Der Kinematograph (August 1932)

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im spezifischen Sinn des Wortes sein muß. Aber wir verstehen nicht, warum man gegen das „Tage¬ buch einer Frauenärztin"" oder gegen „Töchter aus guter Familie" zu Felde zieht, wenn er auf der anderen Seite den Kriminal- und Sensationsfilm bsonders willkommen heißt. Auch das, was Herr Engl über die Klamauk-Filme am Rande bemerkt, hat mehr agitatorische als praktische Bedeutung. Er soll einmal freundlichst seine Mitglieder fragen, ob sie auf Klamauk-Fi'.me, wie sie in „Schrecken der Gar¬ nison" oder in „Drei Tage Mittelarrest" an uns heran¬ gebracht v-urden. verzichten wollen. Es schein 1 , doch Millionen in Deutschland zu geben, die für — man entschuldige das Paradoxon -— wirkungsvollen Klamauk allerhand Interesse haben. Man raue das Kind nicht mit dem E'-ade ausschütten und sollte ehrlicherweise eingestehen, daß die Ein¬ führung vor. Festpreisen ab¬ solut nicht gegen das pro¬ zentuale Verleihsystem, son¬ dern zum Teil deshalb wieder in so starkem Maß Platz gegriffen hat, weil bei vielen Theaterbesitzern das prozen¬ tuale System leider aus Gründen nicht durchzuführen ist. auf die wir heute loyaler¬ weise nicht eingehen wollen. Wir registrieren aber die Begeisterung für die Fest¬ preise, weil wir darauf ver¬ weisen wollen, wenn nach ein paar Wochen oder in einigen Monaten gegen die gleiche Einrichtung zu Felde gezogen wird, weil dann noch diese Festpreise, ob¬ gleich sie bewilligt und ver¬ traglich sanktioniert wurden, zu hoch sind. Wir halten im Prinzip, das möchten wir ausdrücklich betonen, die Methode des Herrn Engl, seine Mitglieder durch Rundschreiben über die Produktion zu informie¬ ren, für absolut glücklich, sehen in einer derartigen unterstützenden Arbeit des Verbandsleiters ein dank¬ bareres Arbeitsfeld als un¬ fruchtbare Versammlungs¬ reden. Aber man sollte dann freundlichst, da es sich ja um rein wirtschaftliche Dinge handelt, etwas objektiver sein. So objektiv, wie wir es jedenfalls anderen Pro¬ blemen gegenüber sind, die wir für falsch halten, die uns zu einem Teil sogar gefähr¬ lich erscheinen, gegen die wir aber deswegen nicht gleich mit scharfem Geschütz zu Felde ziehen, weil es sich um umstrittene Dinge han¬ delt, die man in den nächsten Wochen und Monaten noch nicht restlos übersehen kann. Pariser Filmnotizen Von unserem H. J.-Korrespondenten. Aufgeklärter Diebstahl Anfang August wurden einem Kinobesitzer in der Beite Straße in Köln aus seiner Privatwoh¬ nung 34 000 RM gestohlen, die in einem Koffer aufbewahrt wurden. Der Kölner Polizei ge¬ lang es. als Täter einen im glei¬ chen Hause wohnhaften Kraft¬ wagenführer und eine Kino¬ angestellte aus der Schwalben¬ gisse zu ermitteln und festzu¬ nehmen Diese beiden hatten den gestohlenen Koffer mit dem Geld nach der Tat einen in der Senefelderstraße wohnenden Ehepaar zur Aufbewahrung über¬ geben. Nach vier Tagen wurde auf Veranlassung des Kraftwa¬ genführers das Geld an dessen Braut nach Hannover geschickt. Die Aufklärung des Diebstahls gelang dadurch, daß die als Hehlerin ebenfalls festgenom¬ mene Ehefrau, die den Koffer mit ihrem Mann in Verwahr ge¬ nommen hatte, guten Freunden von dem Geheimnis des Koffe-s erzählte. Diese guten Freunde zeigten die Sache anonym der Hannoverschen Kriminalpolizei an, die die Kölner Polizei be¬ nachrichtigte, wodurch die An¬ gelegenheit ins Ro'.len kam. Die Kriminalpolizei in Hannover konnte den KoPer mit 22 000 RM Bargeld herbeischaffen. Weiter beschlagnahmte sie Spar¬ kassenbücher, auf die rund 15 000 RM auf verschiedene Namen eingezahlt waren. Der Rest der gestohlenen Summe von 17 000 RM ist einstweilen aller¬ dings noch spurlos verschwun¬ den. Der Kraftwagenführer, die Kinoangestellte und das Ehe¬ paar wurden bereits dem Un¬ tersuchungsrichter in Köln mit¬ samt der ebenfalls verhafteten Braut des Kraftwagenführers in Hannover vorgeführt, um im Schnellverfahren abgeurteilt zu werden. „Die verkaufte Braut" zensiert. Der Reichsliga-Film der He¬ ros „Die verkaufte Braut" wurde von der Filmprüfstelle München reichszensiert und ohne Ausschnitte auch für Ju¬ gendliche freigegeben. Französisch-italienische Zu¬ sammenarbeit Jim Kay, der Direktor der neuen und schon recht aktiven Produktionsgesellschaft „Les Films de Jim Kay", hat mit dem italienischen Produzenten Faust Squadrilli