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Je schlechter die Zeiten — desto besser der Film Das Rückgrat des deutschen Kinoprogramms Wer das Ufa-Programm, das in dieser Nummer zum erstenmal veröffentlicht wird, kritisch und eingehend be¬ trachtet. wird sich dem Ein¬ druck nicht verschließen kön¬ nen, daß hier einundzwanzig Bilder angeboten werden, die ohne Übertreibung das Rückgrat des deutschen Kinospielplans genannt werden können. Es darf, ohne auf Wider¬ spruch zu stoßen, die Be¬ hauptung aufgestellt werden, daß eine derartige Zusam¬ menstellung noch in keinem Jahr von einer deutschen Produktionsfirma angeboten wurde. Dabei darf hinzugefügt werden, daß der größte Teil der angezeigten Werke bereits fertiggestellt ist und daß für alle übrigen programmierten Bilder die Atelie -s schon eingeteilt sind. * Das Produktionsprogramm für 1931/32 ist von der Ufa bewußt größer und weiter gehalten worden, um zu zei¬ gen, daß der allgemeine Pessimismus, der jetzt in Deutschland auch über dem ganzen Filmgewerbe lastet, nur ganz bedingt seine Be¬ rechtigung hat. Das führende deutsche Filmunternehmen steht mit Recht auf dem Standpunkt, daß es für den kapitalkräftigen Filmprodu- zenten oberste Pflicht sei, gerade in einer Zeit der Depression dem Theaterbesitzer Werke von besonderer Zugkraft und außerordentlichem Aus¬ maß zu liefern. Das Geld, das heute unserm Besucherkreis zur Verfügung steht, ist fraglos knapper ge¬ worden. Man wird sich heute sicher doppelt überlegen, wo¬ hin man geht und wofür man sein Eintritts¬ geld bezahlt. Aber niemand wird ganz auf Zerstreuung verzichten können. Man muß nur inten¬ siveren und vielseitigeren An¬ reiz zum Besuch geben, muß in Darstellung und Ausstat¬ tung alles nur irgend Mög¬ liche bieten. An der Spitze der impo¬ santen Liste stehen acht Filme, die mit Recht zur Millionenklasst gerechnet werden. Da ist vor allem: „Der Kongreß tanzt", der ein selten glückliches Ge¬ misch von fesselnder Hand¬ lung, künstlerischer Gestal¬ tung und unerreichter Aus¬ stattung darstellt. Die Regie führt bekannt¬ lich Eric Charell. den seine ausgezeichneten, pom¬ pösen Inszenierungen in der ganzen Welt berühmt gemacht haben. Die Verfasser des Manu¬ skriptes. Norbert Falk und RobertLiebmann, berücksichtigten all die vie¬ len großen Haupt- und kleinen Nebensachen, die heute im Kino zum Erfolg gehören. Lieferten Werner Richard Heymann fa¬ mose Texte, die eine ent¬ zückende Musik erhielten, bei der originale, zeitge¬ nössische Kompositionen ne¬ ben überraschend originellen eigenen Einfällen stehen. Die Besetzung allein über¬ zeugt schon davon, daß hier für jedes Theater Erfolg- Serien winken, wie sie selbst die besten Filme der vergangenen Zeiten nicht er¬ zielten. Lilian Harvey spielt eine kleine, süße Wiener Handschuhnäherin, Willy Fritsch erscheint als Zar Alexander von Rußland. Conrad Veidt übernahm den Fürsten Metternich. Wallburg. Tiedtke und Falkenstein über¬ nahmen die komischen Par¬ tien. Für die Ausstattung zeich¬ net Professor Ernst Stern vom Großen Schau¬ spielhaus, dessen Name in Verbindung mit anderen Großtaten deutscher Film¬ kunst aus der stummen Epoche noch in allerbester Erinne¬ rung ist. Hans Albers tritt zu¬ nächst in „Bomben auf Monte Carlo" vor das Publikum. Er er¬ scheint als Kapitän des Kriegsschiffes eines kleinen Fürstentums, der das Kasino von Monte in den Grund schießen will, wenn man ihm seinen Spielverlust nicht wiedergibt. Die weibliche Hauptrolle in diesem Film liegt in den Händen der temperament¬ vollen, rassigen Anna S t e n. Von den anderen Dar¬ stellern sei hier nur auf Heinz Rühmann, lda Wüst, Kurt Gerron und Karl Etlinger hin¬ gewiesen, über die man dem deutschen Theaterbesitzer nichts Näheres zu sagen braucht. Für die Musik zeichnet wieder WernerRichard H e y m a n n . dem zwei aus¬ gezeichnete Schlager („Eine Nacht in Monte Carlo" und „Kapt'n Craddocks Lied") einfielen, die nach Ansicht aller Sachverständigen mit in die allererste Schlagerreihe des kommenden Jahres treten werden. Hanns Schwarz, der erfolgreiche originelle Regis¬ seur, führte Regie. Die be¬ währten Autoren Hans Müller und Franz Schulz lieferten das Manu¬ skript. Alles in allem Bomben, die überall ein- schlagen. Das zweite Mal taucht der Name Hans Albers in dem zweiten Pommer-Film „Der Sieger“ auf. Es handelt sich um die Geschichte eines Saft- und Kraftmenschen, der vom kleinen Beamten langsam zu den höchsten Ehren kommt. Kaleidoskopartig zieht das Leben in allen seinen Nuan¬ cen an uns vorüber. Mit Rummelplatz, Wan¬ derzirkus, Lunapark fängt es an, bis es am Ende in die große Welt der Herrschen¬ den führt. Überall spielt die Frau — manchmal auch die Frauen — ihre entscheidende Rolle. Ein Stoff, der interessiert, der aus dem Leben genom¬ men ist und der richtig zu Hans Albers paßt. * Im vierten Erich Pom¬ mer - Film erscheint Emil Jannings. Robert Liebmann, der erfolgreichste deutsche Filmschriftsteller, hat für ihn ein Drama mit dem Titei „Stürme der Leidenschaft" geschrieben, das dem gro¬ ßen Menschengestalter Ge¬ legenheit gibt, einen Mann mit doppeltem Leben zu zei¬ gen, das sich einmal in der ruhigen Geborgenheit des bürgerlichen Milieus und dann wieder in der Unter¬ welt abspielt. * Mit ganz besonderem Inter¬ esse darf man dann einem historischen Tonfilm aus gro¬ ßer deutscher Zeit entgegen¬ sehen, der aller Voraussicht nach den beispiellosen Er¬ folg des „Flötenkonzerts von Sanssouci" übertreffeo wird. Es handelt sich um ein ganz groß angelegtes, impo¬ santes Zeitgemälde, das mit erschütternder Wucht und stärkster Eindringlichkeit die große Zeit vor hundert Jah¬ ren lebendig werden läßt. Werner Kraus s, heute unbestritten Deutschlands be¬ rühmtester Charakterdarstel¬ ler, hat die Titelrolle üher nommen. „Yorck" wird von Gustav Ucicky inszeniert, der seine beson¬ ders feine, treffsichere Hand bereits beim „Flötenkonzert" bewährte. Ernst Hugo Correll, der Leiter der gesamten Ufa- Produktion, hat, der über-