We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.
Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.
August Wcinschcnk 60 Jahre Morgen werden draußen in der hübscher., ruhigen Villa in der Traben Straße eine ganze Keil e Reden gehalten wer¬ den, in denen die offiziellen Vertreter der führenden Film- 'erbände, staatlicher Filmstel- Rn. Künstler und Freunde Uigust Weinschenk feiern, der nen sechzigsten Geburtstag mit soviel Frische, Tatkraft und Lebensmut feiert, daß es gar nicht verwunderlich wäre, wenn die Kapelle als Begrüßungs¬ marsch das schöne „Schier drei¬ ßig Jahre bist du alt' 1 intonie¬ ren würde. Ein Drittel seines tatenrei- <-hen und erfolggekrönten Lebens hat er im Film und für den Film gewirkt. Im Jahre i9I2 übernahm er das Luitpold¬ theater in Nürnberg und erwei¬ terte im Laufe der Zeit seinen Thealerbesitz so daß er heute sechs Unternehmen in Süd¬ deutschland besitzt, die insge¬ samt fünftausend Sitzplätze um¬ fassen. ★ Die Verleiher sprachen von ihm schon früher immer mit einem trockenen und einem nas¬ sen Auge. Sie zählten ihn zu den tüchtigsten und fähigsten Köp¬ fen in ihrer Kundschaft und stellten halb begeistert und halb bedauernd fest, daß August Weinschenk zwar im¬ mer Abnehmer für gute Bilder, aber nicht immer zu ganz guten Preisen war. Deshalb haben sie sich viel¬ leicht heimlich etwas gefreut, als sie hörten, daß er später als Delegierter des Aufsicht« - rats praktisch die Leitung des DLS.-Verleihs übernahm. Ic klarer Erkenntnis der wirtschaftlichen Notwendigkei¬ ten schloß er sich genau so der AdF. an wie sein Amtsvorgän¬ ger Fett. Hielt auch die usuellen Be¬ dingungen genau so wie andere Konzerne und gewährte nur in der letzten Zeit seinen Aktio¬ nären einen gewissen Rabatt, der die geldhergebenden Thea¬ terbesitzer als Miteigentümer gewissermaßen und berechtig¬ terweise bevorzugte. Er schuf dem DLS. nicht nur die kaufmännische, grundlegen¬ de Sicherheit, sondern tat ent¬ schlossen den richtigen Schritt von den Filmen auf Bestellung zur selbständigen Fabrikation in Staaken. Er baute die Beziehungen zur Tobis aus und verstand es glänzend, die Gelder, die auf der einen Seite von der Tobis aus der Industrie gegeben wur¬ den, umgekehrt wieder über die Tobis in die Industrie zurückzuführen. Als Theaterbesitzer steht er fest und energisch zum Schutz¬ verband, an dessen Ausbau er lebhaft interessiert ist und den e- gemeinsam mit anderen Kon¬ zernen wahrscheinlich sehr bald dahin bringen wird, daß man in ihm zwar nicht den größten, aber den repräsentativster, deutschen Theaterbesitzcr-Ver- b. nd zu sehen hat. ★ Es hat keinen Zweck, heute, an diesem seltenen Ehrentag, branchepolitische Ausführungen zu machen. Wir haben heute den Mann zu feiern, den glück¬ lichen Familienvater und den guten Freund. Aber man kann Weinschenk und den deutschen Film schwer voneinander trennen. Man denkt unwillkürlich an die schönen nachdenklichen Abende, die man so oft im kleinen ausgewählten Kreis in der gastfreundlichen Villa verbringt, und bei denen schließlich dann doch immer wieder der deutsche Film im Mittelpunkt steht. Nicht das eigentliche Filmge¬ schäft von gestern und heute, sondern die große Zukunft un¬ serer Industrie, an die Wein- scher.k glaubt, an deren Errei¬ chung er täglich arbeitet, auf die er direkten und indirekten Einfluß nimmt, mehr, als der Öffentlichkeit bekannt ist. Man wird ihn morgen feiern, nicht nur als den erfolgreichen Filmkaufmann, nicht nur als den großzügigen Organisator, nicht nur als einen Menschen, dem das Glück hold war und der die Erträgnisse seiner un¬ geheuren Arbeit heute, wenn er wollte, unbeschwert von allen Sorgen des Tages genießen könnte, sondern man wird vor allem den Menschen feiern, den guten Freund, und wird dabei aus vollem Herzen zum Aus¬ druck bringen, daß es unser sehnlichster Wunsch und größte Freude wäre wenn wir zu¬ nächst einmal den achtzigsten Geburtstag im Zeichen des wei¬ teren Aufstiegs feiern könnten. Einen Weg, der den Berg her¬ aufführt. auf dessen Spitze man, beschienen von der Sonne des Glücks ausharrt. Wo man lange Jahre verweilt, bis man sich entschließt, langsam herabzusteigen in ruhigere, friedlichere Gefilde. sich mit denen der Industrie, mit denen seiner Freunde und Mit¬ arbeiter. Wir sind stolz auf die¬ sen Mann, der gerade und auf¬ richtig, offen und ehrlich kämpft und streitet, der aufbaut und weiterbringt, der für uns Vorbild ist für das, was man den ehrlichen deutschen Film- Taufmann nennen könnte.