Der Kinematograph (January 1931)

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Die Lage in Oesterreich Gespräch mit Kommerziairat Artur Stern, Präsident des Bundes dei Filmindustriellen in Oesterreich. Von unserem Wiener J. J.- Korrespondenten. Rückblickend auf das ver¬ flossene Jahr. 1930, das völlig im Zeichen der Neuerscheinung des Tonfilms stand, hatten wir Gelegenheit. Herrn Kommcr zialrat Stern, den Präsidenten des Bundes der Filmindustriel¬ len in Österreich, über dir Lage, die die vollzogene Um¬ stellung der ganzen österreichi¬ schen Film- und Kinobranche auf den Tonfilm geschaffen hat. zu sprechen. Seine fachmän¬ nisch interessanten Betrachtun¬ gen und Folgerungen über die Auswirkungen des Tonfilms auf die österreichische Industrie seien nachstehend wiederge- ..Der Tonfilm hat auch für die österreichische Filmbranche eine vollständig umwälzende Revolutionierung alles Be¬ stehenden gebracht. Auch in Österreich, wie in aller Welt, beeilten sich alle Sparten der Filmindustrie. Produktion. Ver¬ leih, Theater, sich auf den Ton¬ film umzustellen. Daß das voll¬ ständige Umstellen auf den Tonfilm in Österreich mit der größten Opfern verbunden war, ist einleuchtend und hat auch manchen unserer engeren Kol¬ legen in seiner Existenz schwer bedroht. Das Tempo in dem sich die österreichischen Licht¬ spieltheater zum Tonkino um¬ stellten, übertraf bisher das der deutschen Theaterbesitzer. In Wien wurde von den dort be¬ stehenden 170 Kinos mehr als ein Drittel, darunter die bedeu tendsten Betriebe für Tonfilm eingerichtet. Dieser Prozeß vollzieht sich aber noch n:it einer derartigen Beschleunigung. Der Zug nach Wild-West In jüngster Zeit gehen die amerikanischen F.lmproduzen- ten wieder mehr dazu über, Wildwestfilme herzustellen. Sie kehren damit zu den Uranfän¬ gen des Films zuiück. Zwei dieser neuen Wildwestfilme „Die große Fährte" und „Billy das Kind", die vor einigen Ta¬ gen in Amerika ihre Urauffüh¬ rung erlebten, hatten beim Publikum einen großen Erfolg. Noch zahlreiche andere Abenteuer-Filme mit Wildwest¬ einschlag sind in der letzten Zeit in Amerika hergestellt worden, was die Vorliebe des amerikanischen Publikums für Filme mit sensationellem Ein¬ schlag beweist. dal in Kürze in Wien nur mehr eine unbedeutende Anzahl Mei¬ net Kinos den stummen Film spi-rien wird. Diese letzten Stu nmfilmkinos werden sich abe- gegen die Konkurrenz der Torfilmtheater nicht lange hal¬ ten können. E’ic Auswirkungen des Ton¬ films entsprechen in Österreich nient ganz den gehegten Er¬ wägungen. Das große Geschäft zeig e sich wohl in den ersten Mcnaten, als das Tonfilmwun¬ der bekannt wurde und an und für .-ich auf das sehr neugierige Puolikum die erwartete große Anziehungskraft ausübte. tn kurzer Zeit wurde aber das österreichische Publikum dem Tonfilm gegenüber äußerst kri¬ tisch. und gegenwärtig macht nur der qualitativ wirklich gute Tonfilm das gewünschte Ge¬ schäft. Dasselbe gilt in noch er¬ höhtem Maße für den öster¬ reichischen Verleih. Der Ver¬ leiher beeilte sich ebenfalls, sich so rasch wie möglich auf dm Tonfilm umzustellen, aber die optimistische Stimmung, die im Anfang herrschte, war bald verflogen. Für unsere öster¬ reichischen Verhältnisse wur den Riesensummen für Lizenz¬ gebühren gezahlt, die Hoffnun¬ gen. die mancher auf die ein¬ zige Karte gesetzt hatte, sind aber nicht immer realisiert worden. Heute hat sich in die¬ ser Hinsicht eine Wandlung vollzogen; der Verleiher zahlt gegenwäitig für Österreich nur Beträge, die wirklich einbring- bar sind, aber unterdessen sind leider viele Opfer auf dem Weg? geblieben Während wir in der Zeit des stummen Films in Wien dreißig Verleihfirmen hatten, ist die Zahl der tatsäch¬ lich arbeitenden Verleiher auf etwa die Hälfte der früheren Anzahl herabgesunken. Interessant ist es. daß der Verleih der Amerikaner, deren Verleihe vor der Tonfilmära in Österreich führend waren, jetzt gegenüber den Verleih- firmen, die deutschsprechende Filme bringen, in den Hinter grund getreten sind. Die Ame¬ rikaner bemühen sich, um sich hier neben den Verleihern der Wer haftet für Lichtspielvorlührungen im Umherziehen? (Entscheidung des Kammergerichts) R. Sch. befand