Der Kinematograph (October 1930)

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Tagung des Indusfriellen ^Verbandes Am ^cslriten Tatfe cina Mil£liedcrvcrsammlung des Ver> bandes der Filmindustriellen •tati, in welcher die Vertreter der maSieblichcii Produklions- iirmen anwesend waren. In Ver¬ tretung des erkrankten Ersten Vorsitzenden, Herrn Correll von der Ufa, führte der Zweite Vor¬ sitzende, Herr Somio von der Firma Fellner & Somio, den Vorsitz. Das neu ernannte Ehrenmitglied des Verbandes, Herr Oskar McBler, nahm an den Verhandlungen regen An¬ teil. Herr Correll und dem eben- ialls erkrankten Vorstandsmit¬ glied Herrn Lothar Stark wur¬ den mit dem Danke für ihre bisherige Tätigkeit beste Wün¬ sche für ihre baldige Genesung übermittelt. In allen zur Verhandlung stehenden Punkten zeigte sich eine absolute Geschlossenheit der Auffassung der deutschen Filmproduktion. Die Frage der endgültigen Klarstellung der Lizenzabgaben lür den Tonfilm soll — even¬ tuell in Verbindung mit der Reichsregierung — einer be¬ schleunigten Regelung zuge- iührt werden. Ls herrschte Einmütigkeit darüber, daß die bisherige Praxis der Patentbalterfirmen einen wesentlichen Teil der Schuld an dem fehlenden Niveau einer bestimmten Art von Filmen trage. Die Versammlung stimmte mit einer Beschwerde des Reichs- verbandes Deutscher Lichtspiel- thealerbesitzer, die mit allen Mitteln eine Hebung der Quali¬ tät fordert, überein. Nach der Überzeugung der Versammlung *ei dies jedoch nur möglicV bei *iner Senkung der Lizenzgebüh¬ ren, einer Regulierung der Zahl der produzierten Filme und einer restlosen Auswertung der Film« •"> Theatergeschäft. ln Urheberrechtsfragen wurd« ^*r Vortrag des Geschäftsfüh¬ rers. Rechtsanwalt Dr. Plügge, lebilligi, der den internationa- ZosammcnschluO aller geisti- gen und künstlerischen Unter¬ nehmer empfahl, mit dem Ziele. k«i der von der Regierung ge¬ planten Neuregelung des Ur¬ heberrechts die gleicbliegenden Interessen des breiten Publi- «ums und der geistigen und ■ünstlerischen Unternehmer zu rertreten. Bezüglich des Tonfilms wurde eine gesetzgeberische Anerken- aung des Tonfilms als kinema- lographisches Recht gewünscht, eine Regelung, die nur den tat- •äehlichen Verhältnissen Rech¬ nung tragen würde. Die Ver- ^mmlung lehnte alle Bestre- hnngen auf Erhebung einer be¬ sonderen Tantieme vom Ton¬ film, wie sie in den Budapester Beschlüssen der international kartellierten Organisationen der Musikverlcger und Autoren ge¬ fordert seien, grundsätzlich ab, wie sie auch alle Bestrebungen mibbilligte, derartige Tantie¬ men von den Konsumenten irgendeiner Art der mechani¬ schen Musik, sei es bei der Ver¬ breitung durch Sprechinstru¬ mente oder von Rundfunkdar¬ bietungen durch den Laut¬ sprecher, zu erheben. Sie lehnte eine Verlängerung der Schutzfrist von 30 auf 50 Jahre ab, und zwar nicht nur aus den speziellen Bedürfnissen der Filmindustrie heraus, sondern mit Rücksicht auf die entgegen- stchenden allgemeinen Interes- Zu der Kontingentfrage nahm die Versammlung eine Ent¬ schließung an, die der Regie¬ rung die grundsätzliche An- erkenpung ihrer Kontingenl- politik ausspricht und voi allen Machenschaften gegen das seit Jahren international ver¬ ankerte System des Auffüh¬ rungsschutzes ausdrücklich ab¬ rückt. Die Hintergründe der verschiedenen ablehnenden Stel¬ lungnahmen gegen das Kontin¬ gent wurden eingehend erörtert, und die Geschäftsführung wurde beauftragt, diese der Reichs¬ regierung zum Vortrag zu brin¬ gen. zugleich mit dem Danke der Filmindustrie an die Regie¬ rung für ihr weitgehendes Ver¬ ständnis für die Erhaltung der deutschen Filmfabrikation und mit den Wünschen für die zu¬ künftige Regelung. Die Bestrebungen auf Ab¬ schaffung des Vorspannes bei Spielfilmen wurden einmütig gebilligt. Gegenüber den F>estrebungen der Dacho auf Schaffung eines Tarifvertiages für Schauspieler, Regisseure, Operateure. Film¬ autoren usw. blieb es bei der bekannten grundsätzlich ableh¬ nenden Stellungnahme Das Eingreifen der Reichsregierung durch die Bestellung eines Soo- derschlichters wurde allgemein als gegen die soziale Grund¬ tendenz des Tarifverlragsgcdan. kens verstoßend empfunden, da es sich durchweg um hochbe- za.SIte