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Zweierlei Moral Frankfurter Opernhaus soll durch Tonfilm saniert werden W'r erfahren diese nicht ge¬ rade überraschende Absicht auf dem Umweg über Mannheim. Dem Frankfurter Opernhaus geht es w>e allen städtischen Sprechbühneii finanziell schlecht. Der neue Haushaltsplan für die beiden städtischen Bühnen sieht eine Subvention von 2 700 000 RM vor. Da die zuständigen Stellen aber schon jetzt damit rechnen, daß dieser an und für sich hohe Betrag kaum aus¬ reicht, schlug der städtische Dezernent vor, Tonfilme in den Spielplan der Oper aufzuneh- Man braucht diese Nachricht nicht ernster zu nehmen, als sie es verdient. Das Frankfurter Opernhaus hat wie alle großen Bühnen schon mehrmals mit dem Gedanken gespielt, den Film zu pflegen, ohne daß diese Absicht realisiert worden ist, auch heute bestehen außer vie¬ lerlei Gründen noch gewisse berechtigte Zweifel, daß es ernsthaft zu Filmvorführungen im Opernhaus kommen wird, ganz abgesehen davon, daß mit einem erheblichen Geschäft kaum zu rechnen sein wird. Wer in Frankfurt (und ander¬ wärts) Tonfilme sehen und hören will, dem steht eine ganze Anzahl speziell zu diesem Zweck eingerichteter Tonfiim- kinotheater zur Verfügung. Jubiläum Helios-Lichtspiele Heute feiert das Helios-Licht- spiel-Theater, Friedrichstr. 233. sein 25jähriges Jubiläum. Der im Jahre 1917 verstorbene Gründer des Theaters, Adolf Neumann, eröffnete am 6. Ja¬ nuar 1906 unter den Namen „Cito Biographen-Theater" die ersten Lichtspielhäuser in Ber¬ lin an der Jannowitzbrücke und in der Friedrichslraße. Neu¬ mann war auch Mitbegründer des ersten Filmverleihs in Deutschland und Initiator der ersten „Internationalen Kine- matographenausstellung Die jetzige Inhaberin der Helios-Lichtspiele, Friedrichstr. Nr. 233, Frau Hedwig Neumann, hat das Theater auf Tonfilm umgestellt. I„ dem Hause sind Tonwiedergabe und Akustik erstklassig. Kohlhiesels Töchter in Wien Der Porten-Film „Kohlhiesels Trichter" wurde im Kino Wien- zeile erstmalig der Presse ge¬ zeigt. Es war ein großer Erfolg. Das Publikum applaudierte stürmisch. Der Film wurde zu¬ gleich im Busch-, Wienzeile- und Maria-Teresien-Kino an- Fabrikat: Gerhard l.amprecht- Klangfilm Manuskript: nach dem Bühnen¬ werk „Perlcnkom idie - * von Bruno Frank Verleih: National Regie. Gerhard Lampiecht Hauptrollen: Liga Brink. W. Rilla Länge: 2357 Meter. 8 Akte Uraufführung Atrium Interessant auch Aribert Wäscher, der ebenso seine Bega¬ bung als Charakterdarste’lef wie als heiterer Liebhaber zeigt. Hilde Hildebrandt, die Frau, die zwischen dem Ehepaar steht, wirkt liebenswürdig, routiniert. Mylong-Münz außerordentlich gewandt und amüsant in einer Charge. Arthur Bergen ein guter, ko¬ mischer Episodisl. Gerhard Dammann und Bcrthold Reissig nteressierend und aus dem übri¬ gen Ensemble hervorragend. Die Kompositionen Dr. Becces gefällig, hübsch untermalend und geschickt illustrierend. Bauten: geschickt uni film- wirksam von Otto Moldenhauer. Photographisch erscheint der Film in der Uraufführun£skopic -icht überall gleichmäßig. Jeden¬ falls hält er aber auch an den schlechten Stellen optisch Ni¬ veau und darf im ganzen als gute Arbeit Karl Hasselmanns und Albert Schattmanns ge¬ wertet werden. Das Publikum folgte dem Per¬ lenspiel mit sichtlichem Inter¬ esse. Es war zum Schluß außer¬ ordentlich animiert und rief den Regisseur und die Hauptdarstel¬ ler immer wieder vor die Rampe. Dem Thcalerhesitzer kann der Film als gutes Geschäft empfoh¬ len werden. Die Klangfilm hat ihre Pro¬ duktion im National-Vcrleih vielversprechend eröffnet. Heute Premiere „Schneider Wibbel“ Der neue Gustav Althoff- Tonfilm „Schneider Wibbel" ist soeben ohne Ausschnitte reichszensiert und nach zwei¬ maliger Zensurprufung auch für Jugendliche fieigegeben wer¬ den. Der Film (Hauptrolle und Regie Paul Henckels) gelangt heute im Titania-Palast zur Ur¬ aufführung. Ein belgischer National- film Anläßlich der Jahrhundert feier der Unabhängigkeit Bel noch ein Film hergeslellt. der die Geschichte der be gischen Befreiung veranschaulicht. Das Stück hat den Titel „Die Bra- banterin". Es spielt in Brussel