Der Kinematograph (October 1930)

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Greta Garbos letzter stummer Film Nachdem •■her ein Jahr ver- ;;angen ist, daB Carbo-Filme im Spielplan unserer Kinos fehlten, lieB sich bei der Popularität dieser Künstlerin, die in der Zwischenzeit womöglich noch größer geworden ist, leicht vor- .lusseben, daB eine neu« Arbeit rum mindesten viel Interesse >.Twecken würde. Das Theater im Noliendorfplatz, das sich .ktuell auf den Tonfilm um- .:e5tellt hat, tat einen guten > triff mit dem Garbo-Film „Der %uB", obgleich er als stummer . lim in der Zeit des Tonfilms ^entlieh als veraltet gelten ’lte. Bei der Berliner Fre¬ iere erschien er aber klug ’ cht mit mechanischer Musik, ' ndern mit Orchesterbeglei- ' ing, für die sich Kapellmeister Otto Stenzeei, der auch die sehr treffend gearbeitete Instrumen- ' ition besoigt hatte, mit sei- em Kamr'erorchester ein- vlzte. Der Film erregt neben der atsacLe, azB er den besonde- ■r Fähigk iten der Garbo an- .-■paBt wu.de, schon deshalb .ufsehen, weil er unter der Kcgie von Jacques Feyder ent¬ band. der als größter französi- .'hci Spielleiter zu betrachten i.l. Nach dem Erfolg seines ^ilm as grüne Gespenst'', I en wir auch noch nicht ken- en, erhielt Feyder in Holly- . ood den ebenso ehrenvollen .^'s schwierigen Auftrag, einen i'ilin mit Greta Garbo berzu- -‘Ilen. Die Künstlerin sollte Oerdem nicht mehr mit John Oitbert zusammen gezeigt wer- drn, sondern einen neuen Part¬ ner erhalten. Für das Drehbuch wurde H ..ns Kräly gewonnen, der n.'ch einer Novelle von George M Saville folgende Geschichte rv.-echtgemacht hat, die seine R mtine und seine sorgfältige A.'beit aufs neue erweist. Es ist ein Roman passionnel, eine Ceschichte unter Leuten, die »och reichlich viel Zeit für die Liebe aufbringen können, somit •Iso ein Film für Frauen. DER Fabrikat. M G. M. Verleih; Parufamet Manuskript: Hans Kräly Regie: Jacques Feyder Unge 1747 Meter. 7 Akte Irene hat den reichen Kauf¬ mann Quarry heiraten müssen, weil sich leider ihrer Verbin¬ dung mit dem Anwalt Andre mancherlei Hindernisse ent- gegenstelhen. Irene wird von dem Studenten Pierre ange¬ schwärmt, der aus sehr reichem Hause stammt. Herr Quarry gerät im Verlaufe der Handlung in finanzielle Schwierigkeiten und bittet den Vater Pierres um Unterstützung. Zurück¬ gekehrt, findet er Irene mit Pierre, die dem jungen Men¬ schen gerade einen Kuß auf die Stirn drückt. Rasend vor Eifersucht stürzt er sich auf den jungen Menschen, so daß Irene nichts weiter übtigbleibt, als den ungeliebten Mann zu erschießen. Sie wird "or Ge¬ richt gestellt und von Andre verteidigt, der die Geschwore¬ nen davon überzeugen kann, KUSS Hauptrollen; Greta Garbo, Conrad Nagel. Lew Ayres Uraufführung: Theater am Nol- Icndorfplatz daß sich Quarry selbst erschos¬ sen hat, weil er vor dem finan¬ ziellen Zusammenbruch stand. Schließlich beichtet Irene dem immer noch geliebten Advoka¬ ten den Sachverhalt, der schließlich alles versteht und alles vergibt. Bereits aus dieser knappen Inhaltsangabe erkennt man die dramatische Spannkraft des Stoffes, dessen packender Auf¬ bau zur leidenschaftlichen An¬ teilnahme zwingt. Feyder hat da< krasse Drama sehr behut¬ sam angepackt, ihm nichts von seinem Tempo genommen, aber durch psychologische Verfeine¬ rung vertieft. Die Vorgänge entwickeln sich ficht mehr zu¬ fällig, sondern schicksalsmäBig und überrascKcd den Zuschauer durch Enthüllungen aus dem Seelenleben einer kapriziösen In diesem stummen Film vermißt man nur in den Ge¬ richtszenen das Wort. Hier wirkt er. obwohl Ftyder mit den geschicktesten Überschnei¬ dungen arbeitet, veraltet, etwas breit und hat keinen Höhepunkt; die Titel bleiben eindruckslos und führen den Film nicht rasch genug weiter Ein paar Schnitte könnten die¬ sen Teil in seiner W'irkung steigern. Kräly hat außer¬ ordentlich gute Einfälle, und es ist begrüßenswert, daß der Schluß, der leicht