Der Kinematograph (August 1930)

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24. Jahrgang II VERLAG SCHERL* BERLII Berlin, den 22. August 1930 Elefanten im Porzellanladen Anlitrusiklage gegen die „großen Drei" zurückgezogen Wie ans ein Kabel aus Washington meldet, ist die seit Jahren beim Senat schwebende Klage des Verstoßes gegen das Antitrustgeseti, die gegen Fox, Paramount, First National und deren Rechtsnachlolger Warner Bros, einge- Icitet worden war. ie zt niedcrgescblagen worden. Durch die Klage sollte eine Verbindung von Filmpro¬ duktion und Theatergeschält auf Antrag der „unabhängigen Theaterbesitzer'' (Shapiro-Gruppe) verhindert, sowie ein weiterer Zusammenschluß der g-oßen Konzerne unmöglich gemacht werden. Der vor einem halben Jahr viel besprochenen, aber auf Grund det Antitrustklage dann doch unterbliebenen Zu¬ sammenlegung von Paramount und Warner Bros, stände so¬ mit nichts mehr itr. Wege. Nun haben wir die Re¬ sonanz der Hamburger Ta¬ gung. Das einzig Positive sind spaltenlange Angriffe zunächst in der Berliner Ta¬ gespresse von dem kommu¬ nistischen „Berlin am Mor¬ gen" bis zur äußersten Rech¬ ten. Die Provinz wird nach- kommen. Es ist leider wieder einmal all das cingetroffen. was wir bereits in Hamburg zum Ausdruck brachten, und wie wir es gestern im Leitartikel voraussagten. Herr Scheer hat mit seinen höchst überflüssigen Bemer¬ kungen über die „Drei¬ groschenoper'' wieder einmal die deutsche Filmindustrie im allgemeinen und die Kino¬ besitzer im besonderen kom¬ promittiert und als rückstän¬ dig hingestellt. Er zitierte einen Song aus der „Dreigroschenoper", der überhaupt nicht in dem Film enthalten sein wird, und schloß daraus, daß es sich bei dem ganzen Werk um die Reminiszenzen eines alten Zuhälters handle, die nun durch die deutschen Kinos geschleppt werden sollen. Wir haben absolut keine Veranlassung, Brechts Werk oder Weils Musik zu vertei¬ digen. Aber wir sind mit allen mehr oder weniger Be¬ teiligten darin einig, daß es keinesfalls angeht, einen noch nicht vollendeten Film in Bausch und Bogen zu ver¬ reißen, insbesondere unter Verwendung von Zitaten, die mit diesem Film überhaupt nichts zu tun haben. Es ist das wieder eines der von uns immer wieder be¬ kämpften Scheerschen Jong- lier-Kunststücke. Man kann das nicht, wie es andere Blätter tun, mit einer Entgleisung ent¬ schuldigen oder mit der Wendung, daß man die An¬ gelegenheit nicht tragisch zu nehmen brauche. Es ist auch nicht wahr, daß diese Äußerung zum Schulz der deutschen Filmindustrie gefallen sei, gewissermaßen zur Stärkung der deutschen Produktion und Position in der Welt. • , Für diese Stärkung hat Herr Scheer, wie andere Stellen seiner Rede beweisen, entweder kein Verständnis, oder nur dann, wenn es in seine eigenen Produktions¬ pläne hineinpaßt. * Das ist das Unglück des Reichsverbandes in seiner heutigen Form, daß der Prä¬ sident die Dinge immer so schildert, wie „er" sie sieht, und daß er leider, wenn schon einmal öffentlich Stel¬ lung genommen wird, seine Behauptungen und Beweise reichlich großzügig formu¬ liert. * Vor gar nicht allzulanger Zeit konnte man von Herrn Scheer hören, daß der Ton¬ film sich in Deutschland kaum durchsetzen werde und daß nur ganz wenige Theaterbe¬ sitzer in der Lage seien, sich Tonfilmapparate anzu¬ schaffen. Damals schrieben wir, daß das aller Voraussicht nach falsche Behauptungen seien und daß die Praxis die falsche Taktik des Reichs¬ verbandes widerlegen würde. Heute in Hamburg sagt Herr Scheer, daß elfhundert der besten deutschen Thea¬ ter bereits Tonfilme spielen. Er übertreibt jetzt nach der anderen Seite, weil er glaubt, damit eine Senkung der Leihmielen begründen zu können. * Vielleicht darf man daran erinnern, daß Herr Scheer mit besonderer Vorliebe von fünftausend deutschen Thea¬ tern gesprochen hat. Bei Zug- undelegung dieser Zahl stünde also heute dem deutschen Verleiher ein Fünfte! des bisherigen Ab¬ satzgebietes zur Verfügung. Ist es da, ganz generell gesehen, wirklich so schlimm, wenn man zwanzig Prozent Leihmiete mehr verlangt, nachdem der Markt so be¬ deutend verengt worden ist? Selbstverständlich wird man nicht ewig auf den fünf- undd-eißig Prozent sitzen bleiben können. Es ist auch ohne Herrn Scheer ja bereits hier und da schon etwas we¬ niger geworden. Die zahlenmäßige Steige¬ rung der Tonfilmtheater hat bereits zu einer Senkung von fünfundvierzig auf fünfund- dreißi* Prozent geführt. Diese Preissenkung wird ganz automatisch auch ohne Reden fortgesetzt, sobald wir einmal mit einer rest¬ losen Besetzung des Mark¬ tes durch Tonfilmapparatu¬ ren rechnen können. Aber Voraussetzung für eine Senkung des Leihprei¬ ses ist auch der Schutz der heimischen Produktion. Eine gewisse Garantie, daß der deutsche Film auch sein Absatzgebiet im eigenen Lande behält. Diese Garantien liegen, abgesehen von der Qualität in erster und letzter Linie im Kontingent. Man hat die jetzt gelten¬ den Bestimmungen geschaf¬ fen, weil man wenigstens fünfzig Prozent des deut¬ schen Marktes der deutschen KinoverKauf schnell und zuverlässig durch „Kleine Anzeigen“ Im „Kinematograph 1