zur Zeit der Revolut on im Jahre 1830. E. de Mevst. der Hersteller des F'ilms, hat viele Monate daran gearbeitet, um den dekorativen Rahmen, die altromantischen Baulichkeiten Brüssels und die historischen Kostüme, möglichst wirklich¬ keitsgetreu zur Anschauung zu bringen. In Belgien erwartet man mit Ungeduld die Erstauf¬ führung dieses Films. Ein Filmschwindlcr verurteilt Uber einen Filmschwindel be¬ richtet der Frankfurter General¬ anzeiger. Es handelt sich um das alte Lied, wonach Filmbe¬ geisterte von einem Betrüger hereingelegt werden sollten. Der Schwindler betätigte sich als Reisevertreter bei einem Süd¬ deutschen Verleih und zog dann nach Berlin, wo er in Schöne¬ berg ein Büro mietete und auch eine Sekretärin anstellte. Durch Zeitungsanzeigen suchte er die Bekanntschaft von zahlreichen Tänzerinnen zu machen, und in dem Büro liefen prompt einige hundert Bewerbungen mit Bild ein. Den angehenden Star¬ aspiranten wurde nun erklärt, daß der Film in Frankfurt am Main gedreht werden sollte. Hin- und Rückfahrt sowie die Aufenthaltskosten vergüte die Firma. Aber, und nun kam der Haken, jede Bewerberin hatte eine Einschreibegebühr von 4 RM zu zahlen, und wenn der Schwindler auch von jeder Tän¬ zerin diese Summe erhalten hätte, da hätte sich das Ge¬ schäft gelohnt. Aber nur wenige Damen waren so dumm, auf die Sache hereinzufallen, worauf es der neue „Fabrikant" vor¬ zog, zu verschwinden url auch die Sekretärin sitzenzulassen. Das Gericht verurteilte ihn jetzt unter weitgehender Berücksich- tigung mildernder Umstände zu zwei Monaten Geiängnis. Eine nette, abgerundete, ge¬ fällige Angelegenheit. Im Suiet zwischen Kriminalnovcllc und Ccscllsc haftsschwank. Frei bearbeitet nach einem erfolgreichen Bühnenwerk „Pcr- lcnkomödie" von Bruno Frank. Die Sache im Film zweiffeltos zugkräftiger. Die Hauptrolle auch im Taikie eine Perlenkette, die einmal echt und einmal falsch auftaucht und schließlich dazu führt, daß die hübsche, entzückende Frau Wera (Elga Brink) sich zu dem jungen Nor¬ man (Walther Rilla) bekennt. Die Perlenkette ist sozusagen auf einem roten Faden aufge¬ reiht, der abwechselnd zwischen Gesellschaft satire und Detektiv- Schauspiel hin und her schwankt. Im Dialog manchmal etwas oberflächlich. Die Schlager reine Füllsel, die ebensogut hätten wegbleiben können. Aber darauf kommt es bei diesem ersten Tonfilmversuch Gerhard Lanprechls nicht an. Man merkt überall die Hand des Routiniers, sieht vielfach das Tasten auf neuen Wegen und hat die fiste Zuversicht, daß der nächste Lamprecht-Tonfilm ein ganz großer Wurf sein wird. Interessant auch, wie die Fi¬ guren um die Hauptdarsteller herum besetz! sind. Relativ am besten zweifellos fda Wüst, die ein parmal Poin- icn spricht, die das Publikum zu lautem Beifall auf offener Szene mitreißen. Rüdegang der polnischen Filmproduktion filmen, und zwar 62t aus Arneri- Die junge polnische Filmindu¬ strie hat durch das Aufkommen des Tonfilms, der wegen der technischen Schwierigkeiten in Polen selbst erst in geringem Umfang hergestellt werden kann, tm letzten Jahr einen er¬ heblichen Rückschlag erlitten. Es wurden beim polnischen In¬ nenministerium zur Zensur an¬ gemeldet: in den Jahren 1919 bis 1928 805 polnische Filme, im Jahre 1929 308. in den ersten 9,5 Monaten 1930 jedoch nur 160, davon nur 6 Tonfilme — gegenüber 719 eingeführten Ton- Lustbarkeitssteucr-Ermäßigung in Wien Nach Wiener Pressenach¬ richten besteht im Rathaus der Plan, die Steuerermäßigungen — darunter auch der Lustbar¬ keitssteuern — zunächst auf die Dauer eines Monats, also bis ka und 42 aus Deutschland. Polens Filmproduktion steht zur Zahl der eingeführten Filme in einem Verhältnis von 4 : 100. Die polnische Filmproduktion, die mit den 800 in Polen be¬ stehenden Lichtspieltheatern eine gute Entwicklungsmöglich¬ keit besitzt, leidet, obwohl die Regierung zahlreiche Erleich¬ terungen eingeführt hat, unter andauernden finanziellen Schwie¬ rigkeiten, die vorläufig eine rationelle Produktion verhin¬ dern. Ende Januar 1931, zu verlän¬ gern. Man hält es für sicher, daß ein Beschluß der Landes¬ regierung von Wien nach dieser Richtung hin gefaßt werden