Der Kinematograph (April 1932)

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V HINFACHBUTT V ES VERLAG SCHERL * BERLIN SW68 iS— Berlin, den 2. April 1932 Die Extreme berühren sich Es ist nicht uninteressant, einmal einen Querschnitt durch die vielen Veröffent¬ lichungen über die Situation des Filmgewerhcs in ganz Europa zu ziehen. ln Frankreich zum Bei¬ spiel. wo es im Augenblick wieder einmal um die Kino- sleuergcht, sind im entschei¬ denden Augenblick die Groß- unternehmen gegen eine Schließung, während die Kleinen so schnell wie mög¬ lich ihre Häuser zumachen wollen, weil sic auf diese Weise Spielverpflichlungen. bei dem augenblicklich ge¬ radezu katastrophalen Be¬ such. in der warmen Jahres¬ zeit ilinausschiehen und nach¬ her wahrscheinlich abschic- In Amerika hat der Senat über Nacht unter vie’.en anderen neuen Ahgahen auch eine neue Kinosleuer be¬ schlossen. so daß auch in diesem Land die an sich schon miserable Theater¬ situation noch unerfreulicher wird. Die Folge ist natürlich auf der ganzen Linie eine Ver¬ minderung des Eingangs an Leihmieten und bei dem heu¬ tigen System ein Minder¬ ertrag für den Produzenten aus dem eigenen Lande und aus denjenigen Gebieten, wohin er im Augenblick noch zu exportieren vermag. Es zeigt sich überall das. *as der „Kinematograph" schon seil Monaten immer wieder vorausgesagt hat, nämlich, daß wir mit ganz erheblich herabgeminderten Einnahmen zu rechnen haben und infolgedessen unsere Pro¬ duktion auf eine vollständig neue Basis stellen müssen. Die kleinen Allheilmittel, die hier und da immer wie¬ der angepriesen werden, nämlich verstärkte Propa¬ ganda in dem einzelnen Theater, stärkste Aus¬ nutzung des einzelnen Films in den einzelnen Ländern, straffste Durchführung der Abnahme bei getätigten Ver¬ trägen und so weiter, sind alle gewiß gut und richtig, aber sie gehen um den Kern¬ punkt herum. Wir müssen uns nun ein¬ mal damit abfinden. daß die Senkung der Eintrittspreise, vor der hier mit allem Nach¬ druck schon zu einer Zeit gewarnt wurde, als mit ener¬ gischem Einschreiten noch etwas zu erreichen war. uns im Zusammenhang mit dem Besucherrückgang vor die zwingende Notwendigkeit stellt, die Produktionsmittel für den einzelnen Film um mindestens vierzig bis fünf¬ zig Prozent herabzumindern. Das Wort vom „Hundert- tausendmark-Film", das so¬ viel verlacht und manchmal mit einer Handbewegung ab¬ getan wurde, gewinnt ur¬ plötzlich eine tiefe und wich¬ tige Bedeutung. Man sagt uns in Prival- diskussionen. daß eine Sen¬ kung der Herstellungskosten Hei der Fabrikation einfach n : cht mehr durchzuführen sei. Wir haben darauf zu er¬ widern. daß dann eben neue Köp*'e den Versuch machen müssen, auf neuen Wegen zu dem bi’ligeren Resultat zu * Es ibt. wie hier einmal mi al’er Deutlichkeit gesagt wert in muß. Hunderttau- sende von Betrieben, die rücksichtslos und radikal in der letzten Monatei. ihre Betriebs- und Gestehungs¬ kosten um dreiunddreißig Prozent und mehr ermäßigt hahei. Man erkundige sich zum Be'spiel einmal, was in gro¬ ße i. Warenhäusern heute für Schaufenster - Dekorationen weniger ausgegeben wird. Vergleiche einmal die Gc- haltssenkungen in anderen Industrien mit den Summen, die man immer noch bevor¬ zugten Regisseuren und Stars zahlt. V.elleicht läßt man sich einmal erzählen, wie sich die Honorare für Schriftsteller bei Buchverlegern, Zeitungen und Zeitschriften zu den Be¬ trägen verhalten, die man dort noch vor einem Jahr oder vor sechs Monaten zahlte. Vielleicht lernt man aus diesen Beispielen und packt die Dinge einmal radikaler an als bisher. Mit Verbandsbeschlüssen allein ist es nicht getan. Man muß mi! zahlenmäßi¬ gem Material denjenigen, die es angeht, klar machen, um was es geht. Vor allem empfiehlt es sich, endlich praktische Ver¬ suche zu machen. Wir wissen von einem Fabrikanten der noch vor kurzer Zeit großzügig die kostspieligsten Experimente