Der Kinematograph (December 1930)

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schlimmstenfalls durch einen Beschluß des KarteiIgerichts auf ein vernünftiKes Maß ge¬ bracht werden. * Ob die hohen Gebühren und Lizenzen, die die Ton- film-Monopol-Inhaber verlan¬ gen, vielleicht zu Anfang des Jahres berechtigt waren, wo man die Entwicklung der Dinge noch nicht übersehen konnte, ist eine schwer zu entscheidende Frage. Heute liegen die Dinge aber so, daß der bedeutend erhöhte Umsatz der Patent¬ inhaber eine Preissenkung nur als recht und billig er¬ scheinen läßt. Soweit die Vorführungs¬ apparaturen in Theatern in Frage kommen, ist nach die¬ ser Richtung hin bereits eine bedeutende Ermäßigung bei der wichtigsten Apparatur, nämlich bei Tobis-KIbngfilm. erfolgt. Inwieweit das unter dem Druck der Konkurrenz durch Kinoton end andere Systeme erfolgt ist, lädt sich natürlich einwandfrei nicht feststellen. Jedenfalls besteht heute praktisch die Möglichkeit, be¬ reits einwandfreie und brauch¬ bare Apparaturen zur Hälfte des Preises zu erhalten, der von Klangfilm zu Anfang des Jahres noch gefordert und berechnet wurde. * Allerdings handelt es sich bei den billigeren Appara¬ turen meist um Einrichtun¬ gen, die nur für Nadelton zu benutzen sind. Es darf in diesem Zusam¬ menhang darauf hingewiesen werden, daß natürlich durch die Notwendigkeit, Lichtton- und Nadelton nebeneinander herzustellen, auch wieder eine Verteuerung der Her¬ stellung eintritt, die letzten Endes von der Gesamtheit der Konsumenten zu tragen ist. ♦ Die Zahl derjenigen Thea¬ ter, die heute Tonfilme vor¬ führen können, wird in Deutschland — die Schwarz¬ apparaturen eingerechnet — auf rund zweitausend zu schätzen sein. Es ist erklärlich, daß unter dem Eindruck der steigenden Abnehmerzahl von de i Thea- terbesitzem mit Nachdruck darauf hingearbeitet wird, die Lizenzgebühr, die durch¬ schnittlich fünfunddreißig bis vierzig Prozent beträgt, zu senken. Es wird wahrscheinlich im kommenden Jahr damit zu rechnen sein, daß der Ver¬ leihpreis für Spitzenwerke nach wie vor auf der bis¬ herigen Höhe bleibt, während sogenannte Mittelware eine entsprechende Ermäßigung erfährt. * Jedenfalls wird aber eines bestehen bleiben, nämlich das prozentuale Verleihsystem. das auf angemessener Basis zweifellos die gerechteste Bcrechnungsar‘. für alle Teile darstellt. Wenn man hier und da mit Statistiken gegen dieses Ver¬ leihsystem zu Felde zieht, vergißt man meistens, um¬ fassendes und vergleichbares Zahlenmaterial beizubringen. Es ist vor wenigen Wochen hier im ..Kinematograph" auseinandergesetzt worden, daß es nicht angängig ist. gute Perioden des stummen Films mit schlechten Zeitab¬ schnitten des Tonfilms zu vergleichen. Es ist überhaupt in Rech¬ nung zu stellen, daß das ab¬ gelaufene Jahr in Deutsch¬ land im Zeichen einer all¬ gemeinen Wirtschaftskrise stand und daß, ganz abge¬ sehen davon, ob es sich um Tonfilme oder stumme Bilder handelt, mit einem Einnahme¬ rückgang gerechnet werden mußte, der sich ganz automa¬ tisch aus der sinkenden Konjunktur ergibt. Leider haben die Theater¬ besitzer diesen Kausalzusam¬ menhang zwischen der allge¬ meinen Wirtschaftssituatiun und dem Kinogeschäft nicht eingesehen und haben ge¬ glaubt, durch gegenseitiges Unterbieten