Der Kinematograph (December 1931)

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25. Jahrgang Berlin, den 24. Dezember 1931 Nummer 295 Vom Anbruch einer neuen Zeit Ein großer Tag im Ufa-Palast Seit Tagen steht Berlin trotz allem unter dem Ein¬ druck von „Yorck". Die gro¬ llen Blätter von rechts bis links, soweit sie überhaupt für Film Interesse haben, bringen Bilder und Artikel, grundsätzlich Essays oder historische Betrachtungen über den neuen Ufa-Film, den Hans Müller frei nach den geschichtlichen Tat¬ sachen erzählt. Im Ufa-Palast selbst und bei der ersten Aufführung iri Deutschland verzichtet man bewußt auf jede Dekoration. Läßt als Vorspiel auf der Orgel alte, vertraute, histo¬ rische Weisen erklingen und blendet dann einfach und schlicht den Film aui. * Der Name Yorck ist in die¬ ser Zeit ein Fanal. Ein In¬ begriff und eine Sehnsucht. Etwas, das weit über allen Parteien steht. Das nichts anderes ist als die Erinne¬ rung an eine traurige Zeit und an ein Geschlecht, das sich genau so wie wir nach besseren, glücklicheren Zei¬ ten sehnt. Was in Yorck verkörpert wird, ist etwas Heiliges, ist ein Kapitel Weltgeschichte, das man mit wehmütiger Be¬ geisterung liest. An dem man sich auf rich¬ tet und das daran erinnert, daß in dem Ablauf des Welt¬ geschehens immer auf den Niedergang auch der Auf¬ stieg folgt. ★ Das alles natürlich, wie ge¬ rade an dieser Stelle hervor¬ gehoben werden muß, ganz unpolitisch, rein menschlich. Historische Schilderung ohne bewußte, unterstrichene Be¬ ziehung aui die Gegenwart. * Es ist ein Film der großen Persönlichkeit. Ein Denkmal für Yorck. Klar, daß deshalb die Entscheidung über Gelin¬ gen oder Versagen in erster Linie bei der Person des Hauptdarstellers liegt. Glücklicher Griff, mit der Gestaltung des großen Man¬ nes Werner Krauß zu be¬ trauen, diesen größten deut¬ schen Charakterdarsteller in einem solchen Manuskript zuerst im Tonfilm heraus¬ zustellen. Viele nannten es ein Expe¬ riment, von dem heute, wenn das Wort überhaupt richtig war, einmütig behauptet wer den muß, daß es mehr als glänzend geglückt ist. Was dort von der Lein¬ wand an uns vorüberflim- mert, ist ein Mensch, der in jeder Phase packt, mit dem man erlebt und erleidet. Der bis an die innersten Fasern des Herzens rührt und dem man mit noch grö¬ ßerer Begeisterung folgen möchte als die Studenten und die im besten Sinne des Wor¬ tes fanatisierten Truppen, als sie in den Kampf ziehen. ★ Was geboten wird, ist in¬ haltlich nur ein kleiner Aus¬ schnitt aus den Ereignissen des Winters von zwölf auf dreizehn. Es ist wirkliche Geschichte, die nur in ein¬ zelnen Partien umgestaltet, gesteigert und dramatischer gemacht wird. Der König, verschlungen in das Labyrinth der Harden- bergschen Politik. Ein Mann, der aus Liebe zu seinem Volk, dem er weiteres Elend ersparen will, zum Zauderer wird. Hardenberg, der Brems¬ block, der sich treiben läßt, ohne selbst zu treiben. Diejenigen, die nach vor¬ wärts streben, die im ent¬ scheidenden Augenblick alles wagen wollen, die Offiziere, vom alten General Kleist bis zum jugendlichen Stürmer Clausewitz. Kein Film des Hurra-Pa¬ triotismus. Ein Werk, das peinlich und fein überall ge¬ recht Licht und Schatten ab¬ wägt. Kein Tendenzfilm und nir¬ gends ein Abzielen auf par¬ teipolitische Schlagwnrte. „YORCK“ Fabrikat und Verleih: Ufa Hauptrollen: Werner Krauss, Produktion: Ernst Hugo Correll Rudolf Förster, Grete Mos- Regic : Gustav Ucicky heim, Kayssler, Gründgens | Länge: 2793 Meter 10 4kte Uraufführung: Ufa-Palast am Zoo