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handelt, für die man Riesen¬ beträge bewilligte, ohne daß irgendeine innere Veranlas¬ sung dafür vorlag. Heute liegen die Dinge so, daß man Kredite in al en Sparten unserer Industrie für etwas Selbstverständ¬ liches hält, und zwar die In¬ anspruchnahme von Kredi¬ ten. ohne daß man sich ge¬ nügend Sorgen darüber macht, wie man am Fällig¬ keitstage abdeckt. Wir haben im Falle Hege¬ wald gesehen, welche Zins¬ sätze gefordert und bewil¬ ligt wurden. Man hat dies Kapitel bis¬ her nur vorsichtig und scho¬ nend behandelt, weil man im speziellen Falle noch retten wollte, was zu retten war Aber diese Vertagung darf nicht als ein endgültiges Tot¬ schweigen betrachtet werden. Selbst wenn dieser oder jener seine Gelder erhält, wird er nicht umhin können, sein Material den zuständi¬ gen Verbänden und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, weil nämiich dis Sanierung der Industrie, diese Rückkehr zur radikalen Sauberkeit wertvoller und wichtiger ist als so manche Umfrage und Punktwertung. Man klagt besonders in Kreisen der Fabrikanten und Verleiher soviel darüber, daß die Beschaffung von Kredi¬ ten so schwer ist. Selbstverständlich ist der augenblickliche Zustand und seine Rückwirkung auf den Geldmarkt für die wenigen seriösen Elemente außer¬ ordentlich bedauerlich. Aber es ist eigentlich gar nicht merkwürdig, daß die wirklich Seriösen und ganz Gesunden keinerlei Schwie¬ rigkeiten mit der Finanzie¬ rung ihrer Projekte haben und daß in der Haupt¬ sache diejenigen, die jetzt nicht das Geld für die neue Produktion oder für die Anzahlung auf die Filme der nächsten Saison aufbrin¬ gen können, sich meist aus jenen Kreisen rekrutieren, denen das Verlangen nach äußerst korrekter, streng so¬ lider Geschäftsführung im¬ mer so etwas wie ein Dorn im Auge war. * Wir hören seit Jahren im¬ mer wieder, daß man sich endlich immer mehr darauf besinnen soll, daß der Film tatsächlich so eine Art Gro߬ industrie sei. Wir hören die Worte, aber es fehlen die Schlußfolge¬ rungen, die zu Taten führen. Es wären Seiten mit den Briefen zu füllen, die wir aus den verschiedensten Kreisen der Filmindustrie erhalten, in denen man im¬ mer wieder geradezu als selbstverständliche Forde¬ rung hört, daß der Gläubi¬ ger seinem Schuldner Frist gewähren müsse, weil die Geschäfte schlecht gehen. Daß dieser oder jener auch bei gutem Geschäfts¬ gang heute genau so wenig seine Verpflichtungen erfül¬ len könnte wie vorher, will niemand zugeben. Im Gegenteil, als hier schon vor be nahe einem Jahr und auch später immer wie¬ der darauf hingewiesen wurde, daß der Tonfilm vor ganz neue. kaufmännische Südwesisachsen bespricht aktuelle Fragen In der letzten Versammlung des „Verbandes der Lichtspiel¬ theaterbesitzer Südwestsach¬ sens" wurde im Hinblick auf ein Gutachten der Industrie- und Handelskammer, Berlin, die Klausel „Vertrag gilt als Gan¬ zes” den Mitgliedern erneut empfohlen, bei Filmabschlüssen künftig die Klausel „Vertrag gilt als Ganzes hinsichtlich Be¬ stätigung und Erfüllung" einzu¬ fügen. Es wurde ferner über den mangelhaften technischen Zustand neuerer und neuester Tonfilme geklagt. Lebhaft kri¬ tisiert wurde auch die neuer¬ dings immer wieder beobach¬ tete Praxis einzelner Verleih¬ firmen. im Beiprogramm Filme zu liefern, die reine Reklame¬ filme sind. Den Theater besitze-n wurde empfohlen, solche Filme abzulehnen. Weiter wurde die Frage der Wander- und Vereinskino;, be¬ sprochen und besonders die Steuersituation und die immer wieder nötigen Schritte zur Er¬ weiterung erörtert. Auen in Ungarn katastrophales Filmgeschaft Die letzte Enquete, an der die Mitglieder des Bundes der ungarischen Kinoindustriellen teilnahmen. befaßte sich mit einem Ausweis über die unga¬ rischen Kinounternehmungen. Diese Statistik zeichnet ein be¬ trübendes Bild der heutigen