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DAS AIIESYE FILM-FACH BLATT VERLAG SCHERL * BERLIN SW 68 Hafflß«®»- 25 Jahrgang Berlin, den 19. Januar 1931 Neue Argumente zum alten Thema Liane Haid. Roll van Colb und der Rt|iu>ur Heim Paul bei den Aufnahmen zu dem llaaie-Tonfilm ..IM SCHATTEN DER MANEGE- Langsam bereiten die be¬ teiligten Verbände ihre neue Lustbarkeitssteuer - Offensive vor. Sie argumentieren in erster Linie mit der allgemei¬ nen Notlage der Theater, mit der Ungerechtigkeit, die das Kino in einer so schweren Zeit mit einer besonderen Abgabe belegt, die nirgends ihresgleichen hat. Aber man vergißt dabei, noch eine weitere durchsclra- gende Tatsache stärker in den Vordergrund zu schie¬ ben die allerdings erst in den letzten Wochen und Mo¬ naten zutage getreten ist. Wir wären heute froh, wenn wir zunächst einmal mit den Stadttheatern gleich¬ gestellt würden, und können nach unserer Auffassung die gleichberechtigte Einordnung schon deswegen verlangen, weil wir, zum mindesten so¬ weit die leichtere Kunst in Frage kommt, durch die Er¬ scheinungen der letzten Zeit jeder, auch der prominen¬ testen Bühne gleichgeordnet sind. Wir wollen nicht hinwei- sen auf den grandiosen Er¬ folg des „Liebeswalzers". Wollen nicht erinnern an den Siegeszug der ..Drei vor der Tankstelle". Wir wollen uns nur darauf beschränken, festzustellen, daß augenblicklich der Glo¬ ria-Palast und das Capitol die besten Operettenschiagcr. die künstlerisch wertvollsten Lustspiele beherbergen, die zur Zeit überhaupt in Berlin zu sehen sind. Wir wollen uns weder ein Werturteil über das „Weiße Roß!" im Großer Schauspiel¬ haus, noch über Lehars „Schön ist die Welt" erlau¬ ben. Aber wir gestatten uns, festzusteilen, daß in selten einmütiger Auffassung in der gesamten Presse von rechts bis links die beiden oben angeführten Filme durchweg günstiger, einheitlicher und begeisterter begrüßt wurden. Was zeigen augenblicklich die maßgebenden Berliner Bühnen überhaupt? Im Theater am Nollendori platz läuft „Voruntersu¬ chung", das im neuen Fi'm- programm der Ufa r.teht. Im Theater des - Westens versucht „Viktoria und ihr Husar", eine nicht eben geist¬ reiche Operette, die Besucher anzulocken. Das Lessing-Theater zeigt „Mamsell Nitouchc" an. das auch nicht gerade überragend viel kulturelle Werte enthält. Im Deutschen Künstler- Theater regiert der „Goldene Anker" die Stunde, ein Schwank, der ausgezeichnet unterhält, der aber auch in der Tendenz und im künst¬ lerischen Niveau des Dialogs nicht besser ist als Thiefes und Mays Filme. Im Renaissance-Theater un¬ terhält man sich über das schwerwiegende Thema, ob die Kuh Milch geben muß. Im Neuen Theater am Zoo sieht man das „öffentliche Ärgernis", womit aber, wie in diesem Zusammenhang gesagt werden muß. leider nicht die Lustbarkeitssteuer gemeint ist im Komödienhaus trinkt man jetzt schon wochenlang „Cocktail". Im Kleinen Theater Unter den Linden stellt sich der „Seelenforscher vor. Und das alles zu einem be¬ deutend geringeren Steuer¬ satz mit verhältnismäßig v>e! geringerem Risiko. Alles nu.. weil man glaubt, dem Film noch und noch Steuern auf - laden zu können. Es scheint uns, als ob ge rade auf diese Änderung der Verhältnisse und auf die starke Annäherung der Stoffe nicht eindringlich genug und nicht nachdrücklich genug hingewiesen werden kann. Das Kino stellt heute ge¬ rade vom Standpunkt der Volksbildung und Volks¬ unterhaltung aus gesehen einen ganz anderen und einen viel wichtigeren Faktor als das Theater dar. Es ist zum Beispiel gerade im Augenblick die Frage ak¬ tuell, ob man nicht Arbeits¬ losen billige Vorstellungen biete solle. Man hat in diesem Zusam¬ menhang vor kurzem in eine Berliner Tageszeitung darauf hingewiesen, daß sich der Verein der Lichtspieltheater¬ besitzer Groß-Berlins dahin erklärt habe, daß man Ar¬ beitslose nicht gratis in das Kino lassen könne. Während sich umgekehrt der Verband der Variete- Direktoren, vertreten durch Direktor Marx, wenigstens zu einem teil weisen Entgegen¬ kommen bercitfinden würde. Alte Filme finden Käufer durch „Kleine Anzeigen“ im „Kinematograplr