Der Kinematograph (June 1931)

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IB VERLAG SCHERL* BERLIN S Berlin, den 1. Juni 1931 Nummer 12-1 Nicht die Zensur-sondern die Zensoren Eine Eingabe des Verban¬ des der Filmindustriellen an ien Reichsinnenministcr über die heutige Handhabung der Zensur im allgemeinen und im be¬ hinderen, wirft nicht nur nlcressante Streiflichter aul die wichigstcn Zcnsurpro- t'k-nie der Gegenwart, son¬ dern stellt vor allem klar heraus, daß es, genau ge¬ sehen, gar nicht die Zensur an sich ■■st, gegen die man kämpfen Soli und gegen die man pro- esliert, sondern daß es im Kernpunkt die Zen¬ soren sind, gegen die sich all die Vorwürfe richten, die viel¬ fach mit Recht — manchmal vielleicht auch mit etwas Unrecht — in der Öffent¬ lichkeit, in Kampfausschüs¬ sen und privat erhoben wer¬ den. 9 Es sei gleich im Anfang ’enierkt daß im einen oder odern Ausnahmefall der Kammervorsitzende mit den Zensoren in einen Topf geworfen werden muß, wobei nur die Frage offen- 'uhleiben hat, inwieweit die Kammerzusammen¬ setzung schließlich auch auf den Vor¬ sitzenden der Kammer abfärbt. Hätte man das Gefühl, daß alle beamteten Leiter so sachverständig, so absolut objektiv und einheitlich in ihrer Auffassung wären wie der Leiter der Film-Obcr- prüfstelle. wären wir um vieles ruhiger und trügen das — vom Standpunkt der Industrie aus gesehen — schwere Los mit Geduld. Wir würden uns nicht auf¬ regen. wenn wirklich einmal ein Fehlurteil in die Welt kommt oder wenn ein kleines Malheur passiert, wie bei der Zen- surierung des Rene - Clair- Films durch den Voelger- Ausschuß. Soweit vernünftige Men¬ schen an einem solchen fal¬ schen Schritt beteiligt sind, gibt es immer, wie die Praxis zeigt. einen Ausweg, der mit Anstand und Würde beschritten wird. Aber wie sieht es manch¬ mal in der Filmprüfstelle und im Voelger-Ausschuß mit der Besetzung aus? Von Rechts wegen hat das Lichtspieigewerbe ein Viertel der Beisitzer, also in jeder Kammer eine Persönlichkeit zu bestellen. Es ist nicht Schuld der Industrie, daß es oft statt einer Persönlichkeit nur eine Person ist, die amtiert. Daß Herren das verart- wortungsvolle Amt ausüben, die wir vor Jahren einmal mit oder ohne Ver¬ gnügen als Angehörige der Filmindustrie bezeichneten. Aus den Kreisen der Kunst und Literatur hört man die¬ selben Beschwerden. Ein Teil der sogenannten Pro¬ minenten haben — in einer bei Künstlern verständlichen augenblick¬ lichen Verärgerung — ihre Ämter niedergelegt und damit anderen Geistern die Bahn freigemacht, die nicht immer zu den aller¬ größten und großzügigsten gehören. Es wäre eigentlich selbst¬ verständlich gewesen, daß man für die ausschctdenden Person lichk e i ten Zuwahlen vorgenommen hätte, die selbstverständlich wieder auf Vorschlag der beteiligten und berechtigten Verbände hätten erfolgen können. Es wäre der Filmprüfstelle als Behörde auch kein Stein aus der Krone gefallen, wenn sie die Beisitzer einmal zu einer Aussprache eingetaden hätte und mit ihnen einige der Probleme diskutiert hätte, die die ge¬ samte Tages- und Fachpresse fortlaufend behandelt. Die Reorganisation der Prüfstellenbesetzung ist eine der dringendsten Fragen der Gegenwart. Wir dürfen das hier mit besonderem Nachdruck be¬ haupten, weil man uns nicht vorwerfen kann, daß wir einer Radikalisierung oder Politisierung der Film¬ zensur irgendwie das Wort reden. Gerade der „Kinemalo- graph" hat immer anerkannt, daß es für den Zensor ge¬ wisse Grenzen gibt, die vom Berliner Standpunkt aus vielleicht oft nicht richtig erkannt werden. Aber was sich in einigen Fällen der letzten Zeit getan hat, liegt auf einem ganz anderen Gebiet. Widerstände, Spezialumformer? - „Kleine Anzeigen“ im „Kinematograph“!