Der Kinematograph (March 1932)

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DER FRAUENDIPLOMAT" Die Paramount wird es sicher nicht bereuen, endlich den ent¬ scheidenden Schritt getan zu Dieser erste Film, der für Rechnung des gro3en Konzerns in Berlin gedreht .vOrden ist, darf als voller Erfolg bezeich¬ net werden. Es ist endlich einmal ein Werk, das sich von der ersten bis letzten Szene der deutschen Produktion vollberechtig und glücklich einordnet. Allerdings hat man schon mit dem .Manuskript, das von B. E. I.üthge und Curt J. Braun stammt, einen glücklichen Grift Da ist ein junger österreichi¬ scher Rittmeister, der Fürst Windischberg, der überall da, wo er in einer Botschaft auf¬ taucht, gleich der Mittelpunkt von allerhand tollen Weiber¬ geschichten wird, die seinem Heimatland und dessen diplo¬ matischen Vertretern außer¬ ordentlich viel Ungelegenheitcn Man verschickt ihn eines Tages nach Berlin, w eil hier der sehr energische Herr von Rü¬ sterberg den Ton angibt. Windischberg soll, wenn es einmal für ihn kritisch wird, immer dadurch gewarnt werden, daß sein Regimentsmarsch irgendwo eitönt. Diese lustige, musikalische Pointe macht dem Publikum viel Laune und w ird bei den ersten Malen, wo man sie dramatur¬ gisch verwendet, recht lebhaft und energisch applaudie-t. Fabrikat: T. K. Hauptrollen: Max Hansen. Leo Verleih: Paramount Slezak Martha Eggcrth Regie: E W Emo Ton. Tobis-Klangfilm Länge: 2015 Meter, 7 Akte Uraufführung: Atrium Es reißen sich um den jungen feschen Menschen zwei F'rauen irgendwelcher exotischer Wür dentrager. Er aber interessiert sich für ein kleines Ballett¬ mädel, das zunächst allen Leu¬ ten vorflunkert, sie sei die Braut des Fürsten Windisch- berg. Wie sie wirklich dazu kommt, die endgültige Auserwählte des Fürsten zu werden, das ist so lustig, so amüsant, mit soviel Witz gemacht, daß man es nicht erzählen kann, sondern jedem Theaterbesitzer empfehlen muß. sich nicht mit der Beschrei¬ bung genug sein zu lassen, son¬ dern sich den Film möglichst bald irgendwo anzusehen. Er wird dann mit uns fest¬ stellen, daß hier ein Manuskript vorliegt, das seltenen Schmiß hat. Der Aufbau der Szenen ist mit außerordentlich viel Routine und ebensoviel Intelli¬ genz gemacht. Die Vorgänge gre fen haar¬ scharf ineinander Vielleicht ist daran auch die flotte Insze¬ nierung Emos schuld der wie¬ der einmal zeigt, daß er zu den treffsichersten Spielleitern ge¬ hört, über die wir zur Zeit ver- Es ist natürlich für ihn ver hältnismäßig leichte Arbeit ge¬ wesen. weil er über eine sel¬ ten gute Besetzung verfügte. Max Hansen findet eine Rolle, die ihm beinahe auf den Leib geschrieben ist. Er singt mit Liebenswürdigkeit und mit fa¬ moser Mikrophonstimme. Kann in Uniform und Frack fesch ausseben und vor allen Dingen diese liebenswürdigen Dum¬ mejungenstreiche machen, die ihm im Film wie auf der Bühne stets noch den großen Erfolg brachten. Seine Partnerin ist Martha Eggerlh. Es zeigt sich, daß die vielen Hoffnungen, die man vor Jahresfrist auf diese Darstel¬ lerin setzte sich von Film zu Film mehr erfüllen. Als kleine Balletteuse findet sie bald den Kontakt mit Part¬ ner und Publikum und darf einen großen Teil des starken Beifalls, der am Schluß er¬ schallte für sich in Anspruch Als kleine Sensation sieht man zum erstenmal den be¬ rühmten Tenoristen Leo Slezak im Film. Man darf seinen Namen gern in der Reklame stark unter¬ streichen. Darf es selbst dann, wenn der Kritiker feststellt, daß die große Sensation, die man erwartet, ausbleibt. Man sieht einen liebenswür¬ digen, spiclgewandten und stimmlich immer noch hervor¬ ragenden älteren Herrn, der an¬ scheinend mit recht viel Spaß hier die erste tönende Film rolle seines Lebens absolviert In den Nebenrollen müssen Albert Paulig. Pa il Morgar . Hilde Hildebraadt und Anton Pointner erwähnt werden. Sie spielen ihren kleinen Part mit dar gewohnten Sicher¬ heit und dürfen trotz des klei nen