Der Kinematograph (October 1930)

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klebt dieser und jener an sei¬ nem Postchen und scheut sich ab und zu auch nicht, direkt oder indirekt die „große Stellung“ etwas mehr auszu¬ nutzen, als viele Leute das für richtig finden. Derartige Elemente werden bei einer anderen Verteilung des Stimmrechts zum großen Teil verschwinden. Man wird wirkliche Führer und damit ganz von selbst in den entscheidenden Gre¬ mien immer den Weg zur Verständigung finden. Es muß gerade an dieser Stelle erklärt werden, daß damit nicht etwa gesagt sein soll, daß die Schutzverbands¬ idee erledigt ist. Es stimmt nicht ganz, was in Reichsverbandskreisen im¬ mer wieder verbreitet wird, daß es sich hier um die Gründung eines einzigen Konzerns handle. Man wird sehr bald in die¬ ser Frage klarer sehen und wird dann ohne jede Frage auch den Weg der Verstän¬ digung finden, weil kein Mensch, worauf wir nr^ wieder hinweisen mi h'..-. ein Interesse daran hat, „ gen den Reichsverbai d sein, sondern weil vk diesen Gegnern nur iari: liegt, endlich dafür zi. w gen, daß sich die Reic - bandspolitik in Bahnt . > wegt, die im allseitigen r:, esse der Industrie liege i. Feine, aber wicht Gmndsitzliches zur An anderer Stelle berichteten wir über den Verlauf der Ver¬ handlung in der Klage, die Brecht gegen die Nero angestrengt hat, weil sie angeblich die kün.stleriscben Gesichtspunkte nicht genügend berücksichtigt habe. Es ist an sich nicht Art des ..Kinematographen", in ein schwe¬ bendes Verfahren einzugreifen und grundsätzlich zu Dingen Stel¬ lung zu nehmen, die gerade iro Augenblick der richterlichen Beur¬ teilung unterliegen. Aber die eine oder andere Tageszeitung überschreibt ihre Be¬ richte so, als ob ausgerechnet Herr Brecht den Kampf für die künstlerische Freiheit des Manuskriptdichters aufgenommen habe. Es muO deshalb in einem Facbblatt getade in diesem Augen¬ blick klar und deutlich betont werden, daß es nun einmal nicht angängig ist, Bühnenwerk und Filmdichtung zu vergleichen. Es ist das zunächst einmal gar keine rein künstlerische Frage, sondern es ergeben sich Divergenzen ganz von selbst aus dem Umstand, daß das Bühnenwerk sich an einen eng begrenzten Kreis innerhalb einer einzelnen Stadt wendet, der Film in ein und derselben Fassung in großen und kleinen Städten in Deutsch¬ land, Fiankreich, England, Skandinavien und evtl, auch in Asien, Afrika und Amerika gezeigt wird. Gerade der Fall der „Dreigroschenoper" zeigt deutlich, wie schwierig diese Nivellierung und dieses Suchen nach dem filmi¬ schen Generalnenner ist. Die herstellende Firma behauptet, daß Brecht eine politische Kampftendenz in den Film hineictragen wolle. Nach der ganzen Einstellung des Dichters ist das auch als wahrscheinlich anzunehmen. Auf dem Theater ist das das gute Recht jedes schaffenden Künstlers. Aber im Film können wir uns eine derartige Speziali¬ sierung der Weltanschauung ohne schweren geschäftlichen Schaden nicht gefallen lassen. Am selben Tzg, wo der Prozeß verhandelt wurde, entschied die Filmoberprüfstelle über den Einspruch Thüringens gegen ,JZwei Welten". Man lehnte ein Verbot ab. eben weil Licht und Schatten unter den Konfessionen und Parteien gereckt vet teilt war. Non vergleiche man einmal das grundsätzliche Problem der „Zwei Welten" mit der „Dreigroschenoper". Als man hörte, daß die „Zwei Welten" tendenziös sein sollten, schüttelte man erstaunt den Kopf. Bei der „Dreigroschenoper" ige Unterschiede „Dreigroschenoper“ liegen schon im Sujet an sich gewisse weltanschauliche Sch Es war auch für die Dichter, oder es hätte vielmehr f ir . Autoren im selben Augenblick, wo sie ihr Werk dem Filn lieferten, klar sein müssen, daß