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Der Kinematograph (October 1930)

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K . V»fcAG.-SCHESL» BERLIN SWßSlTlhaS^»^ Berlin, den 13. Oktober 1930 Ntinuner 239 Zweierlei Maß Am Sonnabendabend er- lel’tcn die Besucher der zweiten Aufiührun^ des biilincnstücks Brest-Litowsk im Theater des Westens c.n.- kleine (Jberraschunf<. .‘er vierte Akt wurde cin- fiich w e><getasscn, obwohl Hi.ikate und Pro)<ramme ~ h die alte Stückeintei* ij'ia verkündeten- Han verteilte Zettel an das Publikum und hielt da- m 1 den Fall für erledif<t. Zweifellos war das Publi¬ kum befriedigt, ging ruhig und artig nach Hause, und es nicht zu entscheiden, ob man an dem nichtgespielten '•»•rten Akt viel verloren hat. Es soll auch hier über den Vt ert und Unwert des Jitückes und des fehlenden Aktes kein Urteil abgegeben '»erden. Has hier interessiert, ist nur die Tatsache, daß ein Theater am Tage nach der Uraufführung einfach einen Akt streicht, ohne daß sich irgendwer groß rührt. ileim Kino scheint man empfindlicher zu sein. 11*^'® Herren Brecht und '**>11 haben bekanntlich ge- <*n die Nero-Film Klage er- hnben, weil anscheinend diese “uer jene Nuance im Manu' »kript nicht ganz der Vor Inge entsprochen hat. abgesehen davon es immer einigermaßei "Ikig wirkt, wenn Herr Brech Polzlich besonderes Feinge ^1 für urheberrechtlich« hat. gibt der Fal Zusammenhang mit der Beobachtungen bei Brest Ein 3-Millionen-Dollar-Konirakt Warner Brothers haben mit der Universal einen äuDerat bedeutsamen Kontrakt geschlossen Danach erhalten die W'amer Brüder das Recht, sämtliche Universaliilme — Groß- iilmc und Shorts — sowie kleine Lustspiele — ia ihren 800 Kinos aulzufübren, die sehr geschickt an der A laoti¬ schen Küste und im Mittleren 'jfcsten gelegen sind. In Anbetracht der Tatsrehe, daß Universal erst vor eini¬ gen Tagen einen ähnlichen Kontrakt mit Radio-Kiith- Orpheum abschloß, die besonders an der pazifiscien Küste stark sind, nat Laemmle runmehr praktisch in allen ameri¬ kanischen Städten günsti(e Vorführengsmöglicl’seilen. Der von W arner zu zahlende betrag steht nicht fcs', doch dürfte es sich immerhin um 3 Millionen Dcl ar jährlich handeln. Litowsk Gelegenheit, grund¬ sätzliche Betrachtungen an- zustcllen. Selbstverständlich wird kein Mensch es einem Autcr, der für den Film arbeitet, übel¬ nehmen, wenn er eine voll¬ ständige Verunstaltung seinzs Manuskripts, eine Verdrehung des Sinns, eine Verschlimm¬ besserung rügt, seinen Na¬ men zurückzieht, oder sonst irgend etwas tut. was er glaubt, seiner literarischen Ehre schuldig zu sein. Aber es geht zu weit, wenn absolut filmfremde Elemente wegen Diflerenzen in der Auffassung beim Film alle möglichen und unmöglichen Schritte einleiten, während man wieder, wie hier am Bei¬ spiel zu beweisen ist, nichts dagegen hat, wenn das Thea¬ ter einfach einen ganzen Akt fortläßt Gewiß kann man in dem speziellen Fall sagen, daß es sich im einen Fall um den höchst eigenwilligen Herrn Brecht und im andern Fall um den außerordentlich ver¬ nünftigen Herrn Rehfisch handelt. Aber es scheint doch noch nicht ganz klar zu sein, was Herr Rehfisch in einem sol¬ chen Falle dem Film gegen¬ über getan hätte. ♦ Wir schreiben all das min¬ destens so sehr im Interesse der Autoren wie im Interesse der Filmproduktion. Die Autoren haben be¬ kanntlich jetzt beschlossen, in größerem Stil eine Be¬ wegung einzuleiten, deren Endziel die Einführung der Autorentantieme sein soll. Da dürfte es eigentlich ganz selbstverständlich sein, daß man gleichzeitig auch versuchen sollte, sich, soweit es möglich ist. mit der Indu¬ strie auf einer vernünftigen Basis zu verständigen. Wohlgemerkt, wir haben nie etwas dagegen und hal¬ ten cs für absolut richtig, wenn der Aulor seine Rechte und Belange immer und überall mit allem Nachdruck vertritt. Aber es sollten sich doch an sich filmfremde Schrift¬ steller davt r hüten, Kompli¬ kationen herbeizuführen. bet denen der Literat fraglos zu neunzig .tder hundert Prozent im Unrecht ist. Jedtu-. der mit dem Film in Arbeits- u id Geschäftsver¬ bindung tritt, muß sich dar¬ über klar sein, daß er sich an eine Industrie wendet, an Leute, die ihr Geld auf eine Karte setzen und die nach¬ her entweder den Beifall von einigen tausend Theatern fin¬ den müssen, oder die dann einfach ihr Geld verlieren. Man vergleiche einmal das Risiko der Industrie mit dem Risiko des einzelnen Theaters. Bleiben wir einm?l hei dom Beispiel von Brest-Litowsk. Die ganze Dekoration wird im besten Falle eine Nc-.iauf- wendung von vier- oder fünf¬ tausend Mark erfordert haben. Die Schauspieler kann man auf eine bestimmte Reihe von Abenden engagieren, .so daß das Risiko, ganz hoch gerech¬ net. vielleicht fünfzig- «der sechzigtausend Mark beträgt. Davon gehen die Einnah¬ men ab. die zum Beispiel durch Abc nnement gedeckt sind, so daß das Defizit heim Mißlingen eines solchen gro¬ ßen Schlagers nicht allzu ge- lährlich sein kann. Beim Film aber muß ein Vielfaches des Betrages von vornherein festgclegt werden. Da gibt sich der Autor nicht mit einem Anteil an der Einnahme zufrieden, sondern verlangt, wenn er sonst einen Namen hat, seine zehn- oder zwanzig¬ tausend Mark, ohne dafür mehr zu liefern als die Idee. Auch gute Kinomusiker finden Sie durch „Kleine Anzeigen“ im„Kinematograph“