sich in Stel¬ lung in dem Lichtspieluntcrneh- men von E. auf Norderney. Vor einiger Zeit veranstaltete R. Sch. im Aufträge von E. in Dorum und Hage Lichtspielvorführun¬ gen, nachdem eine entsprechen¬ de Bekanntmachung in der Presse erschienen war. Zu den Lich'spielvorführungen sang eine Sängergesellschaft. Einen Gewerbeschein hatte R. Sch. nicht gelöst und auch keine Steuer vom Gewerbebetrieb im Umherziehen entrichtet. Ob¬ schon R. Sch. behauptete, er habe die Vorführungen in Ab¬ wesenheit seines Arbeitgebers nur deshalb vorgenommen, weil dieser zufällig verhindert ge¬ wesen sei, die Vorführungen zu veranstalten, verurteilte ihn das Amtsgericht in Berum zu einer Geldstrafe von 30 RM und nahm an, daß R. Sch. die Be¬ stimmungen des Gesetzes, be¬ treffend den Gewerbebetrieb im Umherziehen, vom 3. Juli 1876/12. Juni 1930, verletzt habe. Diese Entscheidung focht R. Sch. durch Revision beim Kammergericht an und betonte. er sei nicht selbständiger Ge¬ werbetreibender, sondern nur Angestellter in dem Lichtspiel¬ unternehmen von E.; die Veran¬ staltungen an den betreffenden Abenden seien auch von der Sängergesellschafi ausgegangen. Der III. Strafsenat des Kammer- gerichls wies aber die Revision des Angeklagten als unbegrün¬ det zurück und führte u. a. aus. einwandfrei sei festgestellt, daß der Angeklagte im Aufträge und für Rechnung seines Arbeit¬ gebers E. die Filmvorführungen persönlich veranstaltet habe und daher nach den Vorschriften des Gesetzes vom 3. Juli 1876 12. Juni 1930 Steuer vom Gewerbe¬ betriebe im Umhe-ziehen hätte entrichten und einen Gewerbe¬ schein lösen müssen. Wenn der Angeklagte behaupte, die Ver¬ anstaltungen seien von der Sän¬ gergesellschaft B, ausgegangen, so sei diese neue Behauptung für den Revisionsrichter unbe¬ achtlich. Aus dem Gesetz vom 12. Juni 1930 ergebe sich aber, daß vorliegend ein Vergehen und keine Übertretung in Be¬ tracht komme. (Aktenzeichen: 3. S. 562. 30.) deutschsprachigen Filme weiter zu behaupten, ebenfalls deutsch- sprechende Filme zu bringen. Für die österreichische Film¬ produktion war die Tonfilm- Umstellung zunächst geradezu eine Katastrophe. Während im Jahre 1929 noch etwa 20 Filme in Wien gedreht werden konn¬ ten, ist die Produktion im Jahre 1930 infolge der Umstellung auf den Tonfilm auf ungefähr die Hälfte dieser Zahl herab¬ gesunken. Unter diesen Filmen befan den sich acht stumme Filme. Eine Tonfilmproduktion wurdz in Österreich dadurch ermög¬ licht, daß die Sascha A. G. in ihrem Atelier eine Tobis- und das Schönbrunn-Aielier eine Selenophon- Apparatur aufstel¬ len konnten. Es wurden in Österreich be- •eits vier Tonfilme erzeugt, die aber ausschließlich von deut¬ schen Produktionsfirmen her¬ gestellt wurden. Seither ist aber ein völliger Stillstand in der Produktion eingetrelen. Die Aussichten in die Zu¬ kunft auf diesem Gebiete sind leider nicht sehr hoffnungsvoll, da in Österreich sclbs*. die ver¬ hältnismäßig bedeutenden Kapi¬ talien für die Tonfilmerzeugung nicht leicht aufzubringen sind. Mit schwerer Sorge sieht also die österreichische Filmerzeu¬ gung dem neuen Jahre ent¬ gegen. Hoffentlich wird aber die Wirklichkeit sich günstiger gestalten, als die gegenwärtigen Verhältnisse es erwarten las- Der Chefoperateur Der Kameramann Curt Cou¬ rant wurde von der Terra für ihre Produktion als technischer Leiter unc Chefoperateur fest verpflichtet „Gassenhauer." F *ür den Lupu Pick-Tonfilm des DLS.. „Gassenhauer", wurde Werner Pledath von der Gruppe junger Schauspieler engagiert. „Mörder gesucht." D ie Carl Heinz Wolff-Produk- tion G. m. b. H. hat mit den Aufnahmen zu ihrem Dia¬ log-Tonfilm „Mörder gesucht", unter der Regie von Carl Heinz W'olff, in den IJfa-Tonfilm-Ate- liers in Neubabelsberg begon- ü.r „Kincmatograph*' srschr.nl sschrasl wSchenthch. Bestellungen in allen Scherl-Füi.len. Buchh. zuzügl. Bestellgeld. Anzeigenpreise: 3S Plg die mm-Höhc: Stellenangebote 25 Pfg . Stcllcngc Scheckkonto: Berlin NW 7 Nr. 3111 — HaupUchriftlcitung: AllredRos.nl bat tAro.1V tri A. Pienish. »amtlich io Berlin. — »l.eba-1 -. -e ,:lTr* l To C i gspreis Mk 3 - vierteljährlich. 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