Der Kinematograph (July 1930)

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m s aaaiRig sTHiff i ^ bfih Berlin, den 31. Juli 1930 Nummer 176 „Entweder — Oder“ 24. Jahrgang Das Es scheint doch so, als ob sich langsam in der Beurtei¬ lung der Tonfilmsituation in Deutschland eine klare, fest umrissene Einheitsfront bildet. Als %rir vor Monaten schon klipp und klar darauf hin- uriesen. daO es nur ein Mit¬ tel für den Kino-Theater- besitrer gäbe, sich vor dem . bitteren Ende zu schützen, > als wir dringend die Umstel¬ lung auf Tonfilm als die ein¬ zige Forderung der Gegen¬ wart bezeichneten, gab es Ze¬ tern und Wehgeschrei in die¬ sem oder jenem Landesver¬ band. und kam es schließlich sogar zu der lächerlichen und komischen Boykott-An¬ drohung des Reichsverban- Organ des Reichsverbandes, sogar gesperrt in Fettdruck, daß die Toniilmumstellung der Lichtspielhäuser zwangs¬ läufig zum ..entweder — oder“ ihrer Existenz führe. Wir freuen uns, in dieser Richtung nunmehr absolute Einmütigkeit bei der führen¬ den Fachpresse vorzufinden, und nehmen an, daß das, was uns allein nur halb gelang, ' nunmehr der vereinigten deutschen Fachpresse gelin¬ gen wird. Ein weiteres interessantes Zugeständnis ist dann weiter dem offiziellen Organ zu ent¬ nehmen. Man liest dort wie¬ der wörtlich und in Fett¬ druck: „Bei den Lichtspielhäu¬ sern besteht die Ten¬ denz, die Beschaffung einer Apparatur soweit wie irgend möglich durchzuführen.“ . ' Wir freuen uns, daß unsere Anregungen nach dieser Richtung hin endlich auch auf fruchtbaren Boden ge¬ fallen sind und daß man sich nicht mehr in Lamenti er¬ schöpft, daß man sich positiv auf Tonfilm umstellen will. anstatt negativ nach stum¬ men Filmen zu rufen. Wir , nehmen als ganz selbstverständlich an. daß diese Äußerungen des offi¬ ziellen Organs des Reichs¬ verbandes die Ansicht der führenden Kreise der organi¬ sierten Theaterbesitzer wie¬ dergeben, und sehen gerade in diesen Darlegungen den Rückzug des Reichs verband s- vorstandes aus einer An¬ griffsposition zum Waffen¬ stillstand, der den endgülti¬ gen Verständigungsfrieden einzuleiten geeignet erscheint. Es finden sich in dem außerordentlich erfreulichen Artikel auch sonst noch ein paar Sätze, die durchaus zu unterschreiben sind. Es heißt wieder in Fett¬ druck an einer Stelle,' daß man an all die Fragen, die mit dem Tonfilm und seiner Apparatur Zusammenhängen, großzügig herangehen müsse. Es gehöre zur Erör¬ terung dieser Dinge Mut zur Kritik auf allen Seiten. Bisher hatte man in dm Kreisen des Reichsverbandes, wie man erst gestern bei uns am mitteldeutschen Beispiel praktisch sehen konnte, in diesen Dingen eine andere Anschauung. Kritik wurde mit allen Mitteln zu unter¬ drücken versucht, allerdings ohne praktisches Resultat. Man sieht jetzt anschei¬ nend auch in Reichsverbands¬ kreisen ein, wie Recht wir hatten, als wir vor minder¬ wertigen Apparaturen warn¬ ten. und wenn wir immer wieder darauf hinwiesen, daß mancher Tonfilmmißerfolg nicht am Film, sondern an der Apparatur liege. Gewiß ist nicht jeder Ton¬ film und vor allem nicht jeder. nachsynchronisierte Film ein absoluter Schlager Aber das war beim stummen Film nicht anders. Dafür gibt es aber beim Tonfilm prozentual viel mehr Treffer, die sich vor allem viel längere A uffüSrungszah- len sichern. Im „Capitol" in Aachen läuft „Die Nacht gehört uns“ mit Rekordkassen. Im glei¬ chen Theater, das den Film bereits drei Wochen im Win¬ ter gezeigt hatte. Am Kurfürttendamm er¬ zielt der „Blaue Engel" heute noch nach einer Laufzeit von über vier Monaten täglich gut besetzte Häuser Es gibt große und mittlere Kinos in Deu'i.schland, die durch den Tunfilm in die Lage versetzt sind, mit der Hälfte oder mit einem Drit¬ tel der Filme auszukommen wie bisher. Das rührt an ein weite¬ res. vielumstrillenes Problem, nämlich an die Versorgung der kleinen nnd kleinsten Theater. Es ist nicht Hochmut oder mangelnde Fürsorge für die kleinen Kinos,' wenn dieser oder jener Fabrikant heute erklärt, man könne die deut¬ sche Produktion nicht nach den Bedürfnissen dieser klei¬ nen Häuser allein einstellen. Es ist einfach eine Kalku¬ lationsfrage, die besonders deshalb schwierig ist, weil gerade die Kleinen von dem zweimaligen Programm¬ wechsel tn der Woche nicht abgehen wollen. Man stelle eich einmal vor, daß der Bedarf in den hun¬ dert größten Kinostädten mit und ein sicheres Geschäft. Sie beachten doch auch unsere „Kleinen Anzeigen“ im „Kinemafograph“? Joseph V. Siernberg dementiert lo einem Privattelcgramm teilt Joseph v. Stemberg aus Hollywood mit. daß alle GcrScote, die hier in Deutschland über die Tätigkeit Marlene Dietrichs in seinen Filmen um¬ laufen, absolut unrichtig seien. Flau Dietrich arbeitet zur Zeit in dem Film „Marokko" und wird auch die anderen ihr zugedachten Rollen plan¬ mäßig übernehmen und dur.:hführen. Sternberg gibt seinem Bedauern darüber Ausdruck, daß die amerikanischen Versuche, seinen Star zu diskreditieren, nun auch aut Deutschland über( reifen. Di« Paramount bestätigt übrigens die Angaben Stem- bergs auch offiziell durch ihre Berliner Niederlassung. M 'I 1