die ganze indische Filmindustrie überhaupt daran besitzt, ist ein Satz Kostüme, die eine deutsche Firma, der gute Franz Osten, für europäisches Geld drüben anlertigen ließ. Diese Anfertigung kostete ' eine Summe, welche die braven in¬ dischen Kollegen nicht . nur sprachlos, sondern auch wütend machte, denn sic fürchteten, daß ihr Publikum nun auch so gute Ausstattungen in Kostü¬ men verlangen würde. Der ganze Fundus wurde später für ein Butterbrot an die Imperial verkauft, welche dadurch als einzige im Besitz zum wenigsten einer Anzahl anständiger Ko¬ stüme ist. (ScäleB MäU Verls« es« Oimhi Aegaslßcfcerl ambuTMa SV« S