traurigen Lage dieses Industrie- Der Bund läßt sich jährlich zum Saisonschluß die in den Provinzkinos in Gebrauch be¬ findlichen Projektionsapparate zwecks Untersuchung einliefern und sorgt dafür, das die fest¬ gestellten Fehler und Mängel beseitigt werden. Anläßlich der diesjährigen Revision ergab es sich, daß 25 Prozent der Provinzkinos den Betrieb einstellten, sich auflösten oder den Betrieb auf einen Spieltag in der Woche reduzierten. Für das kommende Geschäfts¬ jahr können demnach in Un¬ garn nur mehr 200 Kinos als Filmabnehmer in Betracht ge¬ zogen werden. Hollywooder Sportfilme Das Interesse an belehrenden Sportfilmen, die nur eine Lauf¬ zeit von ungefähr zehn Minuten haben und gewöhnlich den Neuigkeitsfilmen folgen, ist im Wachsen begriffen. RKO-Pathe wartet nunmehr mit einem in¬ teressanten Tennisfilm auf, in dem Big Bill Tilden und Vin¬ cent Richards Exhibitionen ge¬ ben und einige ihrer Kunst¬ schläge vorführen. Andere Ten¬ nisfilme, in denen ein weiterer Einblick in die Tenniskunst ge¬ geben wird, werden folgen. Die Warner Brothers zeigen jetzt schon ihren zweiten Golf¬ film. Bobby Jones, einer der höchstbezahlten Sportsleute Amerikas, erteilt sehr lehr¬ reiche Instruktionen, die so ge¬ schickt vorgeführt werden, daß sie sogar denjenigen, der an Golf nicht interessiert ist, in Spannung halten. „Rango“ steuerfrei Der Ernst B. Schoedsack-Film der Paramout „Rango", der in einzelnen größeren Städten des Reichs bereits mit großem Er¬ folg angelaufen ist, wurde für volksbildend und als Lehrfilm erklärt und ist somit steuerfrei. Interessentenvorführung »/Vogelfrei" National-Filmverleih zeigte in einer Interessentenvorführung den First-National-Film „Vogel- frei". Der von Frank Lloyd in¬ szenierte Film schildert eine Episode aus der Zeit in der Kalifornien aus dem Besitz der Spanier in den der Amerikaner überging. Die Hauptrollen spie¬ len Richard Barthelmess, Mary Astor und Marion Nixon. Wir kommen auf den Film gelegentlich der Einsetzung in den regulären Spielplan zurück. Situationen stelle, daß mat ganz anders kalkulieret müsse und daß zunächst einmal dafür zu sorgen sei daß die deutsche Filmindu strie in sich gefestigt da¬ stünde, predigten wir tauben Ohren und wurden als Pessi¬ misten verschrien, denen die gesund aussehenden Optimi¬ sten entgegengestellt wurden ★ Wo ist der Grund zu dem Optimismus, der damals von anderer Seite immer wieder gepredigt wurde? Haben wir nicht recht behalten? Nicht nur mit unserer Auf¬ fassung der deutschen Situa¬ tion, sondern auch mit unse¬ rer Beurteilung der kauf¬ männischen Auslandsentwick¬ lung? Wir haben erst in den letzten Wochen immer wie¬ der Nachrichten aus der Hochburg des Films, aus Amerika, veröffentlicht, wo die Dinge nicht anders lie¬ gen und wo sic letzten Endes auf die gleichen Gründe zu¬ rückzuführen sind wie hier in Deutschland, nämlich auf eine allzu große Unterneh¬ mungslust. auf eine Expan¬ sion, die in keinem Verhält¬ nis zu det. verfügbaren und zu erwartender. Mitteln stand. * Die Folgen sind eingetre¬ ten. Man hat drüben bei großen und kleinen Konzer¬ nen genau die gleichen Sa¬ nierungssorgen wie viele Firmen hier bei uns. Fest und gesichert stehen beinahe neben der Ufa nur noch ein paar Firmen in Deutschland und in der Welt, die zielbewußt und geradlinig ihren Weg gegangen sind, ohne sich vom Geschrei die¬ ses oder jenes Verbandes und dieses oder jenes Blat¬ tes beirren zu lassen. ★ Daß diese Schilderung der Lage, wie wir sie heute hier geben, irgendwie jemand zur Vernunft führt, ist kauin zu erwarten. Wir schreiben das alles nur noch einmal, um unsere publizistische Pflicht zu tun und um den wenigen, die denken und überlegen. Veranlassung zu geben, noch einmal heute, wo es viel¬ leicht schon zu spät ist, zu überlegen, wo ihre besten Ratgeber suzen, wo die Ver¬ nunft regiert und wo das Schlagwort.