hätte ins Süßliche fallen können, mit einem feinen Witz versehen ist. der aus der Poesie der Liehe in die Prosa des Alltags zurückführt. Die Garbo ist wieder einzig¬ artig. Nicht allein blendend photographiert und wunderbar gekleide., auch im Ausdruck abrrmals vollendet. Ihr Blick bUibt erinnerungswürdig, und im Spiel weiß sie die leisesten Sezienregungen anzudeuien. Manchmal wetterleuchtet nur da i große wimpemverhangene Auge, zuckt der .Mund oder kräuselt sich die Stirn. Aber sie hat auch Augenblicke, in denn sich ihr Temperament gewitterhaft entlädt und das Feuer ihres Herzens das Eis der Konvention durchbricht. Thr Partner Conrad Nagel ist ein wenig blaß, aber cs gehört zu seiner Rolle, über ein mitt¬ leres Maß nicht hinauszugehen. Lieb und frisch erscheint Lew Ayres. dem dieser Film als Sprungbrett für die große Kar- Ausgezeichnete Chargen, die scharf profiliert und von der Regie wirkungssicher eingesetzt worden waren. D-'e Zuschauer dankten mit lebhaftem Beifall, der vor allem de-n Spiel der Garbo galt. Im Beiprogramm lief neben der tönenden Fox-Woche eine Humsti-Bumsti-Komödie, ein gezeichneter Trickfilm, der hinreißend komisch war. Die stcucrcnnä$igte Wochenschau Der Erfolg der Spio-Bemühungen, auch die Wochen¬ schauen als volksbildende Bildstreifen anerkannt zu sehen, hat seine ersten praktischen Früchte getragen. Die Fox-Woche Nr. S ist als volksbildend anerkannt. Jedes Programm mit dieser Woche genießt also die be¬ kannte Steuerermäßigung. Fox ist endgültig saniert Eigener Drahtbericht aus New York. Die New-Yorker Blätter veröffentlichen heule di« Zuwahl von Murray Dodge, Charles B. Stuart, in den Aufsichtsrat der Fox Film Corporation. Es handelt sich um die Re¬ präsentanten zweier großen Finanzinstitute, die damit ihr starkes aktives Interesse an Fox kundgeben. Diese Einflußnahme mächtiger Bankgruppen wird von der Presse deswegen begrüßt, weil damit die Befürchtungen gut orientierter Kreise zerstreut sind, die immer noch nicht an die endgültige Sanierung des großen Konzerns glauben wollten, über dessen Haupt eine Wechselschuld von fünf¬ undfünfzig Millionen Dollar schwebte, deren Fälligkeits¬ termin der April 1931 sein soll. Tobis-Klangfilm und Selenophon Citro$-Variete spielt .Stimme der Well* ^ cstdeutschlands führende Varictäbühne, das „ApoUo- ^■eater" in Düsseldorf, nimmt “> der zweiten Hälfte Oktober •uch Fox' tönende Wochen- *chau in den Spielplan auf. Ncaerdffnnng in Leipzig Adolf Zwenzner, der sein ^a 800 Personen fassendes Realer nunmehr unter dem Namen „Theater des Westen«" ^treibt, bat diese« Haus nach *»m Einbau einer Kinoton- ^PParatur als Tonfilmtheater «öffnet. Zwischen den maßgebenden Faktoren der Tobis-Klangfilm, die im Prager A-B-Alelier eine Tonfilm - Aufnahme - Apparatur im Betrieb hält, und jenen der Wiener Selenophon-Gruppe, die in den im Bau befindlichen Ela- Ateliers in Brünn installiert wird. haben Besprechungen stattgefunden, um die Frage der Atelierpreise zu regeln und eine reelle Konkurrenz der beiden Ateliers xu erzielen. Die Preise für einen Aufnahme Tag wur¬ den für beide Gruppen gleich festgelegt. nur wird das Brün- ner Atelier insofern billiger sein, als es bloß die tatsächlichen Aufnahmetage (mit Benützung der Apparatur) in Rechnung stellen wird, während das Pra¬ ger Atelier jeden Tag der Miet¬ dauer berechnet, gleichgültig, ob es sich um einen Aufnahme¬ oder bloß um einen Bautag handelt. Das Brünner Ela-Film-Atelier wird voraussichtlich Ende No¬ vember eröffnet werden. Z8 neue Kinoton-Theafer Kinoton hat in der Zeit vom 2 bis 10. Oktober 28 neue Theater zur Einrichtung abge¬ schlossen. Das fahrbare Tonfilm¬ theater In Johannesburg (Südafrika) hat sich eine Gesellschaft ge¬ bildet, die ein ganzes Geschwa¬ der großer Lastautos mit Ton¬ filmgerät versieht und auf die entfernten kleinen Orte Rhode- sias und des Swazilandes hin- anssendet. Oft kommen bis zu 2000 Zuschauer zusammen.