Umfangs, den ihnen das Manuskript einraumt. berech¬ tigterweise mit vor den Vor¬ hang treten, wenn zum Schluß das Publikum begeistert nach seinen Lieblingen ruft. Ein besonderes Kapitel mul! der Musik Hans Mays einge räumt werden. Es gibt in die¬ sem Film ein paar Schlager, die bi Id überall Heimatrecht haben Es ist liebenswürdige, ein schmeichelnde Musik, die leicht ins Ohr geht und die vielleicht schon vor Beginn des Films popu’är war. weil sie von Dajos B:!a gespielt und von Martha Eggerth persönlich gesungen Alle die andern Helfer am Werk, die der Vorspann auf¬ zählt, seien insgesamt mit einem Lob bedacht. Sie haben mit Regisseur und Darsteller an einem Werk ge¬ arbeitet, das nicht zur himmel stürmenden Klasse gehört, aber zu jenen Werken, die ihren Weg machen, die der Theater - besitzer in seinem Kassenbuch rot ankreuzt und die in einer Zeit wie heute begehrter sind als je zuvor. „V ater geht auf Reisen Fabrikat: Gustav Althoff Verleih: Albö-Film Regie: Carl Boese Ton: Tobis-Klangfilm Hauptrollen: Erika Gläßner, Lissi Arna, Curt Vesperman Länge: 2164 Meter. 8 Akte Uraufführung: Primus-Palast Gustav Althoif, der erfolg¬ reiche Schöpfer zahlreicher lustiger Unterhaltungsfilme, konnte mit „Vater geht auf Reisen" ein neues Plus auf seine Erfolgseite einsetzen. Dieser vorzügliche Kenner des Publikumsgeschmackes hat wie¬ der einen Volltreffer für den Theaterbesitzer in das Pro¬ gramm gesetzt. Carl Boese, Althoffs Haus¬ regisseur, hat mit Hilfe der Drehbuchautoren Kurt I. Braun und Fritz Falkenstein folgende erheiternde Angelegenheit in* Der Bürgermeister eines klei¬ nen Städtchens hat in Berlin nach einer erfolgreichen Bum¬ melfahrt einen Beamten belei¬ digt und erhält dafür eine Frei¬ heitsstrafe von vier Wochen, ln seiner Heimat ahnt niemand etwas von dem Umstand, am wenigsten die Bürgermeisterin, die den Gatten gern zu einem einflußreichen Politiker machen möchte. Deshalb will sie auch nicht erlauben, daß ihre Toch¬ ter den jungen Redakteur hei¬ ratet, denn sie hat mit ihr Hö¬ heres im Sinn. Der Bürger¬ meister sieht angstvoll die Frist verstreichen, die ihm bis zur Abbüßung der Strafe ver¬ blieben ist, und kommt schlie߬ lich auf den Gedanken, den Gastwirt des Berliner Lokals „Nachtfalter" sowie den Land¬ streicher Panicke zu sich zu laden, damit der letzte als Er¬ satzmann für ihn ins Gefängnis gehen kann. Von hier ab überstürzen sich die possenhaften Ereignisse. Der bunte Strudel der lustigen Be¬ gebenheiten läßt sich einfach nicht nacherzählen, weil in jedem Augenblick etwas Über¬ raschendes geschieht, bis die Autoren die total verdrehte Ge¬ schichte mit einem Ruck wie¬ der in Ordnung und zum glück¬ lichen Abschluß bringen. Carl Boese weiß, wie man solche Possen inszeniert, wie man sie richtig ankurbelt, die Figuren durcheinander wirbelt und die Zuschauer nicht aus dem Gelächter herauskommen läßt. Auch über manche gar zu unmöglichen Effekte weiß er so geschickt kinwegzugehen. daß die fröhliche Zustimmung nicht einen Augenblick aus¬ setzt. Diesmal hat er eine be¬ sonders glückliche Hand gehabt. Die Besetzung ist ausgezeich¬ net. Hans Waßmann spielt den Bürgermeister komisch, ohne ihn zur Karikatur werden zu •assen. Mit Glück ist Erika Gläßner in das ältere Fach herübergewechselt und über¬ läßt die Partien der Liebhabe¬ rinnen der jugendlichen frischen Kai in Hardt und der wieder ganz prächtig natürlichen Lissi Ätna. Man sieht diese Schau¬ spielerin stets gern und würde sich freuen, wenn sie wiedei einmal eine größere, ihrer Be¬ gabung angemessene Rolle er¬ hielte. Auch Hermann Picha kann in einer kleinen Rolle als Rück¬ kehrer zur Leinwand begrüßt w erden. Die übrigen tragenden Rollen waren mit dem flinken Kurt Vespermann, dem ge¬ wichtigen Kurt Gerron, dem humorigen Hugo Fischer-Koppe bestens besetzt. Jeder war auf seine Art bemüht, das Parkett zum Lachen anzuregen. Man kann diesem Film eine Erfolgsserie in allen Licbtspicl theatern Voraussagen