an den krassesten Stell - mildert und ausgeglichen werden würde. Nehmen wir einmal an, der Fabrikant hätte dem Dränit n - stärkere sozialpolitische Kampftendenz nachgegeben, so ent ’ r- fraglos sofort ein neues, aber noch ernsteres Zensurproblv n. Wir sind heim Film lange nicht so frei, wie es etvi ■ - Theater ist. Das Gesetz schreibt für das belich'ete Zelluloid eine Zen' r m eben weil die Wirkung eines Fi'ms viel größere Volkskrei faßt. Es läßt, wie an Hunderten von Beispielen zu bewei auf der Bühne allerlei zu, was beim Film einem glatten zrM anheimfällt. Es entsteht nun, wenn man sich auf den Boden stellt, i o - Sachwalter Brechts im gestrigen Termin einnahmen. ein> sK* ganz uninteressante Frage: Soll man als Fabrikant gezwungen sein, zunächst aus reii küiä' lerischen oder urheberrechtlichen Gesichtspunkten aus eir Wm nach den Prinzipien des Autors verfilmen, um nachher du cb : Zensur zu Änderungen gezwungen zu werden? Oder bat nicht der Fabrikant das Recht und vor allem die '’llick bei seiner Bearbeitung von Anfang an die Grundsätze zu eräd' sichtigen, die nun einmal von den Filmprüfstellen gezogen ad' Wir stehen absolut nicht immer und überall hinter den E: •dt*’’ düngen der einzelnen Prüfkammern. Aber es nutzt die Stellung des einzelnen nichts, sonoi t hat sich eben nach den gegebenen Verhältnissen zu richten g^' so. wie man sich mit Gesetzesbestimmungen und Steuervor- hrilt* ablinden muß, ganz gleich, ob man sie für richtig oder fah' h kv Es ist ein Glück, daß dieser Prozeß gerade vor die \ eig<' kammer kommt, die in filmischen Angelegenheiten urheb lieh manchmal Entscheidungen fällt, die dem Sinn des Fil ns der Konstruktion der Filmwirlschaft absolut gerecht werde- Man verfolgt in Filmkreiser dzn Prozeß des Herrr Br*“ gegen die Nero mit besonderer Aufmerksamkeit, nicht :>n *« Objekts willen und nicht aus intrresse an den Parteien, -ond^ lediglich weil hier unter Umständen eine Entscheidung wird, die prinzipiell von unerhörter Wich'igkeit werden '‘•"V Man wird im Anschluß an das Urteil alle die aufgerol! en s** angeschnittenen Fragen noch eingehender zu besprechen h.ibca. Achtung Australien — Achtung Asien! Dr. Colin Roß, der seit eini¬ ger Zeit von seiner letzten australisch-asiatischen Reise zurück ist, hat einen neuen Film vollendet, der im Ufalcih erscheinen wird und den Titel „Achtung Australien! Achtung AsienI" trägt. Die Aufnahmen zu diesem Film machte Dr. Colin Roß auf seiner letzten Reise, die im .Auto quer durch Australien nach Nen-Guinea, im Motor- Schoner durch die Inselwelt der Südsee, durch China, Indien und Neuseeland führt. Dieser Film bringt eine ganz neue Art des Reise-Films. Die ungewöhnlich beschwerliche und nicht immer gefahrlose Reise von Dr. Colin Roß und seiner Familie, die ihn auch auf seiner letzten Fahrt von Kap nach Kairo begleitete, bil¬ det gewissermaßen nur den Hintergrund des Geschehens, von dem sich die Probleme dieser fernen Welt abheben. Filmfrcundlichcr Rundfunk Anläßlich der Premiere des Lubilsch-Films „Liebesparade" mit Maurice Chevalier in Leip¬ zig (wir berichteten bereits übor den Erfolg dieser Tonfilm-Ope¬ rette), ist die Einstellung des Rundfunks diesem Film gegen¬ über erwähnenswert. Es dürfte zum ersten Male sein, daß der Rundfunk einer Stadt sich so vorbildlich in den Dienst eines Films gestellt hat, wie anläßlich dieser Premiere. Am Premie¬ renabend wurde im Kahniea ^ Aktuellen Stunde Bereit* Premierenbericht über Eiet^ parade" duichgejebcn • Sonnabend, also am Tage ^ der Premiere, fand um 3^ ein Vortrag über Maurice t valier mit Schallplat'*“® statt, und am Abend *''' im Rahmen eines Programms von dem tenor Baumgarten -li« Schlager unter Hinwei' Film gesungen.