Der Kinematograph (June 1932)

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»n^RLAG SCHERL« BERLIN SW68 ^ Berlin, den ii. Juni iVJJ Nummer I 21 Der sentimentale Film Die Kepriccnfoljic, mit der sich das Kino über den Sum¬ mer hiiiweiihillt. weil crfah- run|is|temäL' Premieren in der nur diesmal nicht warmen Sommerzeit um den Lrfolf^ gebracht werden. macht nachdenklich. Aus mehr als einem Grun¬ de, weil sich wieder einmal heraussiellt. wie wenifi Filme doch eijtcntlich so weit zu interessieren vermöften, daß cs sich lohnt, sie noch einmal den Zuschauern vorzuführen. Zum andern aher deshalb, weil sich wieder einmal zeifit. daß Erfolfisfilme aus einem (tanz anderen Grunde vom Publ'kum ({cliebt werden als aus dem. der bei ihrer Her- .stellunit maß|{ebend war. Man sieht dies besonders deutlich an „Mädchen in Uniform", die nach der Rund¬ reise durch die deutschen Städte und durch .Mittel¬ europa fetzt wieder im Pro- liiamm der Ufa erscheinen. Gleichzeitig hatauch „Fräu¬ lein Else", der letzte Stumm¬ film der Bergncr. denselben überraschenden Erfolji wie vor Jahren Und vor einiiJcn VK'ochen konnte man kimsta- ieren, daß ..Die Heili|ie und hr Ntrr" als Film die Be¬ lebtheit noch nicht verloren hat. Obijleich diese drei Filme 'n sich nichts miteinander zu ■un haben, wirken sie bei den Zuschauern durch ein und 'iasselbe Element, nämlich durch die darin enthaltene > der von den Zuschauern hineiniteleftte Sentimentalität. „Mädchen in Uniform", die¬ ser satirisch scharfe Ani{riff auf überaltete Erziehun|{. ist s on den Zuschauern, beson¬ ders aber den Zuschauerin¬ nen in sentimentale Ju|{end- erinr.eruniten umitedichtet Die von allen Zuschauerin¬ nen erlebte oder ersehnte IdealfiiJur in der ){üti)ten Leh¬ rerin hat den Film zu fenem Erfolii verholten, der ihm überall zuteil wurde. Die sentimentale Geschich¬ te des „Fräulein Else", das sich für den Vater aulopfert. ma)i ttewiß überholt sein, aber sie appelliert an j{e- wisse weibliche Instinkte, die immer da sein werden und die anders auch ihren Nie- derschlaii in ähnlich gearte¬ ten Romanwerken finden. Vom dramaturgischen Standpunkt aus ist „Die Grä¬ fin von Monte Christo" viel besser als ..Mädchen in Uni¬ form". deren Handlun|( nicht weiterfjeht und die dem • ilfenllichen Konflikt in wei¬ tem Bofien ausweicht. At>er das kristallklare Ma¬ nuskript des Abenteuerfilms versieht es nicht, auf jene la¬ tente Sentimentalität einzu- wirkzn die auch in jener Zu- scha'iermeniie wach ist. die sich über die ursprün|(lichen Ce ühle erhaben dünkt. .Men hiirt. daß die Sprech¬ bühn zn in der nächster Sai¬ son das sogenannte Volks¬ stück in weitem Maße pfle¬ gen werden und daß sie sich davon die Rettung ihrer grüncflich verfahrenen Ange¬ legenheiten versprechen. !.a> Volksstück aber be¬ ruh* auf nichts anderem als jener greifbaren Sentimenta¬ lität, die sich als eines der Urgi’fühle erweist, die auf die gesamte Zuschauerschaft des europäischen Kulturkrei¬ ses wirkt. Pfvchologisch gesprochen liegt der Fall so daß Men sehen ihr eigenes Leid abzu¬ reagieren vermögen, sobald sie fremdes Leid auf der Bühne oder der Leinwand Es entspricht dies wohl dem psycho-analytischen Zug. daß jede Aussprache erleich¬ tert. die hier aus der Wort¬ form zum Bild umgewandelt wurde. Die merkwürdige Tatsache, daß es große Zuschauermen¬ gen namentlich weiblichen Geschlechtes gibt, die im Kino oder Theater gern wei¬ nen oder sich wenigstens bis an die Grenze der Tränen führen lassen, hat den oben¬ genannten Filmen zu jenem durchschlagencen Erfolg ver- iiKleine Anzeigen** im „Kinematograph“ wirken schnell und zuvpr <