Der Kinematograph (March 1932)

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DAS ÄLTESTE PA V IIN-FACH BLATT ” - TERLAG SCHERL * BERLIN SW^S 56. Jahrg-ing Berlin, den 30. März 1932 Nummer 6 Das Wintergarten-Problem Die Vergnügungsindustrie stellt sich um Heute, am Mittwoch, wer¬ den im Wintergarten der Generaldirektor der Hotel¬ betriebs - Aktiengesellschalt. Dr. Schick, der Produktions¬ leiter des DLS., Herr l)r. Zickel, und ein alter Kino- fachmunn. der Direktor des Wintergartens, Schuch, zur Berliner Presse über das Thema „Umstellung des Va¬ rietes" sprechen. Der äußere Anlaß zu die¬ ser proklamatischcn Kund¬ gebung ist die Tatsache, daß am 1. April in dem alten füh¬ renden Variete zum ersten¬ mal eine Tonfilm-Apparatur, das neue große Europa- modtll der Klangfilm, in Be¬ trieb genommen wird, und daß ferner an Stelle des alten bekannten Varieteteils eine Art Revue tritt, bei der eine ganze Reihe bekannter Filmstars mitwirkt. Man braucht kein Prophet zu sein, um schon ungefähr im voraus zu wissen, was die Herren heute nachmittag im großen und ganzen darzule- gen haben. Die Kleinkunstbühnen lei¬ den genau so wie wir unter rapidem Besucherrückgang. Sie müssen billiger arbeiten, weil die ermäßigten Eintritts¬ preise den Riesenetat, wie er bisher im Variete üblich war, unmöglich machen. Und müs¬ sen darüber hinaus nach be¬ sonderen Attraktionen su¬ chen. wie sie notwendig sind, die großen Häuser einiger¬ maßen zu füllen. Da ist es nicht uninteres¬ sant, daß man in allererster I inie an bekannte Filmstars denkt, und daß man neben "nd zwischen die lebendigen Menschen den tönenden Film stellt. Natürlich wäre es grund¬ falsch, etwa in das schlechte Beispiel der Berliner Thca- terdirekloren zu verfallen, und etwa dafür einzutreten, daß man Filmstars das per¬ sönliche Auftreten im Variete verbielen soll. Ebenso ist es zwecklos, etwa auf die Idee zu kom¬ men. dem Verleiher aufzuge¬ ben. die Großvarteles in Deutschland nicht so zu be¬ liefern, wie sie es wünschen. Wir haben vielmehr aus dem Beispiel dieser Häuser zu lernen und unsere Pro¬ gramme aufzulockern durch ßühnenschau der verschie¬ densten Art. Für interessante Programmgestaltung zu sor¬ gen und vor allem mit Nach¬ druck darauf hinzuwirken, daß bei dieser Umstellung endlich die unterschiedliche Besteuerung, wie sie in Ber¬ lin und auch in einigen ande¬ ren Städten üblich ist. aus de' Welt geschafft wird. Grundsätzlich ist an die¬ sem entscheidenden Berliner Schrit. die Richtigkeit jener An siebt festzustellen. die einen allgemeinen Rückgang ir der Frequenz sämtlicher Theater- und Vergnügungs¬ stätten als feststehenden an- nimint. Es darf weiter in die¬ se,- Ausdehnung des Aktions¬ radius eines klug geleiteten Großvarietes die Bestätigung dafür gesehen werden, daß cs in großen Häusern mit dem Variete oder dem Film nur in seltenen Ausnahmefällen geht. Was hier schon vor einigen Wochen und auch erst in der letzten Zeit wieder ausein¬ andergesetzt wurde, daß wir nämlich zu stark an einem etwas veralteten, zu wenig beweglichen Standpunkt fest- hallen, wird hier von einer ganz anderen Seite aus be¬ stätigt, die nur schneller, ra¬ dikaler und entschlossener als unsere Theaterbesitzer aus dieser Beobachtung die Konsequenz zieht. Wie das Experiment aus¬ geht, ist im Augenblick na¬ türlich nicht zu sagen. Aber cs scheint uns wesentlich und wichtig, das Vorgehen des Wintergartens genau zu ver¬ folgen. weil hier eine theore¬ tische Forderung in die Praxis umgesetzt wird, die wir von uns aus als die wich¬ tigste Aufgabe des Augen¬ blicks bezeichnen möchten. Es ist im Augenblick nicht der geeignete Zeitpunkt, die Folgen dieser Annäherung des Varietes an das Kino im einzelnen zu untersuchen und zu beleuchten. Es muß nur darauf hin- gewiesen werden, daß wir