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^ I I VERLAG SCHERL« BERLIN SW68 26. Jahrgang Berlin, den 2. Juli 1932 Nummer I2S Großer Film besiegt große Hitze Sensationserfolg im Ufa-Palast Wenn es nicht zu den be¬ sonderen Eigentümlichkeiten des „Kinematograph" ge¬ hörte, auf Superlative mög¬ lichst ganz zu verzichten, müßte man diesen neuen Ufa-Film als das überragend¬ ste und wirkungsvollste Film¬ werk bezeichnen, in dem Werner Kraul! je über die Leinwand gegangen ist. So sei lediglich konstatiert, daß uns der größte europäi¬ sche Filmkonzern in einer Zeit, wo der Fabrikant sonst seine neuen Filme an der dunkelsten und unzugänglich¬ sten Stelle verwahrt, einen künstlerisch wertvollen Pu- Hikumsschlager allererster Ordnung mit wohlverdientem starken, unbezweifelbaren Erfolg vorfUhrt. Dieser „Mensch ohne Na¬ men" ist eine der packend¬ sten. interessantesten und fesselndsten Gestalten aus dem unerschöpflichen Reigen der unsterblichen Balzac-Fi¬ guren. Aber keine Gestalt ver¬ flossener Epochen. Sondern ein Mensch, der im Weltkrieg an entscheidender Stelle für sein Vaterland stritt und eines Tages schwerverwundet im feindlichen Lazarett ein¬ geliefert wird. Die Wunde, die die Gra¬ nate riß, verheilt — nur das Gedächtnis schwindet. Der wiedererweckteMensch mußte Russisch sprechen lernen wie ein kleines eben geborenes Kind. Dann kommt eines Tages, als der Blick auf eine neue Nummer der „Woche" fällt, die Erinnerung. Heinrich Martin erscheint in Berlin. wo niemand an seine Erzäh¬ lungen glaubt. Wo ihn der Freund nicht er¬ kennt, die Frau keine Spur von Erinnerung findet. Unterweltler nehmen sich seiner an. Ein kleiner Pro¬ visionsagent hilft ihm, weil er an eine große, chancen¬ reiche Schiebung glaubt. Der kleine Winkeladvokat kämpft mit dem Amtsrichter um die Anerkennung des Totgeg'aubten. Ein kleines Schreibmaschincnmädel stiehlt hundert Mark, um der großen Erfindung Martins zum Patentschutz zu verhel¬ fen Man kämpft vor dem Rich¬ ter um die Legitimierung des Toten. Lis schließlich aus Hcvnz Martin ein ..Gottlieb Leberecht Müller ' wird, der mit dem kleinen Schreibma- schinenmädel eine neue Aulo- moüilfabrik aufhauen wird, die der Welt einen ungeahn Un, herrlichen, konkurrenz- Icsen Motor bescheren soll. Das alles ist mit wunder¬ voller Filigranarbeit, mit glücklichster Konsequenz zu ei-iem fesselnden Ganzen be¬ arbeitet. Jedes Wort und jene Szene sitzt unverrückbar an ihrem Platz. Man macht nicht zu viele, ahei auch nicht zu wenig Worte. Fügt, wo cs nur irgend geht, modernrhythmische Mu¬ sik als Untermalung hinzu. Zeigt, daß die vielgerühmte Montage von unseren deut¬ schen Spielleitern mit dersel¬ ben Virtuosität, Originalität und Sinn für das Abstrakte gehandhabt wird, wie man das sonst als besonderen Vorzug oder gar als Speziali¬ tät bei den besten Russenfil¬ men als Ereignis hervorhob. Natürlich nicht im einzel¬ nen zu unterscheiden, wo hier das Manuskript in erster Reihe zu nennen ist, oder wo Regisseur und Cutter den entscheidenden Schnitt taten. Mensch ohne Namen Fabrikat und Verleih: Ufa Hauptrollen: Werner Krauß, Regie: Gustav Ucicky Helene Thimig, Maria ßard, Ton: Klangfilm Math. Wieman, Hertha Thiele Länge: 2521 Meter, 9 Akte Uraufführung: Ufa-Palast am Zoo