Der Kinematograph (August 1930)

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Was der Broadway sieht \on unserem New-Yorker H. H. •Berichterstatter „Rain or Shine" — Regen oder Sonnenschein — Columbia Picturcs im Globe Theater. An und lür sich ein Film, der wohl keinen allzu großen Anspruch auf Wert erheben kann, der aber in seiner Ausgelassenheit, •einem Humor und Witz doch «ine der besten Komödien ist, die der Broadway in diesem Jahre gesehen hat. Die Haupt¬ darsteller des ehemaligen Büh- Film verpflichtet Glücklicher¬ weise nahm Regisseur Frank Capra davon Abstand, einen allzu derben Humor anzuwen- Schajspielerin und heiratet sie. Natürlich geht die Heirat den „Weg alles Fleisches". Der neue Ehemann fühlt sich in seiner neuen Umgebung und unter den Freunden seiner Frau nicht gemütlich und heiratet wieder seine alte Frau, von der er erst vor kurzem geschieden war. Die Torheit des Mannes wird dabei weidlich ausgenutzt Schauspieler: Belle Bennett John Halliday und Dorothy Burgess. „L.ttle Accident" — Kleines Mißgeschick — Universal. volle Effekt erzielt wurde. Die langschweifige Geschichte von Melviile wurde naturgemäß rücksichtslos für den Film zu¬ rechtgeschnitten, so daß von dem Original nicht mehr viel zu merken ist Die Handlung dreht sich um den riesiger, wei¬ ßen Walfisch Moby Dick, der unter großem Aufwand von Gummi und Hotz fabriziert wurde. Ein Walfischfinger unter der Führung des tollen Kapitän Ahab ist auf der Jagd nach diesem Fisch, den phanta¬ stische Mythen umgeben. Eine den, wie es sonst hier üblich ist Die Bühnenmusik ist völlig in Wegfall gekommen. Humor und Komik, manchmal auch ein paar Tropfen Herzeleid, be¬ herrschen den Film von Anfang bis zu Ende, der dem berühmten Joe Cook Gelegenheit gibt, sein Können auch hier wieder zu zeigen. Eigentlich ist es ein reiner Cook-Film, da dieser be¬ liebte Künstler den ganzen Film beherrscht. In Tom Howard und David Chasen hat er aber tüchtige Helfer, die ihm ab und zu sogar seine Lorbeeren strei¬ tig machen. Uber den Film selbst ist nur wenig zu sagen: Ein Scbmierenzirkus bleibt auf einer seiner Wanderfahrten stecken und wird gepfändet. Eine kleine Liebesaffäre tritt sehr zum Vorteil des Films, in den Hintergrund. — Harold Lloyds „Wolkenkratzer" bleibt aber immer noch unübertroffen. „Queen High" — Paramount¬ film im Par amout. Hier wurde eine erfolgreiche musikalische Komödie in einen unsagbar schlechten und langweiligen Film verwandelt von dem ein bekannter New-Yorker Film¬ mann sagte, daß er der schlech¬ teste Film sei der jemals \on dieser Firma produziert wurde. Selbst die hübschen Schlager der ursprünglichen Bühnen¬ version wurden nicht einmal demonstrieren, wie eine Wette beim Pokerspiel dazu führt, daß ein Gentleman namens T. Boggs John bei seinem Geschäftspart¬ ner «in Jahr lang den Kammer¬ diener spielea muß. Obgleich •ich aus einem solchen Arrange¬ ment manche hübsche witzige Situationen entwickeln ließen, wie das ja auch auf der Bühne der Fall war, blieb der Film ▼w Torheit nicht“ ist das Thema, auf dem dieser Film auf gebeut i*. Ein glücklich v geld) verliebt sich in ein« Douglas Fairbanks fr. und Anita Page holen aus einem Sujet das unter dem Durch¬ schnitt steht, das Beste heraus. Uber den Film, der nach einem erfolgreichen Schauspiel model¬ liert ist, das vor zwei Jahren aufgeiühr 1 wurde, bleibt herzlich wenig zu sagen. Hervorgehoben kann werden, daß ein großer Teil der Handlung in einem Entbindungsheim spielt. Auf der Bühne waren die Szenen we¬ sentlich interessanter und freier; die strengere Fifmzcnsur hat aber da einen Riegel vorge¬ schoben. „Moby Dick“ — Warner Brothers — Hollywood-Theater. Der Roman von Herman Mel- ville „Moby Dick“ ist im Laufe der letzten Jahrzehnte ein klas¬ sisches Werk geworden und war vor zwei Jahren unter dem Titel „Die Seebestie" ein stummer Film. Mit John Barry¬ more, der schon in der stum¬ men Fassung spielte, als Abab in der Hauptrolle ist Moby Dick als Klangfilm wieder auf¬ erstanden. Der Lautfilm über¬ ragt den stummen Film ganz bedeutend, wenn auch noch nicht in allen Punkten der wild zusammengewürfelte Mann¬ schaft, die teilweise in irgend¬ einem Hafen „shanghaied" wurde, sorgt für die nötige Ab¬ wechslung. Obgleich in diesem Film große Möglichkeiten in darstellerischer, technischer und bildlicher Hinsicht liegen, wur¬ den doch diese Chancen nicht voll und ganz ausgenutzt. Die Atmosphäre der Spannung, der Erwartung und des Gruseins ist Regisseur Lloyd Bacon nicht völlig geglückt, wenn von eini¬ gen Ausnahmen abgesehen wird. Eine Liebesaffäre zwi¬ schen Kapitän Ahab und einem Mädchen mit dem schönen Na¬ men „Faith" (Vertrauen) wird eingefiochten. Alles in allem dürfte der Film jedoch an die breite Masse appellieren, so daß ihm eine längere Laufzeit auf dem Broadway versprochen wird. „The Eyes of the World" — Die Augen der Welt — United Artists im Rivoli. Da Harold Bell Wright nun einmal einer der erfolgreichsten und popu¬ lärsten amerikanischen Schrift¬ steller ist, ist es logisch, daß eine seiner Novellen im Film wieder auferstehen muß. Ein ungleicher, wenig interessanter, sich langsam dabinzichender Film ist entstanden, bei dem nur die landschaftlichen Szene¬ rien Erwähnung verdienen. Der Film ist auf dem Kontrast zwi¬ schen Stadt- und Landvolk auf¬ gebaut, wobei natürlich die Stadt sehr schlecht abschnet- det, da man ja bekanntlich auf dem Land keine Sünden kennt. Die Heldin selbst kommt irgendwo von den amerikani¬ schen Bergen und hat die Men¬ talität eines fünfjährigen Kin¬ des. Der Held ist ein Künstler aus der Stadt, der aber durch den Einfluß des guten Mäd¬ chens, der Sonne und wohl auch der reinen Kuhmilch ein anderer, besserer Mensch wird. Das Gegenstück zu der Un¬ schuld vom Lande ist eine Dame der Gesellschaft mit schurkenhaften Plänen, die ihr den Künstler abtrünnig machen wiU. Dazwischen . erscheint noch eine alte Frau vom Lande, die jede Gelegenheit benutzt, um ihren Haß gegen das Stadt¬ volk darzutun. „Unsere Fern", näm’icb die Fern Andra, ist in diesem stark mittelmäßigen Film als Frau Taine. ganz ohne ihre Schuld, nicht seh- über- rengungsvoll. „Anybodv's Woman" — „Je¬ dermanns Frau” — Paramount im Paramount. Der Ruf von Ruth Chatterton, die von Para¬ mount den schönen aber auch Ansprüche fordernden Bei¬ namen „First Lady of the Screen" erhielt, wird durch die¬ sen Film nicht gerade gefestigt. „Jedermanns Frau“ ist, wie ja schon der Titel verrät, ziemlich banal. Es ist einer jener Filme, in denen ein Mann von seiner treulosen Fra« verlassen wird, worauf er in der Bitterkeit irgendeine Unoekannte heira¬ tet, die sich natürlich im weite¬ ren Verlauf als eine ehrbare Person herausstellt. Er weist sogar seiner reuevoll zurück¬ kehrenden Frau am Ende ent¬ rüstet die Tür. Clive Brook und Paul Lukas sind vorzüglich. „Way out West“ — Weit draußen im Westen — Metro- Soldwyn-Mayer — Capitol. Wil¬ liam Haines taucht wieder ein¬ mal auf. Diese Metro-Produh tioa ist eine Mischung von Romanze. Wild-West und Cow- boytum, wobei auch der Humor in Form einiger schnoddriger Witze auf seine Rechnung kommt. Der Inhalt des Filme* selbst ist von dem regulären Wild-West- oder William-Hai- nes-Stoff weni verschieden, nur daß diesmal irgendeine Viehranch im wilden Arizona die Szenerie liefern muß.