We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.
Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.
VERLAG SCHIRL* BERLIN SW68 Berlin, den 21. Auflast 1930 Finale Im selben Augenblick, wo Kommerzienrat Scheer seine Attacke gegen die Ufa ritt, wurde der Telegraphen- Union nachstehende Mittei¬ lung übergeben: Während der Hambur¬ ger Reichsverbandstagung haben 260 deutsche Erst¬ aufführungstheater, die 70 Prozent aller Sitz¬ plätze der deutschen Filmtheater umfassen, be¬ schlossen, dem Schutzver¬ band Deutscher Filmthea¬ ter E V., Berlin, beizu¬ treten. Der Syndikus des Ver¬ bandes, Dr. Bruno Birn¬ baum-Berlin, ist beauf¬ tragt worden, gemeinsam mit einer aus Vertretern von Filmtheaterbesitzern aus allen Teilen des Rei¬ ches bestehenden Kom¬ mission die Vorbereitun¬ gen für die erste große Verbandstagung in Berlin zu treffen. Die dem Schutzverband beitretenden Theater kün¬ digen ihre Mitgliedschaft dem Reicbsverband. Gleichzeitig wurde der Fachpresse ein Kommunique übergeben, in dem die Ver¬ trauensleute von Frankfurt bis Königsberg benannt sind. Man ist zu dieser offiziel¬ len Bekanntgabe aller Wahr¬ scheinlichkeit nach veranlaßt worden, weil Herr Scheer glaubte, auf der Generalver¬ sammlung den Exodus der Prominenten mit einer klei¬ nen Handbewegung abtun zu können. Wie wir aus Kreisen des neu aufgelebten Schutzver¬ bandes erfahren, wird man selbstverständlich sofort nach der konstituierenden Ver¬ sammlung die Mitgliedschaft bei der Spio anmelden und selbstverständlich seinen An¬ teil von der Markenabgabe fordern. Vielleicht wird man im Reichsverband, wenn das Finanzierungsproblem dann akut wird, eher Vernunft annehmen, wie heute. An anderer Stelle des Blattes berichten wir über den Verlauf der Hamburger Tagung. Es war, alles in allem, ein fulminanter An¬ griff gegen die Ufa, der man nur einen einzigen Vorwurf machen konnte, daß sie die Kirchiumspolitik von Bumst- hausen nicht mitmachen wollte. Es lohnt sich nicht, auf die Husarenritte des einen oder anderen Verbandsvertreters näher einzugehen Ein prominenter, alter, er¬ fahrener Theaterbesitzer, der bis zur Generalversammlung zu den überzeugtesten Reichsverbandsanhängern ge¬ hörte, zuckte nach Scheers Rede die Achseln und be¬ merkte nur lakonisch: „Alles vergessen und nichts neu hinzugelernt." Interessant für die Ein¬ stellung des Reichsverbandes auch die Art, wie man die Tobis-Erklärungen wieder¬ gab. Herr Scheer behauptete, daß der Tobis-Verlreter in der Delegiertenversammlung auseinandergesetzt habe, daß die Schuld am hohen Leih¬ preis nur an den Verleihern läge. Die Tobis habe d:e be¬ rühmte Verpflichtung auf mindestens 35 Prozent nur auf Wunsch der Verleiher stipuliert. Man verlangte nicht mehr und nicht weniger — wenig¬ stens tat das Dr. Gebel — als eine Kontrolle der Pro¬ duktion. Die Leihpreise sol¬ len erheblich gesenkt wer¬ den, aber die Qualität der Filme müßte sich steigern. Immer wieder wurde die Forderung unterstrichen, daß der Theaterbesitzer noch nicht einmal 25 Prozent be¬ zahlen könne. Wie der Fa¬ brikant und der Verleiher auf seine Kosten kommt, das interessierte die Herren des Reichsverbandes nicht. Interessant auch die Kon¬ tingentdebatte. Als man noch nicht wußte, wie groß die Fülle des Materials war, das jetzt in Deutschland zur Verfügung steht, war der Reichsverband für be¬ schränkte Einfuhr. Heute, wo es bestimmt ist, daß mindestens 200 Filme zur Verfügung stehen, wünscht man weit geöffnete Grenzen, nur weil dadurch vielleicht ein paar Prozent weniger an Leihmiete abzu¬ führen sind. Man wundert sich dann, wenn diese kurzsichtige Po¬ litik nicht durch dick und dünn verteidigt wird. Hält wie Herr Huyras Reden, die in den Wald hineinschallen, ohne daß ein Mensch davon Kenntnis nimmt. Aber langsam mehren sich die Stimmen der Einsich¬ tigen. Hundertmal wenig¬ stens wurden die Schutzver- bändler gefragt, warum sie denn eigentlich ausgetreten seien. Sie erhielten einmütig die Antwort, daß es auf die Dauer untragbar sei, daß die kleinen Theater die Inter¬ essen des deutschen Licht¬ spielgewerbes bestimmen ••Kleine Anzeigen“ im „Kinematograph“ —billig und erfolgreich