beim Eintritts¬ preis eine Besserung ihrer Situation herheiführen zu können. Inzwischen hat man gerade in den letzten Tagen er¬ kannt, daß das ein grund¬ legender Irrtum gewesen ist, weil nämlich nach einer Sta¬ tistik des Berliner Verban¬ des, der große und kleine Theater in den Reihen seiner Mitglieder aufzuweisen hat, festgestellt ist, daß dieser Preisabbau im Theater weder zu einer Steigerung der Be¬ sucherzahl noch zu einer Steigerung der absoluten Einnahmen geführt hat Es scheint, daß man bei den Theaterbesitzern auch übersieht, daß dieser Preis¬ abbau automatisch eine Sen¬ kung der Verleihabgaben verhindert. Es ist selbstverständlich und braucht im einzelnen nicht nachgewiesen zu wer¬ den. daß der zur Zeit gefor¬ derte Verleihsatz auf der Basis der augenblicklich gel¬ tenden Eintrittspreise ausge¬ rechnet ist. Ohne weitere Begründung wird jedem volkswirtschaft¬ lich geschulten Kaufmann klar sein, daß man eine Sen¬ kung der Leihmieten nur dann mit einigem Recht ver¬ langen kann, wenn die Ein¬ trittspreise, die ja die Grund¬ lage der Berechnung bilden, unangetastet bleiben. Senkt man die Eintritts¬ preise, so ermäßigt man ja schon an sich die Abgabe, die an den Verleiher abzuführen ist, und verwirkt dann das Recht, den augenblicklichen Zustand als untragbar zu be¬ zeichnen. Schwankend war die Kon¬ junktur auch auf dem Gebiet des Auslandsgeschäfts. Es wäre falsch, das herr¬ schende Kontingent dafür verantwortlich zu machen, weil ja — wie eingangs be¬ reits erwähnt — der Bedarf an Auslandsfilmen in Deutsch¬ land lange nicht so groß war wie das auf Grund der ge¬ setzlichen Bestimmungen mög¬ liche Angebot. Ein Teil der deutschen Fabrikation ist ja auch auf dem Boden der Gemein¬ schaftsarbeit durchgeführt worden. über die Resultate in den beteiligten Ländern liegt im Augenblick noch kein abso¬ lut einwandfreies Material Es wäre deshalb verfrüht, endgült-ge Rückschlü.«se aus dem Erfolg oder Mißerfolg dieser Zusammenarbeit zu ziehen. Es muß aber generell ge¬ sagt werden, daß für einzelne Fehlschläge weder das Prin¬ zip noch das Kontingent ver¬ antwortlich gemacht werden kann. e Gerade bei der Zusa.-nmen- arbeit vor allem mit Frank¬ reich liegt vielleicht der größte Teil der Schuld des mangelnden Erfolges an der Tatsache, daß man sehr oft bei der Wahl des Partners diesseits und jenseits die not¬ wendige Sorgfalt vermissen ließ und daß häufig auch in der Wahl der Sujets nicht all die Punkte berücksichtigt wurden, die gerade bei einer Arbeit zwischen zwei Län¬ dern peinlichster und gründ¬ lichster Überlegung bedürfen. Dort, wo mit vernünftigen Mitteln und genügender Sorgfalt wirklich rationell ge¬ arbeitet worden ist, blieb der Erfolg nicht aus. Wir haben gerade im Be¬ richtsjahr die erfreuliche Tat¬ sache zu verzeichnen, daß einzelne deutsche Tonfilmi? auch RekorJeinnahmen im Ausland erzielt haben. Man kann diese Tatsache zum Teil darauf zurückfüh¬ ren, daß es die ersten tönen¬ den Erscheinungen waren. Aber die Verleihstatistiken großer, gutorganisierter füh¬ render Unternehmen zeigen, daß auch später erschienene Bilder annähernd denselben Nutzeffekt erzielen, wenn sie wirklich sachgemäß und zu angemessenen Quoten auf den Inlands- und Auslands¬ markt gebracht worden sind. (Fortsetzung folgt.)