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mW MIM fACH BUTT " !B VERLAG SCHERL* BERLIN SW68 II-«®»“ Berlin, den 29. Mai 1931 Nummer 122 Fehlschlag in der Abendstunde Mit einem gewissen Er¬ staunen und mit starkem Kopfschütteln werden die meisten Filmproduzenten und Theaterbesitzer das Resultat der Kritiker¬ konkurrenz im „Film-Kurier“ zur Kennt¬ nis genommen haben. Nicht weil Herr Pinthus vor Herrn Döscher und Herr Nürnberg vor Herrn Sins- Heiraer steht, sondern weil anscheinend bewußt diejeni¬ gen Kritiker in den Vorder¬ grund gerückt worden sind, denen das Literarisch-Künst¬ lerische alles und die Industrie gar nichts bedeutet. Wir wollen davon absehen, wie die Punktzahl im einzel¬ nen entstanden ist. Mit allgemeinen Redens¬ arten, wie positive Filmein- stcllung, konsequente Linie der theoretischen Forderung, Abgrenzungsvermögen der dramaturgischen Sonderart, kann man nichts aniangen. ?ai Gegenteil, derartige Be¬ wertungspunkte sind zum Teil vielleicht sogar der Beweis dafür, daß man den tieferen Sinn der film¬ kritischen Tätigkeit, wenn sie im Interesse der Industrie sein soll, nicht rich¬ tig erfaßt hat. * Wir verstehen unter Filmkritik im Sinn der In¬ dustrie nicht absolutes Lob, sondern wünschen von jeder Kritik ganz naturgemäß, daß sie Fehler aufweist, Vergleiche zieht und Hinweise gibt, wie es vielleicht besser und prak¬ tischer gemacht werden könnte. Aber es wäre grundfalsch, wenn man heute bei der kri¬ tischen Bewertung des Films eine „konsequente Linie der theoretischen Forderung" innehielte, wie das der „Film- Kurier“ anscheinend verlangt. ★ Der alte Satz eines nicht ganz unbedeutenden Mannes, daß alles Oiefit, hat noch nie so Allgemein- gültigkeit auch für das Film¬ schaffen gehabt wie heute. Der Tonfilm ist eine Schöpfung der allerletzten Zeit. Wie er in drei oder vier Jahren aussehen wird, kann man auch dann nicht wissen, wenn man Philologie und Theaterwissenschaft bei den bedeutendsten Kapazitäten studiert hat. Es wäre unverzeihlich, w'enn ein Kritiker, der mit der Industrie für die Weiterentwicklung des deutschen Films arbeitet, der die Bedürfnisse des Marktes und die neuen technischen Möglichkeiten berücksichtigt, heute „eine konsequente Linie der theoretischen Forde- rung“ verfolgen würde. * Was wir im Augenblick nach unserer Auffassung zu unterstützen haben, ist das Suchen nach einem neuen Weg, der zwar konsequent er¬ forscht werden muß, aber nicht in einmal festgelegten Bahnen. Vielmehr unter Berück¬ sichtigung aller technischen Fort¬ schritte und künstlerischer Hilfsmittel, die heute da sind und morgen in doppelter, drei¬ facher Vervollkommnung überraschend auftauchen können. * Was stellt man sich unter „Abgrenzungsvermögen der dramaturgischen Sonder¬ art“ des Films vor? Wer ist überhaupt der¬ jenige, der über Tonfilm¬ dramaturgie schon abschließende Ur¬ teile fällen kann? Der Postulate aufstellt und nach ihnen punktiert? So etwas kann Privatvergnügen eines ein¬ zelnen sein, darf aber nicht mit Ambitionen in die Öffentlich¬ keit getragen werden. * Was heißt „internationale Einordnung in die Produktionsreihe?" Und wer ist der Sachvcr- s.ändige, der die internatio¬ nale Produktiousreihe in