Der Kinematograph (April 1932)

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^ I ' VERLAG SCHERL * BERLIN SW 68 !Hs£ 26. Jahrgang Berlin, den 1. April 1932 Nummer n3 Kampf um die Existenz Die Tonfilmumstellung des Wintergartens, die man ge¬ rade in Filmkreisen nicht aufmerksam genug verfolgen kann, wirkt sich wahrschein¬ lich in kürzerer oder länge¬ rer Frist auf das Berliner Filmgeschäft noch stärker aus, als das von uns vor¬ gestern vor dem Presseemp¬ fang als wahrscheinlich be¬ trachtet wurde. Herr Dr. Schick, der außer¬ ordentlich kluge und diplo¬ matische Generaldirektor der Berliner Hotel Betriebs A.-G., beschränkte sich zwar in seinen Darlegungen in erster Linie auf das Variete. Nach¬ her im Lautsprecher aber, im Theater, hörte man den über¬ aus nachdenklichen Satz, daß man auch gern besonders zugkräftige, überragende Spit¬ zenfilme spielen wolle und spielen könne, da die Sicht auf den billigen und expo¬ niertesten Plätzen besser sei als zum Beispiel im Gloria- Palast. Uns stört, wie wir hier immer wieder betonen möch¬ ten, nicht die Tatsache einer etwaigen Konkurrenz durch den Wintergarten oder durch andere Varietes an sich. Mit solchen Dingen muß man be¬ sonders in den Großstädten immer rechnen, genau so wie mit der Entstehung neuer Großtheater. Was uns aber eine gewisse Sorge macht, ist die Propa¬ gierung des Satzes ..Kassen¬ preise unter Friedenspreis". Man wird in Zukunft Film und Variete am Nachmittag von 50 Pfennig an und am Abend für 70 Pfennig in der billigsten Kategorie sehen können. Das ist unter dem Preis¬ niveau der Großkinos und wird zum Teil nur dadurch möglich, daß grundsätzlich nur 5 Prozent Vergnügungs¬ steuer zu entrichten sind. Es wird also Aufgabe der maßgebenden Berliner Stel¬ len, vor allem der Inhaber von Großkinos, sein, alles daran zu setzen, daß überall da wo Variete und Film ge¬ boten wird, der gleiche Steuersatz möglichst schnell zugestanden wird. Die Stadt selbst hat an einer Nivellierung der Steuer für Großvariete und Gro߬ kino gerade mit Rücksicht auf die angespannte Kassen¬ lage das allergrößte Inter¬ esse. Fünf von hundert einiger¬ maßen gehenden Unterneh¬ mungen sind immerhin besser als acht von fünfzig schlecht gehenden Betrieben. Nebenbei aber wird das Eintrittspreisproblem durch den Druck der Politik der Varietes erneut äußerst aktuell. Uns ist in den letzten Tagen von verschiedenen Seiten die durchaus beacht¬ liche Anregung zugegangen, in Erwägungen darüber ein¬ zutreten, ob nicht für ganz Berlin, ohne Rücksicht auf die Größe, ein einziger Min¬ destpreis festzusetzen sei. Es wird von den Befürwor¬ tern dieser durchaus beacht¬ lichen Idee darauf hingewie¬ sen, daß heute der Unter¬ schied in der Qualität der Carbietungen beim Klein- und beim Großkino vollständig verschwunden ist. Die Tatsache, daß ein gro¬ ßes Theater einen Film eher spielt als ein kleines Haus, ist nicht ausreichend für einen ei mäßigten Eintrittspreis in den kleineren Betrieben. Selbstverständlich werden die westlichen Luxustheater eine viel größere Staffelung cer Preise vornehmen als die kleinen. Man wird am Kur- iii-stendamm immer noch für die besseren Plätze mehr nehmen müssen als am Wed¬ ding. Aher der Grundpreis muß itgendwie für große und kleine Unternehmen gleich fixiert werden, selbst auf die Gefahr hin. daß das für den einen oder anderen kleinen Unternehmer mit Schwicrig- kc.ten verknüpft ist. Wir haben im vergangenen Monat, soweit die Dinge bis jetzt zu übersehen sind, im Durchschnitt in Deutschland mit einer Mindereinnahme von 40 Prozent rechnen müssen. Das ist eine Zahl, die für den Theatcrbesitzer außer¬ ordentlich betrüblich ist. die aber vor allen Dingen für den Verleiher und Fabrikan¬ ten bedrohlich werden kann. Wir haben zu Beginn der jetzt abgelaufenen Saison immerhin noch damit rech nen können, einen deutsch¬ sprachigen Film außerhalb der deutschen Landesgrenzen zu einem Teil zu amorti¬ sieren. Ob und inwieweit das in Zukunft möglich ist. scheint im Augenblick vollständig