Der Kinematograph (October 1930)

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Berlin, den 7. Oktober 1930 Der fünfzigprozentige Tonfilm Zuverlässiges Fachpersonal vermitteln „Kleine Anzeigen“ im„Kinematograph“ Es liegen jetzt glücklicher¬ weise einmal klare Ver¬ gleichszahlen vor, an denen einwandfrei zu untersuchen ist, ob man mit musikalischer Untermalung oder mit ein- -.■ierlen Titeln ebensoweit Kommt wie mH dem hundert¬ prozentigen Tonfilm. ln Berlin laufen im Rah¬ men eines Konzerns gleich¬ zeitig hundertprozentige deut¬ sche Tonfilme und an sich ausgezeichnete ausländische Erzeugnisse mit populären Stars, sympathischer Hand¬ lung, wirksamer Begleit¬ musik und einkopierten Titeln wie beim stummen Film. Ara gestrigen Sonntag, wo der Durchschnittsbesuch der großen deutschen Tonfilme noch in der zweiten und drit¬ ten Woche über 80 Prozent der höchstmöglichen Besuchs- irequenz betrug, sah man bei ^em guten Ausländer mit einkopiertem Titel nur rund ^5 Prozent besetzte Häuser. Der Besuch schwankte zwi- *chcn 24 Prozent in der ersten Vorstellung und 68 Prozent in der letzten Vor¬ führung. Die Reklame für diesen fünfzigprozentigen Ausländer ^ar stärker als wie für die hundertprozentigen deutschen Schlager. Das Resultat hat die frag- ftchen Theaterleiter nicht überrascht. Es war der Bc- für bisher nicht nach¬ weisbare Behauptungen. •K Warum wir diese Beobach- “ngen hier veröffentlichen? «•nächst, um festzustellen, *“ ein voller Tonfilm im fj"* für den TheaterbesHzer großer ist als der fünfzig- Prozenüge Tonschlager. Ferner, um wieder einmal nachdrücklichst zu bemerken, daß nicht alles Talkie ist, was nachsynchronisiert WUT de. Natürlich gibt es nach die¬ ser Richtung hin vollgültige Werke, wie z. B. die Tiger- jagd der Atlas. Aber im all¬ gemeinen ist bei Bildern mit einkopierten Titeln, Texten an Stelle von Worten, größte Vorsicht am Platz. Ziehung zu experimentieren haben. Hier ist Buster Keaton so beliebt, daß es synchroni¬ siert geht. Im Elsaß versteht man „Sous les toits de Paris" genau so gut, wie einen deut¬ schen Schlager. Aber immerhin, diese fünf- zigprozentigen Tonfilme sind Risiken für Verleiher und Theaterbesitzer, die baldigst verschwinden sollten. Der Theaterbesitzer hat nichts davon, wenn er der¬ artige Halbtonfilme ein paar Prozent billiger spielt. Die Gesamteinnahme ist, wie das Berliner Beispiel zeigt, so er¬ schreckend viel niedriger, daß der geringere Leihpreis zum größeren Verlust führt. •K Für den fremden Verleiher aber bedeutet das verglei¬ chende Resultat, das am An¬ fang dieser Darlegungen steht, die dringende Notwendigkeit der guten deutschen Version. Darunter sind gründliche Bearbeitungen zu verstehen, die sich nicht auf Übersetzun¬ gen beschränken, sondern die das ausländische Original mit deutschem Geist erfüllen. Wie man so etwas macht, ist am französischen Beispiel der drei von der Tankstelle zu erkennen, das man am Sonnabend im Gloria-Palast Allerdings ist diese Ver¬ sion auch nicht in zehn Tagen gedreht und unter Mitarbeit französischer Autoren ent¬ standen. Es ist beim Film noch mehr wie beim Buch zu berücksich¬ tigen, daß der Geist und aichX nur dz-s >X ort zu überset¬ zen ist. ^ Für uns in Deutschland ist das Ge.stige beim Film mehr als Schlegwort nach außen. Wir haben auch beim Ge¬ schäfts- und Amösierfilra noch literarische und künst¬ lerische Ambitionen. Wir haben bei Buchüber- tragmgen und bei übersetz¬ ten Bühnenstücken auf ge¬ schliffene Form Wert gelegt. Wir wollen auch beim Film nicht darauf verzichten. Vielleicht haben die Auf- traggeber der Versionen selbst alten Grund, ihre deut¬ schen Bearbeiter zu Höchst¬ leistungen anzufeuern. .Man darf nicht vergessen, daß im Augenblick alles Fremde in Deutschland be¬ sonders kritisch angesehen wird. Was hier und da in Berliner Blättern und Blätt¬ chen striit. ist nicht ma߬ gebend und gibt vielfach ein falsches Bild. Das Publikum der Provinz entscheidet und nicht Herr Plemm oder Tamm in der Sechsuhrvormittags - Zeitung, der im Filmen den Triumph alles Schaffens sieht, die nachher eine Besucherfre¬ quenz von 24 Prozent auf¬ weisen. « Wir wollen gern gute Aus¬ länder. möchten mit fremden Ländern gute Geschäfte ma¬ chen. darum schreiben wir über diese Probleme mit der Bitte, über diese Dinge auch freundlichst einmal nach¬ zudenken.