einen Vertrag abgeschlossen, demzufolge ge¬ meinschaftlich in italienischer and französischer Version sechs Großfilme hergestellt werden. Diese Filme sollen zum Teil unter der Leitung vor. Faus. Squadrilli, zum Teil Jim Kays gedreht werden. Die Atelier¬ aufnahmen erfolgen in Nizza und Paris, die Außenaufnahmen in Tripolis, in italienischen Landschaften und namentlich in Venedig. Der Titel des ersten Films, mit dessen Herstellung schon in Kürze begonnen wird, lautet: „Die Priesterin Allahs" („La pretresse d'AUah"). Die Cines-Pittzluga stellt von dem für Gaumont-Franco-Film- Aubert gedrehten deutsch-fran¬ zösischen Gemeinschaftsfilm „Das Mädel von Montparnasse“ eine italienische Version her. S e n a t s k o m m i s s i o n zur Wahrnehmung der In¬ teressen der Filmindu¬ strie Der französische Senat hat eine Körperschaft gebildet, die zum ersten Male die praktische Intervention der Regierung in Filmangelegenheiten (wenn man vom Filmrat absieht, der eigent¬ lich nur gesetzberatende und schiedsrichterliche Funktionen versieht) verwirklichen soll. Der Wirtschaftsausschuß des Senats hat unter dem Vorsitz des Senators E. Cavillon die Bildung eines Sonderausschus¬ ses zur Wahrnehmung filmwirt¬ schaftlicher Interessen be¬ schlossen. Der Senator Chara- bot wurde zum Präsidenten er¬ nannt, der Senator Boivin- Champeux zum Generalsekretär. In Worten, die sich nicht ge¬ rade durch besondere Prägnanz auszeichnen, wird engekündigt, daß die Filmkommission des Se¬ nats sich auf den Boden der Praxis begeben will: „Der neue Ausschuß will sich auf das Gebiet praktischer Ver¬ wirklichungen begeben und wird seinem Aktionsprogramm be¬ stimmte reale Ziele setzen." Dem Ausschuß gehören füh¬ rende französische Persönlich¬ keiten an: Der durch seine Ge¬ setzereformen bekannte Senator Cavillon, der Großindustrielle Charabct, Boivin - Champeux Advokat des Staatsrats usw. Die Mitglieder des Filmaus¬ schusses wollen schon in Kürze ihr Aktionsprogramm der Öffent¬ lichkeit unterbreiten. Es setzt sich zur Aufgabe, der franzö¬ sischen Filmindustrie einen neuen Impuls zu verschaffen und sie zu jener Bedeutung zu bringen, die ihrer wirtschaft¬ lichen und sozialen Wichtigkeit entspricht. Die zweite Aufgabe soll sich mit der Herstellung der Fassade nach außen befassen. Der Se¬ natsausschuß ist der Ansicht, daß jeder französische Film, der die Grenzen des Landes ver¬ läßt, ein Stück französischen Geschmacks, französischen Den¬ kens und französischen intellek¬ tuellen Lebens darstelle. Der Film sei deshalb eines der mächtigsten Propagandamittel der neuen Zeit. Der Senalsausschuß ist der Ansicht, daß der Film unbe¬ dingt die Förderung und Unter¬ stützung der Regierung und der Behörden nötig habe. Der Film¬ ausschuß des Senats will die Möglichkeiten, diese Hilfe zu verwirklichen, genau s.udieren. Auch die Produzenten inter¬ essieren sich diesmal für die Sache, namentlich die Firma Pathe-Natan, die ihr Direktions¬ mitglied Midlarskv als tech¬ nischen Beirat in den neuen Ausschuß entsandt hat. Angst vordem Dubbing Die französischen Produzen- len legen die Kontingentordnung sehr zu ihren Ungunsten aus. Sie sind der Meinung, daß dieses Kontingent, das keines ist, weil es nichts Bestimmtes festsetzt, lediglich eine verschleierte Er¬ füllung der Wünsche der Licht¬ spieltheaterbesitzer nach nahe¬ zu unbeschränktem Import von gedubbten ausländischen Filmen sei. Die Produktionskreise rich¬ ten deshalb unausgesetzt Ap¬ pelle an die Öffentlichkeit und die Regierung, worin sie dar¬ legen, daß die französische Pro¬ duktion durch den Dubbingfilm die seit dem Bestand des Ton¬ films eroberte Stellung verlieren müsse und dem Ruin entgegen- gehe. Man legt immer wieder dar, daß es unmöglich sei, die Konkurrenz des Duöbingfilms auszuhalten, da er seine Herstel¬ lungskosten in der französischen Fassung bereits auf nichtfranzö¬ sischem Boden amortisiere, näm¬ lich in Belgien und der franzö¬ sischen Schweiz. Sokoloff und Pabst in Paris Wladimir Sokoloff, der in Pa¬ ris Gast der „Sociötö luternatio¬ nale du Cinöma" war, teilt der französischen Presse mit, daß er unter der Regie von Pabst in Paris zwei Filme in deut¬ scher, französischer und eng¬ lischer Sprache spielen werde. Die Regie eines dritten Films wolle er selber führen. Der Titel dieses Films ist vorläufig mit „Die phantastischen Abenteuer des Herrn X.“ festgesetzt.