Der Kinematograph (September 1930)

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^ C aMÜMSLSiMttaj BegLfW^l^glK<5a> 24. Jahrgang Berlin, den 22. September 1930 Nummer 221 Neugruppierung oder Neuorientierung Das neue ungarisdie Kontingent Wie wir zuverlässig erfahren, ist die neue, ungarische Kontingentverordnung schon für die allernächsten Tage zu erwarten. Es wird darin, wie wir bcre'ts mitteilten, verlangt, daB mindestens fünfundzwanzig Prozent der Kinopregramme aus Filmen ungarischer Herstellung bestehen. Unter ungarischen F Imen im Sinne des Kontingents wer¬ den nicht nur neue Filme, die in Ungarn hcrgestclit sind, verstanden, sondern auch rein ungarische Versionen. Die Ungarn schätzen ihren iährlichen Bedarf auf rund hundertsechzig Tonfilme und rechnen nunmehr, daß min¬ destens vierzig Filme oder Versionen in Budapest her- gestellt werden. Der ungarische Kilrafonds. beziehungsweise die Hunnia- Film-Fabrik, hat bekanntlich einen Tobis-Klangfilm-Auf- nahmcapparal erwo.-bcn, den sie mit Hilfe dieses Gesetzes rentabel auszunutzre gedenkt. Nun hat sich aber die Klangfilm zur Montage ihres Appa¬ rates vier Monate Frist bedungen, so daß die Aufnahme des ersten Filmes erst im Januar 1931 beginnen kann Wie sich die ausländischen Firmen zu diesen ungarischen Bestimmungen verhalten werden, ist im Augenblick von hier aus nicht zu übersehen. Jedenfalls bedeutet d'c Herstellung ungarischer Versionen im Verhältnis zu dem bisherigen Miclsertrag, den der eine oder andere Film aus Ungarn brachte, eine unverhältnis- mäUig hohe Aufwendung. Es ist also noch gar nicht abzusehen, inwieweit die aus¬ ländischen Firmen geneigt sind, diesem neuen ungarischen Gesetz Folge zu leisten. Schließlich schreibt Ja das Gesetz nur dem Theater- bcsitzer vor. Filme ungarischer Herstellung zu spielen. Wenn keine da sind, hat auch die 'ingarische Regierung alles Recht verloren. Man wird die Entwicklung der Dinge mit Interesse ver¬ folgen müssen. Die Verhandlungen zwi¬ schen den sogenannten un¬ abhängigen, freien Verleihern und den wenigen, aber ma߬ gebenden Firmen, die in der Arbeitsgemeinschaft zusam- mengeschlossen sind, sollen letzt in das entscheidende Sladinm treten. Vielleicht ist heute eine Verständigung in den ent¬ scheidenden Fragen leichter als damals im „Excclsior"', weil dieser oder jener Wort¬ führer inzwischen wahr¬ scheinlich erkannt hat, daß es doch nicht ganz unwich¬ tig ist, wenn die Fnbrnng in den Händen von Unter¬ nehmern liegt, deren Ge¬ schäfte so fest gegründet sind, daß man nicht heute oder morgen befürchten muB, sie in der Rubrik der schwankenden Gestalten zu sehen. Wir haben von Anfang an keinen Zweifel darüber ge¬ lassen. daß wir eine stärkere Arbeitsge¬ meinschaft der Filmverleiher, die vom größten bis zum kleinsten geht, freudig begrüßen. Wir haben aber auch da- kei nachdrücklichst betont, daß es sich nur um eine Nengruppiernng, nicht aber, wie das mancher gern möchte, um eine Neuorientierung handeln kann. Das ist so zu verstehen, daß es absolut unzweck- "täßig wäre, irgendwie einen größeren oder kleinen neuen Verband auf die Beine zu stellen, sondern daß die wirtschaftlichen Forderungen nur in einem einheitlichen Kreis durchsetzbar sino, der alle Verleiher umfaßt, vom klein¬ sten Bearbeiter eines Be¬ zirks bis zur großen Ufa. Sympathisch wäre natür¬ lich eine Einbeziehung auch der amerikanischen Firmen. Das wird aber im Augen¬ blick schon deswegen nicht möglich sein, weil schon die Kontingentfrage zwei Lager schafft, die aber fraglos, wenn cs sich um Verlcihbe- dingungen, Lieferungsbestim¬ inungen handelt, zu einer Einheitsfront zusammenzuschweißen sind. Die neue erweiterte Ar¬ beitsgemeinschaft wird sich zweckmäßig zunächst nur mit rein wirtschaftlichen Fra¬ gen zu beschäftigen haben. Sie muß Ordnung schaffen, muß dafür sergen, daß Preise erzielt und gehalten werden, hit die Fragen der Lizenip-eise, das Problem der Tonfilnikopien und ähn¬ liche Dinge zu behandeln und würde sich zweckmäßig von ii Impolitischen Fragen direkt fernhalten. Die Gelegenheit, auf die großer. Dinge einzuwirken, ist ja über die Spio gegeben, in der die Verleiher genau so vertreten sind wie alle andern Verbände. Der stärkere Verleiherver¬ band würde auch der Spio eine neoe Stütze geben, die letzten Endes ge¬ sehen I tr deshalb in Schwie¬ rigkeiten geraten ist, weil der Scheersche Verband wieder einmal eine Politik betrie¬ ben hat, die sich, wie hier schon immer angedeutet wurde, über kurz oder lang rächen mußte. Gerade der „Kinemato- graph" ist es gewesen, der schon vor Monaten darauf hinwies, daß man auf die Dauer von den Verleihern und Fabrikanten nicht ver¬ langen könne, daß sie über die Spitzenorganisation einen Verband subventio¬ nieren, der bei der Umstellung der Industrie auf den Tonfilm eine so intransigente Haltung einnahm, wie das iro Reichs¬ verbandsvorstand beliebt wurde. Es wird niemand dem Reichs verband das Recht ab- Zuverlässiges Fachpersonal vermitteln „Kleine Anzeigen“ im„Kinematograph'