Der Kinematograph (January 1932)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Durch die Sperrung der Gren/en verschwanden natürlich die ausländischen Filme mit einem Schlage von dem deut¬ schen Markt, und der gesamte Bedarf der deutschen Licht¬ spieltheater (1914 2446) mußte durch eigere Produktion gedeckt werden. Filmfirmen schossen infolgedessen wie Pilze aus der Erde. Die Technik wurde vollendeter, und bei Kr egsende war die deutsche Filmproduktion der ausländischer Konkurrenz — vielleicht mit Ausnahme von Amerika — überlegen. Die ersten einwandfreien Zahlen über die deutsche Film¬ produktion stammen aus dem Jahre 1916 und ergeben eine Gesamtzahl von 4805 Filmen, die bis zum Jahre 1919 ein¬ schließlich die Zensur pas¬ siert haben. Mit dem Inkrafttreten des Lichtspielgesetzes vom 12. Mai 1920 liegen bereits eingehen¬ dere Zahlen über die deut¬ sche Filmproduktion vor. Während des Jahres 1921 wurden erstmalig zensiert 646 Filme mit 836 000 Meter und im Jahre 1922 474 Filme mit 604 000 Meter. Diese Zahlen sind die ersten amtlichen An¬ gaben über die deutsche Pro¬ duktion an langen und kur¬ zen Spielfilmen. In den ersten Nachkriegs- jahren war dem deutschen Film das Ausland weitgehend verschlossen. Erst mit dem Jahre 1922 wurde das etwas anders, und mit Eintritt der Inflation wurde die deutsche Filmindustrie in eine Ex- portkouj unktur gestellt, die alle Erwartungen übertraf. Die deutschen Filme wur¬ den überall mit Ausnahme von Amerika, das eine krasse grundsätzlich ablehnende Haltung einnahm, wegen ihrer Billigkeit gern genommen Der blühende Export brachte in dieser Zeit meistens das ein, was während der Inlla- tionsjahre aus dem heimischen Markt nicht heraus¬ zuholen war. Da die Eintrittspreise in Deutschland zeitweise bis auf drei bis fünf Goldpfennige gesunken waren, wenn sie auch nominell Milliarden betrugen, war häufig das kleinste Land, wie beispielsweise Belgien oder die Schweiz, lukrativer wie der große deutsche Absatzmarkt. Die Umstellung auf Goldmark machte dem Exportge¬ schäft und der Valutakonjunktur mit einem Schlage ein Ende, was sich auch in den Produktionszahlen deutlich ausdrückt (vgl. Tabelle I). Es beginnt nun eine neue Entwicklungsperiode für die deutsche Filmindustrie, die wegen des überragenden Ein¬ flusses von USA. die amerikanische genannt werden könnte. Bildete die Entwertung der deutschen Mark während der Inflalionsjahre einen natürlichen Schutz für die heimische Produktion, so wirkte sich nun in der Deflation bzw. der Stabilisierung der deutschen Währung die Einfuhrbeschrän¬ kung schützend aus. Die Einfuhrbeschränkung, die seit dem 25. Februar 1916 in Kraft war. wechselte woh' in der Art der Bestimmungen und auch der Quote, lief aber im Endergebnis auf eine Kon¬ tingentierung im Verhältnis 1 : 1, d. h. einen ausländischen gegen einen Film heimischer Produktion hinaus. Während der Inflationsjahre war der deutsche Markt mit seinem Papiermarkgeld für die amerikanische Industrie nicht begehrenswert. Erst mit der Stabilisierung der deut¬ schen Währung begann das eigentliche Interesse am deut¬ schen Markt. Die Zahlen hierüber, die der deutsche Verleih an in- und ausländischen Filmen ergibt, sind geradezu ver¬ blüffend. Dieses Vordringen ausländischer und insbesondere der amerikanischen Filme auf dem deutschen Markt hatte einen ständigen Rückgang der heimischen Produktion an langen Spielfilmen zur Folge (vg. . abeüe I und IIB). Auch in dem Zahlenmaterial über das Gesamtangebot von in- und ausländischen Filmen auf dem deutschen Markt kommt die vorher ge¬ schilderte Entwicklung deut¬ lich zum Ausdruck. In den Zahlen über das Angebot an langen Spielfil¬ men (Tabelle Ilb) lassen sich die äußeren Einflüsse, die die Entwicklung beeinflu߬ ten, deutlich ablesen. Nach dem ersten Ansturm des Auslandes auf den deut¬ schen Markt nach der Sta¬ bilisierung der Währung machte sich zahlenmäßig eine allmähliche Angleichung zwi¬ schen eigener Produktion und ausländischen Filmen bemerkbar, die nicht zuletzt der Kontingentierung zuzu¬ schreiben ist. Diese Periode beginnt mit dem Jahre 1926 und brachte zunächst bis 1928 besonders die künstlerische Entwicklung des langen Spielfilms. Nachdem die zahlenmäßige Konkurrenz relativ schwä¬ cher und Angebot mit Nach¬ frage ausgeglichen war, be¬ gann der Wettbewerb sich in der Qualität der Filme be¬ merkbar zu machen. In diesen Jahren ist so mancher Spielfilm erschienen, der als Markstein in der Entwicklung des deutschen Films bezeichnet werden kann. Daneben aber hat die deutsche Filmproduktion in dieser Zeit gerade auf dem Gebiete der Kultur- und Lehrfilm¬ herstellung hervorragendes geleistet und die Führung auf dem Weltmarkt übernommen. Zahlenmäßig beträgt die deutsche Produktion an Lehr, Werbe- und Kulturfilmen bei¬ nahe das Zehnfache wie die Einfuhr ausländischer Kultur¬ filme. Auch in den Zahlen über die Entwicklung des Pro¬ duktions- und Verleihapparates spiegeln sich die äußeren Einflüsse deutlich wieder. An der Herstellung der: 185 lg. Spielfilme des Jahres 1926 waren 81 Firmen beteiligt 242 .. „ 1927 „ 96 224 .. .. .. .. 1928 .. 69 An dem Verleih der: 487 in- u.ausl.lg. Spielfilme d. J. 1926 waren 44 Verleihfirmen beteiligt 526 ,. .. „. 1927 „ 44 517 „ „ . 1928 .. 37 (ohne die 50 Bezirksverleiher). Das Überangebot an langen Spielfilmen, das sich auf dem deutschen Markt während der Jahre 1926 bis 1928 langsam herausbildete, führte zu verschiedenen Zusammenbrüchen in den Reihen der Produktions- und der Verleihfirmen.