Der Kinematograph (August 1932)

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liehen Vorzügen des Kinos vereinigt. * Gewiß, es ist nicht neu, wundervolle Naturaufnahmen nur mit Musik oder Gesang zu begleiten. Das feine, der Natur abgelauschtc Tieridyll ist schon als unterstreichen¬ des und stimmungförderndes Motiv hier und da aufgeklun¬ gen. Aber es wirkt doch imme; wieder, fesselt das Auge unc beschwingt den Sinn, wenn es so fein, anheimelnd und organisch in die Handlung verwoben wird wie hier. Es sind sozusagen sympho¬ nische Ruhepunkte in der hübsch gesteigerten Hand¬ lung Stimmunghemmende und stimmungfördernde Ele¬ mente. die wie Fermaten und kleine Pausen in der Musik wirken. Vielleicht kommen gerade bei einer derartigen Kom¬ position, die man wohl als die neue Linie betrachten darf, von der in der letzten Zeit soviel gesprochen wird, die einzelnen Pointen besser und klarer zur Geltung. Es scheint nicht ausgeschlossen, daß hier schon der endgültige Weg sich ankündigt, der uns vor einer Überhetzung des Sprechtempos im Filmstil bewahrt, die wir schaudernd am Ende der verflossenen Saison glaubten vorausahnen zu müssen. * Wenn man heute be¬ hauptet, daß es sich hier nicht nur um einen Film von Klasse, sondern um einen klassischen Film handelt, wird man einen derartigen Satz als problematisch emp¬ finden und belächeln. Aber vielleicht schon in ein, zwei Jahren, wenn auch die Kurfürstendamm-Kritik erkannt hat, daß Stoff und Methode des künstlerischen Schafiens sich genau so ge¬ wandelt haben wie die Men¬ talität des Volkes, wird man in diesem We:k etwas sehen, das von tieferer program¬ matischer Bedeutung ist, als man das heute wahrhaben will. Dabei darf nicht vergessen werden, darauf hinzuweisen, daß es ein Bild ist, das über¬ all gefallen wird. Ein Ka¬ binettstückchen, das im deut¬ schen Kinospielplan des Jahres an beachtlicher Stelle stehen wird. Ein Film, über den man sich herzlich freut. Ein Spiel mit schönen Men¬ schen in wundervoller Land¬ schaft. Lobenswerte Arbeit aller, die an dem entzückenden Opus mitwirkten. Vom Re¬ gisseur über die Schauspieler bis zu den glänzenden, bra¬ vourösen Photographen (Fritz Arno Wagner, Robert Ba- öerske) und dem geschmack¬ vollen Baumeister Werner Schlichting. Ein Film, bei dem es nur zu loben gibt. Den Ralph Erwin mit einer Musik aus¬ stattete, die zart und innig bei den idyllischen Partien, fesch und flott beim Schlager („Ins blaue Leben") klingt. Famose Filigranarbeit, die trotzdem ihre Wirkung auf die breite Masse nicht ver¬ fehlt. Ein Film, über den man sich freut, der eine Be- schwingtheit zurückläßt, die man heute doppelt braucht. In se'ner Art ein Meister¬ werk. Eine Visitenkarte bester Art für jedes Licht¬ spielhaus. Eine Bereicherung des Repertoires, wie man sie dem Kino für die kommende Spielzeit noch oft in gleicher Vollkommenheit wünschen möchte. Revolution von innen heraus Interessante Tagung in Frankfurt Die letzte Tagung des Hes sischen Landesverbandes bot wieder eine Reihe von inter¬ essanten und, wenn es nur nach den Frankfurtern ginge, revo- lutionieienden und umwälzen¬ den Bescllüssen. Zunächst wählte man eine Kommission die mit den Lei¬ tern der neuen Großtheater, den Herren Neumann und Saklikower. über eine Regelung der Eintrittspreise verhandeln soll. damit Preiskämpfe in Frankfurt vermieden werden. Dann hörte man, daß an dem Manteltarifvertrag für die Kinoangestellten ein paar wich¬ tige Änderungen vorgenommen sind, die vor allen Dingen da¬ hin gehen, daß Forderungen aus dem Arbeitsverhältnis, sei es aus Lohn, aus der Bezah¬ lung von Überstunden oder aus den sozialen Leistungen, spä- lestens innerhalb 14 Tagen, vom nächsten Lohnzahlungstag an gerechnet, vom Arbeitnehmer geltend zu machen sind. Für Tonsteurer und Schall¬ plattenbediener sind Löhne von 35 RM bis 42.50 RM pro Woche 'estgelcgt. Wegen der Sätze, die für einen zweiten Vorfüh- re r zu zahlen sind, schweben noch Verhandlungen. Hilfsarbeiter können für die Folge auch zu Arbeiten im ’ orführungsraum verwendet '‘erden. Die interessantesten Ver¬ handlungen verlegte man in die Vorstandssitzung, die im An¬ schluß an die Plenars.lzung tagte. Hier beschloß man einstim¬ mig, den Reichsverband zu er¬ suchen, ein eigenes Verbands¬ organ zu schaffen. Ein Vorschlag, der sicherlich noch ausgiebig diskutiert wer¬ den muß. Besonders dann, wenn man kein Nachrichlei.- blatt. sondern eine Zeitung zu gründen wünscht, die man dann fraglos durch Anzeigen zu erhalten wünscht, die gerade wieder eine neue Belastung des Verleihs und der Fabrika¬ tion darstellen wü'den, cie die TJ.eaterbesilzer aus naheliegen¬ den Gründen im eigenen Inter¬ esse vermeiden sollten. Einen breiten Raum in der Besprechung nahm die Frage des plastischen Films ein. die im Zusammenhang mit Plänen des Lichtspiel-Syndikats erör¬ tert wurde. Die Frankfurter befürchten neue Belastungen. Aufrichtung neuer Monopole, die man ge¬ rade in diesen schwierigen Zeiten für doppelt gefährlich und untragbar hält. Mit Rücksicht auf die ent¬ stehende-! Kosten spricht man sich auch bereits heute gegen die eventuelle Finführung eines neuen Bildformats aus, das in Amerika bereits zur Verwen¬ dung gelangt. Auch sieht der Frankfurter Verband unter Umständen die Notwendigkeit der Investierung neuer Mittel, die aber nach unserer Information nicht so erheblich sein können, daß man deswegen e : nen an sich beacht¬ lichen Fortschritt einfach konterkariert, , Daß man sich gegen den neuen Bestellschein der ADF. wandte, war selbstverständlich. Wenn wir auch im Prinzip mit den Frankfurtern darin einig gehen, daß derartige For¬ mulare zweckmäßig in gemein¬ samer Zusammenarbeit fest¬ gelegt werden, so muß doch betont werden, daß es viel¬ leicht eine Folge der Reichsver¬ bandsstatistik ist, wenn man die lheaterbesitzer jetzt vor fertige Tatsachen stellt. Im übrigen behalten wir uns vor, im Lauf der nächsten Zeit auf einzelne Punkte, die in Frankfurt angeschnitten wur den, näher einzugehen. DOLLY HAAS und WILHELM DIECELMANN in dem Tcrra-Fila „GROSSSTADTNÄCHTE-