Der Kinematograph (January 1931)

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Kampf um den Tarifvertrag Vorgestern haben die Verhandlungen zwischen Dacho und dem Verband der Filrründustriellen vorläufig ihren Abschluß gefunden. Die Schlichtungskommission unter dem Vorsitz des Reichswirtschaftsgerichlsrats Dr. Neisse hat mit den Stim¬ men der Arbeitnehmer gegen die Stimmen der Arbeitgeber beschlossen, einen Tarifvertrag zu \erkunden, der in Zukunft im Verkehr zwischen den beteiligten Verbänden verwendet werden soll. Wie wir erfahren, soll der verkündete Vertrag im wesent¬ lichen sich auf den unverbindlichen Entwurf des Verbands de>- Filmindustrielien stützen und in einigen wenigen Punkten durch die Vorschläge der Dacho geändert beziehungsweise ergänzt worden sein. Die endgültige Ausfertigung des Vertrages, wie er in dieser Sitzung beschlossen wurde, liegt noch nicht vor, so daß eine Diskussion über Einzelheiten im Augenblick noch nicht mög¬ lich ist. Von der Dacho wird zu der Angelegenheit mitgcteilt: „Die seit mehreren Monaten andauernden Verhandlungen zur Schaffung von Normativverträgen für a le Sparten der Schaffenden der deutschen Filmindustrie haben gestern durch Verkündung des Schiedsspruchs des vom Herrn Reichs- arbeitsminister ernannten Sonderschlichters ein vorläufiges Ergebnis gezeitigt. Nach den negativ verlaufenen Versuchen, mit den Arbeit¬ geberorganisationen zu gütlichen Verhandlungen ohne Mit¬ wirkung behördlicher Stellen zu kommen, ergriff die Dacho die weitere initiative durch Anrufung des Reichsarbeits¬ ministeriums zum Zwecke der Verhandlungsvermittlcng. Nachdem auch dieser Versuch am Widerstand der Gegen¬ seite scheiterte und ohne Ergebnis verlief, wurde auf Antrag der Dacho vom Herrn Reichsarbeitsminister ein Sonder¬ schlichter ernannt, der die beiden Parteien zu Verhandlungen brachte, in deren Verlauf seitens der Film ndustric zunächst in gewissen Grenzen Entgegenkommen gezeigt wurde. Diese Verhandlungen fanden kürzlich durch Beschluß der Mitgliederversammlung der Filmindjstriellenverbände ein unerwartetes und jähes Ende. Nachdem damit alle Möglichkeiten einer Übereinkunft auf ^ gütlichem Wege erschöpft waren, erwirkte die Dacho beim Reichsarbeitsministerium die Verkündung des obenerwähnten Schiedsspruchs durch den Sonderschlichter. Der durch Schiedsspruch verkündigte Normativ-Vertrag •.(. den ersten, und in diesem Sinne bedeutungsvollen Versuch dar, auf breitester Grundlage und unter Einbeziehung riüg liehst aller Sparten die Arbeilsverhältnisse bei der deutschen Filmindustrie generell zu regeln. Mit dem sachlichen Inhalt des Schiedsspruchs werdet sich die nächsten Vorstandssitzungen der Dacho eingehend be¬ schäftigen." Aus den Kreisen der Arbeitgeber erfahren wir. daß man nach reiflicher Überlegung und nach genauer Prüfung der Sachlage zuletzt zu dem F.nlschluß gekommen ist, sich gegen einen Tarifvertrag auszusprechen. Man steht auf dem Standpunkt, daß bei einem großen Tci derjenigen Personen, die jetzt unter den Dachovertrag l'alh-n sollen, also bei Regisseuren, Architekten, bei den meisten Solisten, sogenannte Individualleistungen vorliegen, die man bei den verschiedenen Anforderungen, die von Fall zj Fall gestellt werden, überhaupt nicht tariflich regeln könne Man wird deshalb auch nach Ablauf der Erklärungsfrist. die bis zum 26. Januar läuft, wahrscheinlich den Schieds¬ spruch ablehnen, weil man hofft, daß sich bei neuen Ver¬ handlungen die Erkenntnis durchsetzt, daß man einem großen Teil der Filmschaffenden, die man heute in die