Individualleistungen han¬ dele. Die Erkundigungen bei den anwesenden Firmenvertre¬ tern ergaben, daß die tatsäch¬ lich beschäftigten künstlerischen und technischen Mitarbeiter der Filmindustrie, die letzten Endes das Risiko des Filmschaffens trägt, nicht hinter den Forde¬ rungen der Dacho ständen, wie z. B. bezeichnenderweise die Bühnengenossenscheft. in der. wenn überhaupt irgendwo, ein Teil der Filmschauspieler orga¬ nisiert sei. d ese Anträge nicht gezeichnet haben. Oie Versammlung gab der Ansicht Ausdruck, wie auch immer der Spru'.h des unbe- greiflicberwci« offenbar unter gewerkseba tlicham . Druck er¬ nannten Sondersehlichters aus- falle, müsse ?ine sozial verant¬ wortlich denkende Regierung niemals zu- Durchsetzung eines derartigen Spruches irgend¬ welche Machtmittel einsetzen können. So.lte das unbegreif¬ licherweise doch geschehen, so werde sich die Regierung auch mit dem Gedanken der Rege¬ lung der Tarifgehälter etwa in Anlehnung an die Beamten¬ gehälter beschäftigen müssen. Die gegenwärtig bestehende Di¬ vergenz der Besoldung, z. B. der Operateure und mittleren Schau¬ spieler im Vergleich zu hoch- qualifizierten Regierungsbeamten wurde hierbei ausdrücklich her¬ vorgehoben. Nach Regelung verschiedener interner Angelegenheiten blieb die Versammlung im Automobil¬ club von Deutschland zu einer intimen Feier ihres Ehrenmit¬ gliedes, Herrn Oskar Messter, zusammen. An dieser rühmen Vertreter des Reichsministe- riums des Innern, des Auswär¬ tigen Amtes, des Rcichswirt- scbaflsministeriums und de« Kultusministeriums teil, welche von dem Vorsitzenden des gast¬ gebenden Verbandes. Herrn Somio. begrüßt wnirden. In einer berzlichen Ansprache schilderte dieser sodann die Verdienste des Ehrenmitgliedes Messter an der technischen, künstlerischen und wirtschaft¬ lichen Entwicklung des deut¬ schen Films und gab der Hoff¬ nung auf langdauemde Zusam¬ menarbeit tm Rahmen de« Verbandes zum Nutzen der ge¬ samten deutschen Kinemato¬ graphie Ausdruck. Im zwanglosen Beisammensein kam es zu einem lebhaften Mei¬ nungsaustausch zw ischen den Regiemngsvertretem und den Angehörigen der deutschen Filmproduktion. Film in In einem Bericht des engl - schen Uberseehandelsimtcs werden die Filmverhältnisse ia Japan behandelt. Es wi.-d dar¬ auf hingewiesen, daß, obwohl es doft kein Filmquotengeset.t und keine Vorausbuchung auf lange Zeit gebe, der Markt voll¬ kommen frei sei, die Handels¬ bedingungen doch außerordent¬ lich schwierig wären. Nur Pro¬ duzenten, die eigene Vertretun¬ gen in Japan unterhielten, könnten damit rechnen, ins Ge¬ schäft zu kommen. Von den im Jahre 1929 nach Japan cingefübrten Filmen sind 1277 amerikanischen, 111 deut¬ schen, 60 französischen und 41 britischen Ursprungs. Deutschland steht somit in der japanischen Filmeinfuhr an zweiter Stelle. Der fremdsprachige Tonfilm begegnet in Japan naturgemäß denselben Schwierigkeiten, wie Japan in anderen Ländern auch. Ton¬ filme, in denen der Dialog vor¬ herrschte und das Bild bzw die Handlung auf seine Kesten zurückgedrängt waien, fa.aden im allgemeinen keine sehr gün¬ stige Aufnahme. Trotz der Übersetzung des Dialogs wurde der Film in den meisten Fällen nicht verstanden. Dagegen werden Filme mit interessanter lebhafter Handlung, synchroni¬ sierter Musik und Geräusch- cffektcn besser eingeschätzt. Für stumme Filme bietet Ja¬ pan noch ein weites Feld. Die japanische Tonfilm¬ produktion selbst, di« mit Be¬ ginn des Jahres 1929 aufgenom- men wurde, hat keine allzu großen Fortschritte gemacht. Di« Zahl der japanischen Kino-Theater ist von 1120 im Januar 1929 auf 1389 Ende 1929 gestiegen: zahlreiche Kinos be¬ finden sich im Bau. Pariser Rennen durch Television übertragen Nach dem Pariser „Courrier ^inümatographique" werden die ’ariser bald in der Lage sein, lie Rennen von Auteuil und .ongchamps auf einem Schirm :u sehen, der auf den großen Joulevards von Paris «ufge- dellt wird. In Verbindung mit lieser Neuerung werden Wett¬ büros sein. Das Pariser Publi¬ kum, das auch jetzt schon di« Schaufenster umlagert, wo di« Ereignisse des Rennens ange¬ zeigt werden, dürft« mit der Einführung der Television auf diesem Gebiete der Verkehrs¬ polizei ein neues Problem «uf- rollen.