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_ das Älteste «F FILM-FACH BLATT VERLAG SCHERL* BERLIN SVVW !f-C Berlin, den 11. März 1932 Die Geschichte eines Kollektivs Die Deutsche Film-Gemein¬ schaft, die den ersten Carl- Froelich - Kollektiv - Film ,,Mädchen in Uniform" her- gestellt hat, versendet jetzt einen kurzen Bericht, der mit Rücksicht auf die darin ent¬ haltenen Zahlen interessante Rückschlüsse auf den Wert und die Bedeutung eines der¬ artigen Filmkollektivs mög¬ lich macht. Der Film an sich hatte das große Glück, in einer Laufzeit von etwas über drei Monaten einen Umsatz von rund 250000 Reichmark zu erzielen. Da¬ von entfallen ungefähr 75 000 Reichsmark auf das Ausland, der Rest, also 175 000 RM. auf das Inland. Es wird ausdrücklich be¬ merkt. daß Abrechnungen mit großen Theatern im In- und Ausland, wo der Film prozentual gespielt wird, noch ausstehen und daß jetzt zunächst einmal Sachliefe- ranlen und Filmschaffende ihre Einlagen zurückerhaltcn können. Diese Einlagen anSachliefc- rungen und an Gagen haben nach dem vorliegenden Doku¬ ment rund 85 000 RM be¬ tragen. Eine Zahl, von der anzu¬ nehmen ist, daß sie nicht die gesamten Unkosten enthält, weil ja sonst bei einer Effek¬ tiveinnahme von 250 000 RM für Verleih- und Vertriebs¬ spesen eine im Verhältnis zum Umsatz ganz exorbitant hohe Quote angeseizt sein müßte. Der Bericht erwähnt aus¬ drücklich. daß ganz minimale Vertriebsprovisionen und Vor¬ schüsse auf Verleihspesen in Betracht kommen. Nehmen wir einmal diese Summe mit rund 20 Prozent an, so ergeben sich für Lizenz-, Kopien- und Reklame-Auf¬ wendungen Beträge von rund 100 000 RM. Die wieder einmal deut¬ lich zeigen, mit welch un¬ geheuren Belastungen heute der deutsche Film durch Lizenzen und Kopien zu rech¬ nen hat. Diese Zahlen werden von einem klugen und geschickt arbeitenden Produzenten als außerordentlich glückliche Erfolge bekanntgegeben, so daß in diesem Zusammen¬ hang, wenn man die gesamte Situation überblickt, unwill¬ kürlich die Frage laut wird, wie denn andere Verleiher, die nicht das Glück haben, so billige Darsteller zu finden und wochenlang auf Tournee senden zu können, zurecht¬ kommen. Man stelle sich dann ein¬ mal weiter vor: Ein Film für 100 000 Reichsmark her¬ gestellt, überall mit selte¬ nem Beifall aufgenommen, im In- u.id Ausland erfolgreich vertrieben, bringt nach drei Monaten intensiver Arbeit, rachdem er an den wichtig¬ sten Plätzen abgelaufen ist, ungefähr die Auslagen wieder herein. Dabei ist dieses Bild sicher zu Höchstsätzen vermietet. Hat der Verleih wahrschein¬ lich mit so gut wie gar keinen Verlusten an Leihinieten zu rechnen, ist das Ausland anscheinend außerordentlich gjt ausgenutzt. Bedarf es da eines Be¬ weises, welch ungeheures Risiko in der deutschen Pro¬ duktion auf regulärer Basis steckt? Wir haben neulich in einer Gläubiger-Versammlung hö¬ ren müssen, daß bei einem an¬ deren Film, der in diesem Falle vielleicht besonders Siut zu Vergleichszwecken ge¬ eignet ist, allein an den Re¬ gisseur 35 000 RM gezahlt worden sind. Daß der gleiche Regisseur außerdem noch für die Über¬ lassung des Sujets auf Grund eines bestehenden Vertrages noch einmal 10 000 Reichs¬ mark erhielt. Daß also, genau gesehen, allein die Arbeits¬ kraft dieses einen Mannes die Hälfte von dem kostet, was hier im großen und ganzen für ein erfolgreiches Werk auf¬ gewendet wurde. Wir empfehlen der Dacho. gerade diesen Fall „Mädchen in Uniform" in ihrem Kreis einmal gründlich zu erörtern und vor allem zu prüfen, was denn nun die einzelnen Film¬ schaffenden auf dieser kollek¬ tivistischen Basis tatsächlich erhalten haben. Was z. B. auf Fräulein ..Kleine Anzeigen“ im „Kinematograph“ wirken schnell und zuverlässig