Abmachungen einbezogen hat, eigentl.ch einen schlechten Dienst leistet wenn man sie unter derartige Abmachungen zwingt. Dieselbe Persönlichkeit, die uns die obigen Ausführungen zur Verfügung stellt, und die übrigens um Irrtümern vor¬ zubeugen nicht zur Ufa, sondern zum Kreis der freien Fabrikanten gehört, bemerkt dann weiter, daß selbstverständ¬ lich jederzeit die Frage diskutabel sei. ob mit der einen oder .nderen Sparte, bei der die Verhältnisse grundsätzlich bessei zu übersehen sind, irgendwelche Abmachungen getroffen wer¬ den können. Man verweist uns in diesem Zusammenhang auf die Ab¬ machungen, die im Prinzip heute schon mit der Komparseru bestehen. Wir geben vorläufig diese Meinungen aus beiden Lagern wieder, ohne von uns aus selbst zu der Angelegenheit Stei¬ lung zu nehmen. Wir behalten uns vielmehr vor, auf den ganzen Komplex noch ausführlicher zurückzukommen. „Der blaue Engel“ schlägt sämtliche New- Yorker Rekorde Die führende amerikanische Fachzeitung Motion Pictures News stellt in ihrer Nummer vom 20. 12. fest, daß am ganzen Broadway die Einnahmen der Film-Theater durchweg nach¬ gelassen haben, und zwar in einem katastrophalen Ausmaße, ln sämtlichen Kinos seien die Einnahmen weit unter dem nor¬ malen Standard gewesen. Die einzige Ausnahme habe der Ufa-Film „Der Blaue Engel", herausgebracht von der Para¬ mount, gemacht, welche in einer Woche die „grandiose" Ein¬ nahme von 60 900 Dollar im Rialto erzielt habe. Die Zeitung stellt fest, daß dies alle Re¬ korde übertrifft. „Er und seine Schwester.“ Andr. Pilot ist für eine der Hauptrollen in dem neuen Anny Ondra-Film „Er und seine Schwester", Regie Karl Lamac, verpflichtet worden. Fernseh-Vorführung in London Die Baird Televisions-Gesell¬ schaft in Lcndon kündigt an. daß sie ihre Erfindung auf dem Gebiete des Fernsehens soweit vervollkommnet habe, daß es nunmehr möglich sei, Bilder auf eine normal große Leinwand zu projizieren, wobei die Details fast unbegrenzt deutlich her¬ auskommen sollen. Im Laufe der nächsten Wochen soll eine öffentliche Vorführung dieser neuen Phase des Fernsehens stattfinden. Bei einer soeben veranstal¬ teten Interessentenvorführung waren, wie die englischen Fachblätter berichten, zuweilen ein halbes Dutzend Personen zugleich im Bilde und mi 1 allen Einzelheiten klar zu erkennen. Freilich war die hierbei be¬ nutzte „Leinwand" immer noch klein. Die Projektion erfolgte derart, daß das Bild in drei „Zonen" geteilt war, deren jede von einem besonderen Sender gesandt und von einem beson¬ deren Empfänger aufgenommen Die neue große Leinwand für den Kinogebrauch soll in sieben oder acht Zonen geteilt wer¬ den, und sie soll die sieben- bis achtfache Menge von De¬ tails geben, als sich bei der jetzigen Vorführung erzielen ließ. Heym übernimmt ein Düsseldorfer Theater Herr Hans Heym, Inhaber der Kammerspiele in Kreuznach, der ab 1. Januar auch das Tha lia-Theater in Wiesbaden über¬ nommen hat, wird in allernäch¬ ster Zeit noch ein großes Th ater im Düsseldorfer Verleih¬ bezirk erwerben. Montblanc - Erfolge Der Aafa-Tonfilm „Stürme über dem Montblanc" findet im U. T. Künzel, Leipzig, wo er seit dem Neujahrstag läuft, den größten Publikumszulauf. Die Berliner Aafa-Zentrale erhielt soeben ein Telegramm folgen¬ den Wortlauts: „Vom Montblancfilm kann man nur in Superlativen spre chen. Film ist phantastisch: Geschäft unerhört. Beglück¬ wünschen Euch und Theater¬ besitzer. Gruß Max Künzel Im Hamburger Ufa-Palast sahen den gleichen Film am Neujahrstag 7400 Personen PARIS TERRASS'HOTEL 12/14; rue de Maistre